Atombombe expodiert über Hiroshima
Atombombe expodiert über Hiroshima

Hiroshima ist erreicht. Niemand, der diese Stadt besucht hat, bleibt unberührt von dem, was hier am 6. August 1945 – überings wenige Tage vor Kriegsende – geschehen ist.
Um 8.15 Uhr Ortszeit expodierte in einer Höhe von nur 600 m über der Stadt die erste millitärisch genutzte Atombombe in der Geschichte der Menschheit. Der Name der Bombe „Little Boy“ klingt verharmlosend, ja lächerlich. Das was diese furchtbare Waffe angerichtet hat, war für die Menschen in Hiroshima, ganz Japans und der Welt alles andere als harmlos. Schätzungsweise 90.000 Personen wurden sofort getötet.

 

Die Explosion der Atombombe und ihre Folgen

Hiroshima Atombombe
Hiroshima Atombombe

An den Spätfolgen starben weitere 90.000 bis 166.000 Menschen. Die noch lebenden Opfer des Angriffs werden in Japan als „Hibakusha“ bezeichnet und leiden an den Folgen der Verstrahlung bis heute. Sie haben eine vom Staat finanzierte kostenlose medizinische Versorgung.
Dass wir heute an der Explsionsstelle stehen können, obwohl es hier massiven radioaktiven Fallout vor kaum 70 Jahren gegeben hat, ist eine Meisterleistung im Zuge der Aufräumarbeiten und des Wiederaufbaus. Die Strahlenbelastung ist heute nicht über dem Niveau der gewöhnlichen Hintergrundstrahlung durch natürliche Radioaktivität und somit nicht höher als in anderen Gebieten der Erde.

Hiroshima ist heute eine moderne Stadt

Friedenspark in Hiroshima
Friedenspark in Hiroshima

Hiroshima tut mit seinen über 1 Million Einwohnern alles um der Stadt ein junges und lebendiges Image zu geben. Es finden Festivals, Ausstellungen und Konzerte Stadt, die Stadt wirkt gepflegt, wie alle japanischen Städte, überall wachsen Blumen und blühen Bäume. Wir machen uns auf den Weg zum Friedenspark. Er liegt an der Stelle, über der die Bombe explodierte. Auffälligstes Bauwerk hier ist der sogenannte Atombomben-Dom. Dabei handelt es sich nicht um eine Kirche sondern das bekannteste Bild Hiroshimas. Das Gebäude wurde nach einem Entwurf des tschechischen Architekten Jan Letzel erbaut und im April 1915 fertiggestellt als „Produktausstellungshalle der Präfektur Hiroshima“. Es blieb erstaunlicherweise stehen sodass es zum Synonym für die Atombombe und ihre Folgen wurde.

Der Friedenspark ist Treffpunkt für Menschen aus aller Welt

Kenotaph in Hiroshima
Kenotaph in Hiroshima

Der Friedenspark ist eine wunderschöne Parkanlage mit vielen Bäumen, blühenden Beeten und zahlreichen Denkmälern. Im Mittelpunkt stehen in einer Linie angeordnet der Atombomben-Dom „Friedensdenkmal“, die lange Allee mit ewiger Flamme und vielen Gedenkstätten, der Kenotaph mit dem berühmten Steinbogen und das sehr sehenswerte Friedensmuseum. Alles hier erinnert an die Opfer und es ist schön zu sehen, dass wieder Mütter mit Kindern hier flanieren, sich Menschen schweigend über die Ereignisse des 6. August 1945 informieren und niemand Hass äussert gegenüber den Tätern. Viele amerikanische Touristen sind im Park auch während unseres Besuchs unterwegs.

Lasse alle Seelen in Frieden ruhn

Friedenspark in Hiroshima
Friedenspark in Hiroshima

Für mich ist, abgesehen vom Museum, der Blick durch den Bogen oberhalb des Kenotaphen hin zum Friedensdenkmal mit der Kuppel, immer der berührendste Moment eines Hiroshima-Besuchs. Das „Denkmal für Hiroshima“, der Stadt des Friedens, wurde 1952 von Kenzō Tange entworfen. Das steinerne Kenotaph beinhaltet eine Liste von verstorbenen Opfern aller Nationalitäten, sofern die Angehörigen dies wünschen. Die Liste wird stetig erweitert, am 6. August 2015 umfasste sie 108 Bände mit 297.684 Namen. Auf dem Stein steht geschrieben: „Lasse alle Seelen hier in Frieden ruhen, denn wir werden das Böse nicht wiederholen“. Danach ist der Gang durch das Friedensmuseum eine erschütternde Erfahrung, die ungeschminkt zeigt welches Grauen eine solche Atomwaffe anrichten kann.

Die Uhr läuft immer noch auf eine neue Atombombe zu

Uhr im Friedensmuseum in Hiroshima
Uhr im Friedensmuseum in Hiroshima

Beim Verlassen des Museums trifft der Besucher dann auf eine Uhr. Diese ist Mahnung und Schock zugleich. Zum Einen zeigt sie die aktuelle Uhrzeit an, zum anderen erinnern digitale Anzeigen daran, wieviele Tage es her ist, dass die Atombome Hiroshima traf. Am Tag unseres Besuchs 26903 Tage! Das ist beruhigend. Darunter jedoch steht, dass der letzte Atomwaffenversuch NUR 476 Tage her ist. Man ist fassungslos ob der Tatsache, dass die Menschen offensichtlich nichts gelernt haben aus Hiroshima und Nagasaki. Und wir wissen alle:

Was werden die Politiker tun??

Wenn experimentiert wird, dann wird die Waffe auch wieder eingesetzt. Natürlich will niemand, kein normaler Mensch auf der Strasse, dass so etwas noch einmal passiert. Es sind ausschliesslich die Politiker, die ganze Völker dazu bringen einander zu hassen. Und leider ist das Bildungsniveau und die Kompetenz unserer Politiker international derzeit so schlecht, dass man leider vermuten muss, dass es wieder zu so einer Katastrophe kommen wird, wie hier in Hiroshima. Immer wieder werden Idiologien und Feindbilder zum Anlass genommen, wie über den Einsatz solcher Massenvernichtungswaffen nachzudenken. Es ist mir völlig unverständlich, dass, obwohl, jeder gut dokumentiert, ja förmlich hautnah sehen kann, was die Folgen von Atomkraft sind (siehe Fukushima), noch ein Gedanke daran verschwendet wird.

Das Seeheiligtum ‚Itsukushima“ auf Miyajima

Torii des Itsukushima-Schreins auf Miyajima
Torii des Itsukushima-Schreins auf Miyajima

Unser nächstes Ziel am heutigen Tag ist die Schrein-Insel „Miyajima“. Sie gehört, wie es der konfuzianische Gelehrte Hayashi Razan einst ausdrückte, zu den drei schönsten Landschaften Japans. Die Insel ist nur rund 30 qkm groß und liegt 20 km südwestlich von Hiroshima. Um das Seeheiligtum zu besuchen, müssen die Besucher eines der zahlreichen Fährschiffe nehmen, die in kaum 15 Minuten Überfahrt die Insel erreichen. Danach steht ein längerer Spaziergang entlang der Küste an. Auf der Insel leben nur 2000 Einwohner. Es kommen jedoch täglich Tausende aus aller Welt dazu. Auch hier, wie schon in Nara, begegnen uns wieder zahme Hirsche, die inmitten der Stadt unterwegs sind – ein Zeichen für die Heiligkeit des Ortes. Das Ziel aller Touristen ist der Itsukushima-Schrein.

Der Schrein ist ein Postkartenmotiv Japans

Itsukushima-Schrein auf Miyajima
Itsukushima-Schrein auf Miyajima

Schon 593 soll der Schrein entstanden sein. Er steht auf Stelzen im Wasser, ebenso das hölzerne Torii aus dem Jahr 1875, daß eines der Wahrzeichen ganz Japans wurde und eines der am meisten fotografierten Motive Asiens ist. Wir gehen durch lange offene Gänge und es ist Ebbe, das heisst, wir können zur Fuss zum Torii gelangen, das bei Flut im Wasser steht. Es befindet sich 160 m entfernt vom Schrein in der Bucht. 1996 erklärte die UNESCO die Anlage zum Weltkulturerbe. 2004 zerstörte ein heftiger Taifun Teile des Tempels und die Wiederaufbauarbeiten sind noch im Gange. Der Schrein ist einer der beliebtesten Orte für japansiche Paare, die heiraten möchten. Allerdings ist die Hochzeit hier eine der teuersten Möglichkeiten in Japan zu heiraten. Die Zeremonien sind traditionell und werden nicht selten mit Tänzen begleitet. Wir erleben einen traumhaft schönen und vor allem erneut sonnigen Nachmittag auf Miyajima.

Morgen erwartet uns ein hochinteressanter Tag. Wir werden von Hiroshima nach Iwami-Gizan und von dort nach Itzumo und Matsue fahren. Ein Stück ursprüngliches Japan erwartet uns abseits der Touristenrouten.

Itsukushima-Schrein auf Miyajima
Itsukushima-Schrein auf Miyajima
Torii im Miyajima
Torii im Miyajima
Torii in Miyajima
Torii in Miyajima

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