Mit MS Ocean Majesty in der Diskobucht und im Eisfjord

DSC 4857 1 -Diskobucht/GrönlandDie Diskobucht wartet! Eine weitere sonnige Nacht haben nicht wenige Passagiere ohne zu schlafen an den Fenstern der Majestic Lounge verbracht oder aber an Deck. Denn: Es ist nahezu windstill, die See ist spiegelglatt und die ganze Nacht steht die Sonne über dem Horizont. MS Ocean Majesty ist auf dem Weg in die Diskobucht und beginnt mit der mehrstündigen Einfahrt um 3.30 Uhr Ortszeit. Die Diskobucht ist ist das Ziel jedes Grönlandreisenden an Westküste.

Sie öffnet sich zur Baffin Bay und an Ihrer Ostseite befindet sich mit Ilulissat die drittgrößte Stadt Grönlands. Ebenso befindet sich der Eingang zum Weltnaturerbe Ilulissat-Eisfjord in der Diskobucht und damit eine der größten Sehenswürdigkeiten des Landes. Für die meisten Besucher bietet dieser Fjord die einfachste und beste Möglichkeit, während ihres Aufenthaltes das arktische Eis und die berühmten grönländischen Eisberge hautnah zu erleben.

Die Sonnennacht in der Diskobucht

DSC 4853 1 -Diskobucht/GrönlandEs ist also kein Wunder, daß viele Gäste auf MS Ocean Majesty diesem Tag mit besonderer Spannung entgegenfiebern. Die dänischen Eislotsen an Bord haben bereits Kurs auf Ilulissat gesetzt. Achtern verstärkt auf sich nähernde Eisberge, die vom gewaltigen Eisfjord-Gletscher unaufhörlich in die Diskobucht geschoben werden. Es fällt schwer, das nächtliche Licht des Mittsommers in der Diskobucht zu beschreiben, weil man allzuschnell ins Schwärmen kommt und euphorisch wird.

Aber das Glück, das MS Ocean Majesty in diesem Jahr während der gesamten Grönlandreise begleitete ist so außergewöhnlich, daß es einer Würdigung bedarf. Ich bin nun schon rund 10 Mal in Grönland mit Schiffen unterwegs gewesen, hatte auch hier und da in der Diskobucht und in einzelnen Häfen sehr schönes Wetter, aber so stabil und durchweg sonnig wie in diesem Jahr war es noch nie. Hinzu kommt, daß nahezu kein Seegang oder starker Wind zu verzeichnen war. Alles in allem darf man diese Bedingungen in Grönland als einzigartig bezeichnen.

Wie kommt es zu den Eisbergen in der Diskobucht?

MS ocean Majesty in der DiscobuchtWer in dieser kühlen aber strahlend schönen Nacht das Bett mit dem Deck von MS Ocean Majesty vertauscht hatte, wurde reich belohnt. Bizzarre Eisgebilde zogen auf beiden Seiten des Schiffs vorbei, schön wie geschnitzte Kunstwerke. Und die ersten Eisberge waren mehr als beeindruckend. Es handelt sich um riesige Eismassen, die vom Eisgletscher am Ende des gleichnamigen Fjords abgebrochen sind und dann ihre einjährige Reise bis an die Fjorschwelle antreten.

Wenn sie vom nachrückenden Eis über die flache Fjordschwelle in die Diskobucht gedrückt worden sind, beginnt eine lange Reise durch die Bucht, der Westküste Grönlands nach Norden folgend, bis die Eisberge dann in der Baffin Bay ihre Richtung wechseln und entlang der kanadischen Ostküste bis nach Neufundland ziehen. Besonders die schiere Größe der grönländischen Eisberge und ihre permanet wechselnden Farben in der Mitternachtssonne der Diskobucht sind unvergesslich.

Auf zu den Eisbergen in Booten der Inuit in der Diskobucht

Boot in der DiscobuchtMS Ocean Majesty macht am frühen Morgen vor der Küste bei Ilulissat fest und nach kurzer Zeit sind vier Boote der Iniut bereit, um die Gäste in den Eisfjord und in die bizzarre Welt des arktischen Eises zu bringen. Ganz exklusiv besteigen immer nur maximal 20 Passagiere die kleinen Schiffe. Sie werden von den einhemischen Kapitänen ganz nah an die gewaltigen Eiswände des Ilulissat Eisfjords manövriert. Auf dem Weg erfahren wir, daß sich durch den Klimawandel in den letzten Jahren die Fliessgeschwindigkeit des Eises erhöht hat. Der Gletscher kalbt deshalb besonders viel Eis ab. Was für uns als Touristen ein Highlight ist, treibt den Klimaforschern den Angstschweiß auf die Stirn. Denn der Inlands-Eispanzer Grönlands schilzt im Sommer imm weiter ab und baut sich im Winter nicht mehr genügend auf. Das Ungleichgewicht nimmt zu.

Auch wenn heutzutage die Auswirkungen noch so gering sind, daß die meisten Menschen auf dem Globus davon nichts spüren, lautet die klare Aussage: Sollte das grönländsiche Eis eines Tages komplett schmelzen, dann wird der Meerespiegel weltweit um 6-7 Meter ansteigen. Das Gesicht der Erde wird sich massiv verändern und viele Städte in Küstennähe dem Untergang preisgeben.

Der am schnellsten kalbende Gletscher der Welt

Eisberg in der DiscobuchtDoch für alle an Bord von MS Ocean Majesty ist heute der schönste Tag der Reise. Wir erleben fast unglaubliche Bilder von Eisbergen, Treibeis, Eischleppen und kunstvollen Eisskulpturen. Jeder Gast hat am Abend auf seiner Kamera eine Fülle traumhaft schöner Bilder. Wie schon die ganze Woche zuvor strahlt auch heute die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Es ist nahezu windstill bei 13 Grad Lufttemperatur – arktischer Hochsommer von seiner schönsten Seite.

Wir fahren in den Ilulissat-Eisfjord. Er ist 40 km lang und bis zu 7 km breit. An seinem landseitigen Ende befindet sich der Gletscher Sermeq Kujalleq, einer der aktivsten Gletscher der Erde.

Seine Fließgeschwindigkeit beträgt rund 20 Meter pro Tag, was einer jährlichen Eismenge von 35 Kubikkilometern entspricht. Am meerseitigen Ende befindet sich 200 bis 225 Meter unterhalb des Meeresspiegels eine Moränenablagerung, an der die größeren Eisberge unter Wasser hängen bleiben. Dies ist die Ursache für eine Ansammlung riesiger Eisberge an dieser Stelle.

DSC 5455 1400x935 1 -Diskobucht/GrönlandNoch lange nach dem Ende der Eistouren während des Tages ist es an Bord von MS Ocean Majesty am Abend stiller als sonst. Man merkt den Passagieren an, wie beeindruckend das Weltnaturerbe war und die Begegnung mit dem Eis. Ob in der Observation Lounge mit Rundumblick auf dem Pooldeck im Lido Garten – überall sitzen die Gäste bei Kaffee, Tee oder einem Glas Wein und sprechen über das Erlebte. Und als ich um kurz vor Mitternacht noch einmal durch die Räume des Schiffes gehe und einen älteren Herrn begegne, kommt er euphorisch auf mich zu und sagt: „Mit ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen – daß ich diesen Tag erleben konnte, hätte ich nicht gedacht und auch nicht zu wünschen gewagt.“ Für mich war dieser Satz das Schlusswort unter einen unglaublichen Tag in der Diskobucht.

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