Von Frank Auffenberg

PÜTZCHEN. Blau strahlend prangt ein Bild der Erde über der Bühne im Pfarrzentrum Pützchen. Rund 100 Gäste recken neugierig ihre Köpfe. Sieht man auch gut? Ist der Blick auf die Leinwand auch nicht verdeckt? Peter Jurgilewitsch, Kreuzfahrtdirektor der MS Deutschland und ehemaliger Kantor der Gemeinde, korrigiert noch einmal den Lichtstrahl des Projektors und kontrolliert alle Kabelverbindun- gen, dann bittet er um die Abdunke-lung des Raumes. Ein Raunen geht durch den Saal.

Für viele Gäste gehört der weihnachtliche Lichtbildvortrag Jurgilewitschs auf Einladung des Kongo- Förderkreises Pützchen-Yasa schon zur adventlichen Tradition. „Vor circa zehn Jahren verließ ich die Gemeinde, um auf dem damals jüngst zu Wasser gelassenen neuen Kreuzfahrtschiff der Reederei Peter Deilmann meinen Dienst anzutreten. Regelmäßig berichte ich seitdem meiner Gemeinde von meinen großen Fahrten auf den Weltmee¬ren“, so Jurgilewitsch vor Beginn seines Vortrages.

So sehr solche Berichte für ihn schon Routine sind, er freue sich immer wieder auf sie. Im Grunde sei genau diese Art von Veranstal¬tung der zufällige Einstieg in den neuen Beruf gewesen.

Mitglieder der Reederei seien Ende der neunziger Jahre bei einem Vortrag auf ihn aufmerksam geworden. „Ob ich mir nicht vorstellen könnte, so etwas auch mal auf der MS Deutschland zu machen. Ich nahm das Angebot an, und ehe ich mich versah, war ich schon Kreuzfahrtdirektor“, erzählt er schmunzelnd. Zuständig sei er nun für das gesamte Unterhaltungs- und Bildungsprogramm des durch die ZDF-Fernsehsendung Traumschiff bekannten Kreuzers.

Noch einmal blickt er auf die Weltkugel hinter sich, dann begrüßt er die Gäste. Er wolle diesmal von einer ganz besonderen Reise erzählen. Eine Kreuzfahrt über beide Hemisphären. Was noch vor wenigen Jahrzehnten Monate gedauert hätte, könne heutzutage in wenigen Wochen geschafft werden.

Plötzlich fällt der Projektor aus. Jurgilewitsch nimmt es gelassen. Beim Abdunkeln sei wohl der falsche Stecker gezogen worden, nur wenige Sekunden und schon strahlt der Planet wieder in den Saal hinein. Ruhe und Gelassenheit scheint eine nutzvolle Qualität des ehemaligen Kantors zu sein, die er auch auf Reisen nutzen kann.

Vom kubanischen Havanna aus sei die MS Deutschland aufgebrochen, um quer durch den Panamakanal zur Westküste Südamerikas zu gelangen. Vorbei an Ecuador, einer Inselgruppe, die Klein-Galapagos genannt wird, sei es dann durch unzählige chilenische Fjorde Richtung Kap Horn gegangen, dem gefürchteten Ende der Welt, um dort ins antarktische Eismeer zu gelangen. „Ich möchte fast behaupten, dass dies die schönste meiner bisherigen Reisen war“, sagt er. Ein hohes Lob, hat er von derzeit 195 Staaten der Erde bis auf 17 doch alle bereist.

Viele denkwürdige Momente habe es auf der Traumreise von Havanna in die Antarktis gegeben. Eindringlich sei ihm beispielsweise die Passage durch den 81,6 Kilometer langen Panamakanal in Erinnerung geblieben. 100 000 Euro kostet die Reederei diese Fahrt von der Karibik in den Pazifik. „Über die mächtigen Staustufen bis hin zur Fahrt durch den Regenwald ist es ein einzigartiges Erlebnis“, schwärmt er.

Fünf Wochen sei er nun in Deutschland. Eine kurze Zeit, die er sehr genieße, dann gehe es auf direktem Weg nach Singapur, um wieder auf große Fahrt zu gehen. Sicher sei, dass er auch von den nächsten Reisen berichten werde. „Ich schätze die Arbeit des Yasa- Kreises sehr. Hier kann man sich sicher sein, dass die gespendeten Fördermittel auch direkt vor Ort sinnvoll eingesetzt werden. “

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