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Der Xudayar Khan Palast in Kokand, Usbekistan

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Der Xudayar Khan Palast in Kokand, Usbekistan

Der Xudayar Khan Palast in Kkand (Qoʻqon) ist ein beeindruckendes Beispiel orientalischer Baukunst und kultureller Ausdruckskraft. Umgeben von lebendiger Geschichte, erzählt er von Macht, Pracht und dem Stolz vergangener Epochen. Der Xudayar Khan Palast zeigt eine kunstvolle Architektur. Diese zieht Besucher in ihren Bann. Im Xudayar Khan Palast verschmelzen Tradition, Ästhetik und Symbolik zu einem einzigartigen Erlebnis.

Beim Betreten des Xudayar Khan Palastes eröffnet sich eine Welt voller Farben, Muster und filigraner Details. Die reich verzierten Fassaden und kunstvollen Räume spiegeln das handwerkliche Können längst vergangener Meister wider. Jeder Winkel scheint eine Geschichte zu erzählen. Es ist ein Ort, an dem Kunst und Identität eng miteinander verbunden sind.

Der Palast dient nicht nur als architektonisches Meisterwerk, sondern auch als kulturelles Gedächtnis einer ganzen Region. In seinen Mauern spürt man die Atmosphäre historischer Ereignisse und politischer Entscheidungen. Er lädt dazu ein, in eine andere Zeit einzutauchen. Besucher erleben hier die Verbindung von Geist, Macht und Kultur.

Der Xudayar Khan Palast Palast steht auf einem 3 Meter hohen Fundament auf einer Fläche von etwa 4 Hektar (ca. 138 × 65 m). Er ist rechteckig angelegt, mit einer rund 70 m langen Ostfassade, flankiert von vier Minaretten, zwei an der Fassade, zwei an den Enden. Der Hauptzugang erfolgt über einen langen Rampenweg, der direkt zum prunkvoll mit Stuck verziertem Eingangstor (Pisztchak/Iwan) führt .

Der Komplex bestand ursprünglich aus sieben Innenhöfen (Courtyards) mit 114 bis 119 Räumen, wovon heute zwei Höfe und 19 Räume original erhalten sind. Jeder Innenhof war von Portiken, privaten Räumen, Prunk- und Repräsentationssälen, Verwaltungsgebäuden und einem Harem für ca. 40 Konkubinen umgeben .

Die Fassade ist reich verziert mit farbenprächtigen Kachelornamenten (Blau, Gelb, Grün) – typisch für spätere zentralasiatische Baukunst. Die Innenräume zeigen Holzschnitzereien, Temperamalereien, vergoldete Stuckarbeiten und aufwendig verzierte Decken . Heute beherbergt der Palast das Regionale Heimatmuseum von Kokand; Besucher können zwei Innenhöfe und die 19 Räumlichkeiten besichtigen.

Die Baugeschichte des Xudayar Khan Palasts in Kokand

Vorgeschichte und Planungsphase

Die Ursprünge des Palastkomplexes gehen auf frühere Dynastien zurück: Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts existierte in Kokand eine Zitadelle unter Muhammad Alikhan, dessen Mütter Nadira und später die Mutter von Xudayar Khan die Pläne für eine neue Residenz begannen. Diese Vorgängerstruktur bot den Grundstock – Mauern, Fundament und Grundriss –, auf denen später ein imposanter Herrschersitz entstehen sollte.

Als der Herrscher Xudayar Khan an die Macht kam, lag der Grundstein bereits. In der Übergangsphase fielen jedoch viele der ursprünglichen Pläne der politischen Instabilität zum Opfer. Der Wunsch nach einer prächtigen Residenz blieb ungebrochen, doch die Umsetzung verspätete sich, bis schließlich stabile Rahmenbedingungen gegeben waren.

Hauptbauphase unter Xudayar Khan (1863–1873)

Ab etwa 1863 begann mit Nachdruck der geplante Bau des neuen Palasts. Xudayar Khan engagierte dem örtlichen Brauch gemäß den Architekten Mir Ubaydullo Muhandis zur Planung des Ensembles. Die monumentale Anlage erstreckte sich original über eine Fläche von rund vier Hektar – sehenswert waren sieben Innenhöfe mit etwa 114 bis 119 Räumen.

Den besonderen architektonischen Eindruck am Xudayar Khan Palast prägte die auf einem drei Meter hohen Fundament errichtete Hochplattform: Anfahrt und Eingangskaskade boten einen erhöhten Blick auf die imposante Hauptfassade mit Portal, Iwan und vier Minarette. Für den Bau wurden etwa 16.000 Arbeitskräfte verwendet, dazu über 80 Meister und rund 1.000 Pferdekutschen zum Materialtransport.

Bautechnisch und gestalterisch spiegelte das Ensemble traditionelle Bauweisen mit lokalem und zentralasiatischem Einschlag wider – reiche Kachelornamente, arabische Inschriften, Fliesendekor aus Rishtan, Holzschnitzwerk, Stuck und bemalte Decken verliehen dem Palast von außen wie innen seine unverwechselbare Pracht.

Russische Eroberung & Übergang (1876–1925)

Kaum hatte der prunkvolle Bau sein Finale erreicht, reichten bald darauf die Machtinteressen des Russischen Reichs. Im Jahre 1876 besetzten zaristische Truppen das Khanat von Kokand – der Palast blieb nicht verschont.

Die russische Administration nutzte die den Xudayar Kahn Palast militärisch: Teile wie die Festung und das Harem wurden gesprengt, um Widerstand zu zerschlagen – nur 19 der einst rund 119 Räume blieben weitgehend intakt.

Im russischen Machtbereich wurde der prächtige Bau zunächst geplündert, dann erst militärisch, später für zivile Nutzungen umfunktioniert. Kleinteilig wurden Räume als Lager oder Schulen genutzt, in einem Raum wurde sogar zeitweise eine orthodoxe Kapelle eingerichtet. Der ehemals symbolträchtige Herrschersitz verwandelte sich somit in ein Instrument der Kolonialverwaltung.

Sowjetische Umnutzung und Museumsgründerzeit (1925–1945)

1924/1925 wurde der Xudayar Khan Palast erstmals als Museum genutzt – man stellte Landwirtschaftsgeräte und lokale Relikte aus. Doch der Pomp der einstigen Haremshöfe war verloren: Die bolschewistische Politik zerstörte gezielt luxuriöse Details, die der „bürgerlichen Vergangenheit“ galten.

Während des Zweiten Weltkriegs diente der Palast gar als Feldlazarett – eine pragmatische, jedoch jede künstlerische oder kulturelle Nutzung verdrängende Rolle . Erst nach 1945 begann schrittweise die Rückkehr zum musealen Charakter, wenn auch in einfacher Form.

Restaurierung und Wiederaufleben des Xudayar Khan Palastes (1945–2009)

Ab 1938 erfolgte die erste Restaurierung unter sowjetischer Initiative, geleitet von Architekt Obid Zayniddinov mit Hilfe von Kadirjon Haydarov und Holzschnitzern wie S. Norkoziyev. Ziel war, verbliebene Originalelemente zu sichern und grundlegend zu stabilisieren. 1960er folgte eine Fassaden-Renovierung, die das Erscheinungsbild stärker prägte .

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wollten die neuen nationalen Behörden das Bauwerk wieder als kulturelles Symbol stärken. Ab 2009 begann eine umfassende, moderne Restaurierung:

Rekonstruktion des rechten Fassadenflügels, Nachbau von Holzsäulen und –türen, Installation national dekorierter Zäune sowie die Reorganisation zum historischen Landesmuseum . Bis 2011 war die Restaurierung weitgehend abgeschlossen, begleitet vom Ausbau des Museumssystems und Integration in das städtische Denkmalwesen .

Heute: Museum, Denkmal & Veranstaltungsort

Heute strahlt der Xudayar Khan Palast in neuem Glanz: Er beherbergt das Museum für Landeskunde, ist Veranstaltungsort für Festivals wie das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Festival der Handwerker und zählt zu den meistbesuchten Denkmälern im Ferganatal.

Besucher erleben die verbliebenen Innenräume mit originalen or lokalkritischen Restaurierungen: Holzdecken, Stuckelemente, Fliesenschriften, Repliken vom Thronsaal sowie eine Replik des Throns, da das Original seit langem im Eremitage-Museum in Sankt Petersburg verwahrt wird . Zudem ist die restaurierte Außenrampe mit den prunkvoll dekorierten Portalminaretten präsenter Bestandteil des Kulturerbes der Stadt Kokand.

Der Bau des Xudayar Khan Palasts markiert ein architektonisches und historisch-politisches Meisterwerk Zentralasiens: Sein Entstehen in einer prächtigen Herrschaftszeit, sturmzeitbedingte Zerstörung, sowjetisch geprägte Umnutzung sowie die heutige Wiederaneignung als Symbol nationaler Identität bilden beeindruckende Stadien im Wandel von Raum und Erinnerung.

Ein Denkmal, das sowohl Licht als auch Schatten vergangener Epochen verkörpert – und in seinem heutigen Zustand Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft baut.

Muhammad Sayid Khudayar Khan

Herkunft und Familie

Muhammad Sayid Khudayar Khan wurde 1829 als Sohn von Shir Ali Khan, einem späteren Herrscher des Kokander Khanats, geboren. Die Familie gehörte zur Ming-Dynastie, einer usbekischen Herrscherdynastie, die seit dem 18. Jahrhundert über das Khanat von Kokand im Ferghanatal herrschte.

Khudayars Mutter war eine bedeutende Persönlichkeit am Hof, bekannt für ihre Einflussnahme auf politische Entscheidungen und ihr traditionsbewusstes Auftreten – ihr Wunsch, in einer Jurte statt im Palast zu leben, wurde später sogar sprichwörtlich. Die familiären Bande innerhalb der Dynastie waren stark, aber häufig auch von Machtkämpfen und wechselnden Loyalitäten geprägt.

Frühe Jahre und Machtübernahme

Khudayar Khan bestieg den Thron erstmals im Jahr 1845 im Alter von etwa 16 Jahren, nachdem sein Vater Shir Ali Khan gestorben war. Da er zu jung war, um eigenständig zu regieren, wurde die tatsächliche Macht zunächst von einem Militärführer namens Musulmonqul ausgeübt.

Diese Frühphase seiner Herrschaft war von politischer Instabilität geprägt. Es kam zu wiederholten Umstürzen, Machtwechseln und inneren Unruhen, weshalb Khudayar zwischen 1845 und 1875 insgesamt viermal den Thron bestieg und verlor. Trotzdem gelang es ihm in späteren Jahren, sich dauerhaft an der Spitze des Khanats zu halten und sich als strategischer, wenn auch umstrittener Herrscher zu profilieren.

Regierung und Innenpolitik

Die Regierungszeit Khudayar Khans war eine der längsten und gleichzeitig konfliktreichsten Phasen in der Geschichte des Kokander Khanats. Er galt als pragmatischer Politiker, der versuchte, die Unabhängigkeit des Khanats gegenüber Russland und Buchara zu bewahren – jedoch oft auf Kosten seiner Popularität.

Er war bemüht, die staatliche Verwaltung zu zentralisieren, führte Steuerreformen durch und setzte Beamte ein, die ihm persönlich loyal waren. Allerdings sahen viele Stämme und Provinzführer darin einen Machtmissbrauch, was zu zahlreichen Aufständen führte. Zudem war seine Nähe zum russischen Zarenreich für viele Untertanen ein Dorn im Auge. Die Spannungen zwischen Bevölkerung, Militär und Herrscher nahmen stetig zu.

Der Bau des Xudayar Khan Palastes

Eine der bekanntesten Hinterlassenschaften seiner Herrschaft ist der Bau des prächtigen Khudayar-Khan-Palastes in Kokand, der zwischen 1863 und 1873 errichtet wurde. Der Palast sollte nicht nur als Residenz dienen, sondern auch als Zeichen seiner Macht und seines kulturellen Anspruchs.

Mit über hundert Räumen, reich verzierten Fassaden und aufwändigen Dekorationen galt der Palast als eines der beeindruckendsten Bauwerke Zentralasiens. Der Bau selbst verschlang enorme Ressourcen und wurde unter Beteiligung tausender Arbeiter und Handwerker aus der gesamten Region realisiert.

Sturz und Exil

Die zunehmende Unzufriedenheit im Land sowie der steigende Einfluss des Russischen Reichs führten 1875 zu einem letzten Aufstand gegen Khudayar Khan. Seine Gegner warfen ihm Tyrannei, wirtschaftliche Ausbeutung und Verrat an nationalen Interessen vor.

Er floh mit seiner Familie nach Orenburg ins Exil, nachdem russische Truppen in Kokand einmarschiert waren. Seine Flucht markierte das faktische Ende des unabhängigen Kokander Khanats, das 1876 offiziell dem Russischen Reich einverleibt wurde. Khudayar starb wenig später, vermutlich im Jahr 1886, fern seiner Heimat.

Nachwirkung und Bewertung

Muhammad Sayid Khudayar Khan wird bis heute ambivalent betrachtet. Einerseits gilt er als Bauherr eines der bedeutendsten kulturellen Bauwerke der Region und als Herrscher mit Weitblick, der Stabilität durch Diplomatie anstrebte.

Andererseits machten seine autokratische Regierungsführung, der starke Zentralismus und seine Nähe zu den russischen Interessen ihn in den Augen vieler Untertanen zu einem Verräter an der nationalen Sache. Der nach ihm benannte Palast ist heute sein größtes Vermächtnis – ein Ort, der sowohl Glanz als auch Tragik seiner Herrschaft verkörpert.

Bewohner des Xuadyar Khan Palastes im Laufe der Zeit

Angehörige der Dynastie

Auch andere Mitglieder der Kokander Dynastie hinterließen ihre Spuren in der Geschichte des Palastes. Xudayars Vater, Shir Ali Khan, regierte das Khanat von 1842 bis 1845. Nach einer Periode politischer Instabilität hatte er das Land wieder gefestigt und sich als eine Schlüsselfigur in der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Kokands nach der Besetzung durch Buchara erwiesen.

Xudayar Khan folgte auf seinen Halbbruder Muhammad Malla Beg Khan, der von 1858 bis 1862 regierte. Letzterer war bekannt für militärische Expansionen, unter anderem in das heutige Nord-Kirgisistan. Doch auch er wurde Opfer interner Machtkämpfe: Alimqul, ein einflussreicher Militärkommandant, ließ ihn ermorden.

Nach seinem Tod kehrte Xudayar erneut auf den Thron zurück, diesmal entschlossener und mit dem Vorhaben, die Macht mit monumentaler Architektur dauerhaft zu festigen.

Bewohner des Xudayar Khan Palastes

Der Xudayar-Khan-Palast war nicht nur ein Regierungssitz, sondern auch Wohnort einer Vielzahl von Menschen aus dem engeren Kreis des Herrschers. Neben dem Khan selbst lebte auch seine Mutter im Palast. Einer Anekdote zufolge verweigerte sie jedoch das Wohnen in den prunkvollen Mauern und ließ sich stattdessen in einem traditionellen Jurtenzelt im Innenhof nieder – ein stiller Protest gegen den Prunk oder Ausdruck von Bescheidenheit.

Auch der Harem des Khans war im Palast untergebracht. Schätzungen zufolge lebten dort bis zu 40 Konkubinen in einem mehrstöckigen Bau, der später durch russische Truppen zerstört wurde.

Darüber hinaus bewohnten hohe Beamte und Minister den Palastkomplex. Für sie standen separate Räume und Höfe zur Verfügung – darunter der Empfangshof (Diwan), Justizräume und Bereiche für Finanzverwaltung. Der Palast war somit nicht nur Residenz, sondern auch das funktionale Herz der Regierung.

Das Leben am Hof

Das tägliche Leben am Hofe von Xudayar Khan war geprägt von Ritualen, Zeremonien und politischen Entscheidungen. Der Khan hielt Audienzen in prachtvoll dekorierten Räumen, oft begleitet von seinen höchsten Beratern, Generälen und Vertretern des islamischen Klerus.

Die administrative Struktur war streng organisiert – Beamte arbeiteten in speziell zugewiesenen Bereichen, und auch militärische Einheiten waren in Kasernen innerhalb des Palastkomplexes stationiert. Besonders auffällig war die künstlerische Ausgestaltung des Palastes:

Fliesen aus Rishtan, kunstvolle Holzschnitzereien, farbige Deckenmalereien und detailreiche Stuckarbeiten schmückten Wände, Decken und Türen. Diese Arbeiten wurden von den besten Handwerkern der Region ausgeführt und verliehen dem Palast eine Atmosphäre von Luxus und kultureller Blüte.

Exil, Verlust und Umnutzung des Xudayar Khan Palastes

Nach dem endgültigen Sturz von Xudayar Khan im Jahr 1875 kam es zur Besetzung des Palasts durch russische Truppen. Die Familie des Khans flüchtete, konnte jedoch nicht alles mitnehmen – viele Kunstwerke und Besitztümer fielen russischen Soldaten in die Hände.

Der Palast selbst wurde teilweise zerstört. Besonders der Haremstrakt und die Festungsanlagen wurden gesprengt, um jede Möglichkeit des Widerstands zu zerschlagen. In der Folgezeit nutzte die russische Verwaltung Teile des Komplexes als Kaserne, Lager und sogar als orthodoxe Kapelle. Der einstige Glanz des Herrschersitzes verwandelte sich in ein nüchternes koloniales Machtzentrum.

Sowjetische und modernere Nutzung

Mit der Sowjetisierung Zentralasiens ab den 1920er Jahren wurde der Palast zunehmend kulturell umfunktioniert. Ab 1925 diente er als Museum, zunächst mit einem Schwerpunkt auf Landwirtschaft und regionalem Handwerk. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude sogar als Lazarett verwendet.

Erst nach Kriegsende begannen umfassendere Restaurierungsmaßnahmen, zunächst in bescheidenem Umfang. Ab den 1960er Jahren wurde verstärkt an der Erhaltung der verbliebenen 19 Räume gearbeitet.

Eine tiefgreifende Rekonstruktion erfolgte schließlich ab 2009, bei der Teile der Fassade, Tore, Iwane und Innenräume rekonstruiert oder restauriert wurden. Heute ist der Palast eines der bedeutendsten Museen Usbekistans und ein Wahrzeichen der Stadt Kokand.

Nasruddin Khan – der letzte Herrscher von Kokand

Nasruddin Khan war der letzte Herrscher des Khanats von Kokand, eines zentralasiatischen Staatsgebildes im Ferghanatal, das vom späten 18. Jahrhundert bis zur russischen Annexion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts existierte. Seine Regentschaft fiel in eine turbulente Phase der Geschichte, die durch innere Machtkämpfe, Reformversuche und den zunehmenden Druck durch das expandierende Russische Reich geprägt war. Auch er lebte im Xudayar Khan Palast.

Nasruddin Khan wurde um 1850 geboren, vermutlich als Sohn von Khudayar Khan, einem der einflussreicheren Herrscher von Kokand. Khudayar Khan regierte das Khanat in mehreren Phasen zwischen 1845 und 1875.

Er war bekannt für seine Versuche, das Khanat zu modernisieren, u.a. durch westlich beeinflusste Reformen und Kontakte mit dem Russischen Zarenreich. Seine Herrschaft war jedoch auch von Repressionen und wirtschaftlicher Ausbeutung begleitet, was zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung führte.

Nasruddin Khan als Herrscher

In diesem instabilen Umfeld kam Nasruddin Khan an die Macht, nachdem sein Vater 1875 während eines Volksaufstandes gestürzt worden war. Dieser Aufstand war sowohl religiös als auch nationalistisch motiviert und richtete sich gegen die pro-russische Politik Khudayars. Nasruddin wurde zunächst von aufständischen Kräften als eine Art Gegenfigur zum ungeliebten Vater eingesetzt, jedoch war seine Machtbasis schwach und stark von den Führern des Aufstandes abhängig.

Seine Regierungszeit dauerte nur etwa ein Jahr (1875–1876) und war von innerer Instabilität sowie dem immer näher rückenden Einfluss Russlands geprägt. Der Aufstand, der ihn an die Macht brachte, geriet außer Kontrolle und führte zu chaotischen Verhältnissen im Khanat. Dies nutzte das Russische Reich als Vorwand, um militärisch einzugreifen. General Mikhail Skobelev führte die russischen Truppen an, die das Khanat innerhalb weniger Monate besetzten.

Nasruddin Khan und der Niedergang der Dynastie

Nasruddin Khan konnte der russischen Übermacht nichts entgegensetzen. Bereits Anfang 1876 wurde Kokand formell in das Russische Reich eingegliedert, und das Khanat hörte auf zu existieren. Nasruddin Khan wurde abgesetzt und ins Exil geschickt. Über sein weiteres Schicksal ist wenig bekannt, jedoch deuten historische Quellen darauf hin, dass er im Exil in relativer Bedeutungslosigkeit lebte.

Trotz seiner kurzen Regentschaft steht Nasruddin Khan symbolisch für das Ende eines unabhängigen zentralasiatischen Herrscherhauses und den Beginn einer neuen Epoche unter russischer Kolonialherrschaft.

Seine Herrschaft ist weniger durch eigene Leistungen als vielmehr durch seine Rolle im letzten Akt der Geschichte des Khanats von Kokand geprägt – einer Geschichte von Machtkämpfen, Fremdeinfluss und dem Ringen um politische Selbstbestimmung in einer Zeit des imperialen Wandels.

Der Xudayar-Khan-Palast in Kokand im Detail


Der Xudayar-Khan-Palast (auch „Urda“ genannt) in Kokand ist eines der prächtigsten Beispiele für zentralasiatische Palastarchitektur des 19. Jahrhunderts. Er wurde zwischen 1863 und 1874 im Auftrag von Khudayar Khan errichtet, einem der letzten und mächtigsten Khane des Khanats von Kokand.

Das Bauwerk repräsentiert nicht nur die politische Macht seines Bauherrn, sondern auch den hohen Stand der Bau- und Kunstfertigkeit in Ferghana zur Zeit der Spätblüte des Khanats. Der Palast umfasste ursprünglich über 100 Räume, von denen heute etwa 19 vollständig restauriert sind. Die Anlage ist in mehrere Höfe unterteilt, um die verschiedenen Funktionen – von Empfang bis Privatsphäre – architektonisch klar zu gliedern.

Haupthof (Empfangshof) im Xudayar Khan Palast

Der Haupthof war das Zentrum der offiziellen Machtdemonstration. Über das prächtige Portal mit blauen Majolikafliesen und arabischen Inschriften gelangt man in diesen ersten Bereich. Der Hof ist großzügig gestaltet, mit symmetrischen Gartenbeeten und einem zentralen Brunnen, der sowohl ästhetische als auch praktische Kühlfunktion hatte.

An der Stirnseite befindet sich die große Empfangshalle (Mehmonxona), in der Khudayar Khan Gesandte, Beamte und ausländische Besucher empfing. Die Wände sind mit geschnitztem Ganch-Stuck verziert, ergänzt durch Fayencen in leuchtendem Blau, Gelb und Weiß. Die Decke ist mit kunstvollen Holzschnitzereien versehen und mit Blattgold überzogen. Der Boden war mit handgeknüpften Teppichen aus Margilan und Samarkand bedeckt.

Audienzhalle (Diwan-Khana) im Xudayar Khan Palast

Diese Halle diente dem Khan zur Ausübung seiner offiziellen Herrschaft. Hier wurden Urteile gesprochen, Befehle gegeben und die Verwaltung geführt. Die Diwan-Khana ist durch eine Kombination aus monumentaler Raumwirkung und dekorativer Finesse gekennzeichnet.

Ein erhöhter Thronplatz an der Rückwand symbolisierte die Macht des Khans. Die Ausstattung war prächtig: geschnitzte Holzsäulen mit floralen Motiven trugen das Dach, während die Wände mit poetischen Kalligraphien aus dem Koran und persischer Dichtung geschmückt waren. Die Farben – tiefblau, türkis, gold und zinnoberrot – unterstrichen die sakrale und politische Würde des Raumes.

Privathof (Harem) im Xudayar Khan Palast

Der Privathof war den familiären und persönlichen Räumen des Khans vorbehalten und streng abgeschirmt. Dieser Bereich war architektonisch weniger monumental, aber nicht weniger kunstvoll gestaltet. Er war in kleinere, intime Höfe unterteilt, die jeweils von Wohnräumen umgeben waren.

Der Harem bestand aus den Wohnräumen der Ehefrauen und Konkubinen, einem eigenen Bad (hammom), Schlaf- und Ruheräumen. Die Innenräume waren mit feinster Ganch-Stuckarbeit geschmückt, ergänzt durch bemalte Holzdecken und dekorative Nischen.

In den Wohnräumen wurde auf Komfort geachtet: Teppiche, bestickte Seidenkissen und feine Vorhänge schufen eine weiche, ruhige Atmosphäre. Fenstergitter aus geschnitztem Holz (panjara) erlaubten einen Blick nach draußen, ohne Einblicke von außen zuzulassen.

Innenhof der Künstler und Gelehrten im Xudayar Khan Palast

Khudayar Khan galt als Förderer der Wissenschaften und Künste. Ein besonderer Bereich des Palastes war daher den Kalligrafen, Malern, Dichtern und Astronomen gewidmet. In diesem Innenhof befanden sich mehrere kleinere Zimmer mit offenen Iwanen (halboffene Vorhallen), in denen gearbeitet und diskutiert wurde.

Die Wände waren hier mit Motiven der Natur – Pflanzen, Vögel und fließendes Wasser – dekoriert, Symbolik für geistige Blüte und Harmonie. Der Hof hatte einen kleinen Garten, in dessen Mitte ein achteckiger Springbrunnen stand. Dieser Hof war auch ein Ort für private Lesungen, Musikaufführungen und religiöse Diskussionen.

Wirtschaftshof im Xudayar Khan Palast

Der Wirtschaftshof war der funktionale Kern des Palastbetriebs. Hier befanden sich die Küchen, Lagerräume, Ställe und Schlafräume für Bedienstete. Der architektonische Aufwand war hier deutlich geringer, aber dennoch durchdacht: hohe Lehmmauern zum Schutz vor Sonne, Lüftungsöffnungen zur Regulierung des Klimas und separate Zugänge zur Versorgung des Palastes.

Die Küche war mit großen Lehmöfen (tandir) ausgestattet, und es gab Vorratskeller für Getreide, Gewürze und Trockenfrüchte. Auch Werkstätten für Teppichknüpferei und Holzschnitzerei waren hier untergebracht, was auf die weitgehend autarke Versorgung des Palastes hinweist.

Gartenhof (Ruhe- und Repräsentationsbereich) im Xudayar Khan Palast

Einer der schönsten Bereiche war der Gartenhof, der eine Verbindung zwischen Repräsentation und Erholung herstellte. Dieser Hof war von Wandelgängen umgeben und reich bepflanzt mit Maulbeerbäumen, Rosen, Tulpen und Granatapfelbüschen.

Kleine Wasserläufe durchquerten den Hof, gespeist durch ein kunstvoll angelegtes Kanalsystem. Steinbänke und gepolsterte Sitznischen luden zu Gesprächen und dem Genuss von Musik oder Dichtkunst ein. Hier fanden auch kleinere private Empfänge statt, oft begleitet von Musikanten oder Geschichtenerzählern.

Legenden rund um den Xudayar Palast in Kokand

Neben den historischen Tatsachen haben sich viele Geschichten und Legenden um den Palast gebildet – einige romantisch, andere düster.

Die Träne der Konkubine

Eine der bekanntesten Legenden erzählt von einer jungen Konkubine, die Khudayar Khan gegen ihren Willen in seinen Harem brachte. Die Frau, bekannt für ihre Schönheit und Musikalität, soll jeden Abend auf der Laute gespielt und dabei eine einzige Träne vergossen haben.

Der Legende nach verwandelte sich diese Träne in einen gläsernen Edelstein, der heute noch in einem geheimen Raum unter dem Palast verborgen sei. Manche behaupten, dass in stillen Nächten noch heute eine wehmütige Melodie im Haremshof zu hören sei.

Das verschlossene Zimmer

Eine weitere Erzählung berichtet von einem geheimen Zimmer, das Khudayar Khan nie betreten ließ – nicht einmal seine engsten Vertrauten. Man sagt, es sei mit Schätzen aus Persien, Indien und Russland gefüllt gewesen, aber der Khan habe es aus Angst vor Verrat versiegeln lassen.

Als der Palast nach der russischen Eroberung durchsucht wurde, blieb dieses Zimmer unentdeckt. Bis heute sollen Geheimgänge in den Kellern des Palastes zu diesem Raum führen – doch niemand hat ihn je gefunden.

Der Fluch des Spiegelsaals

Eine mystische Geschichte rankt sich um einen der einst prachtvollsten Räume des Palastes – den sogenannten Spiegelsaal, dessen Wände mit glänzenden Glas- und Metallstücken verziert waren. Der Raum wurde für politische Beratung genutzt.

Der Sage nach sprach ein Derwisch einen Fluch über den Saal aus, weil Khudayar Khan eine heilige Stätte zerstören ließ, um Materialien für den Palast zu gewinnen. Seitdem, so heißt es, sei jeder Machthaber, der in diesem Raum Entscheidungen traf, vom Unglück verfolgt worden – einschließlich des Khans selbst.

Das goldene Koranblatt

Gläubige Besucher erzählen von einem Blatt des Korans, das in den Mörtel eines Türbogens im innersten Hof eingemauert wurde. Es soll den Palast gegen Feinde schützen. Als Khudayar Khan floh, soll er versucht haben, das Blatt zu entfernen, um es mitzunehmen. Doch es ließ sich nicht lösen. Der Versuch, es mit Gewalt zu lösen, habe symbolisch das Ende seiner Herrschaft besiegelt.

Fazit

Der Xudayar Khan Palast ist mehr als nur ein Baudenkmal. Er ist ein Träger kollektiver Erinnerung und ein kulturelles Symbol für eine vergangene Epoche zentralasiatischer Geschichte.

Die historischen Ereignisse – vom Glanz des Khanats bis zur Eroberung durch Russland – und die lebendigen Legenden, die sich darum ranken, machen ihn zu einem Ort, an dem Geschichte und Mythos ineinander übergehen. Noch heute zieht der Xudayar Khan Palast Besucher nicht nur wegen seiner Architektur an, sondern auch wegen der Geschichten, die in seinen Mauern weiterleben. Der Xudayar-Khan-Palast ist ein herausragendes Zeugnis spätfeudaler Hofkultur in Zentralasien. Jeder Raum und jeder Hof, folgte einer klaren funktionalen wie ästhetischen Ordnung.

Die Innenräume spiegeln den Anspruch des Khans wider, sich als aufgeklärter Herrscher im persisch-islamischen Kulturraum zu präsentieren, während die abgeschotteten Privaträume seine persönliche Welt schützen sollten.

Hier finden Sie weitere Informationen zum Xudayar Khan Palast in Kokand:

https://de.euronews.com/reise/2017/03/13/der-palast-von-xudayar-khan

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