Die Strafkolonie Port Arthur auf Tasmanien
Die Strafkolonie Port Arthur liegt auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien. Port Arthur und vor allem die Strafkolonie spiegeln ein dunkles Kapitel Australiens wider, das in seiner Geschichte kein Einzelfall war. Hier finden Sie ausführliche Informationen zur Strafkolonie Port Arthur, die ich nach Besuchen 2018 und 2024 zusammengetragen habe.
Port Arthur war eine bedeutende Strafkolonie während der britischen Besiedlung Australiens. Die abgelegene Lage und die natürliche Umgebung machten es zu einem strategischen Standort für die Unterbringung von Sträflingen. Es diente als ein zentraler Punkt innerhalb des kolonialen Strafsystems und spiegelte die damaligen Vorstellungen von Bestrafung und Rehabilitation wider.
Das Gelände wurde bewusst so gestaltet, dass es den Anforderungen der Kolonie gerecht wurde. Neben den Unterkünften für die Gefangenen fanden sich Einrichtungen zur Arbeit und zur Verwaltung, die alle funktional aufeinander abgestimmt waren. Dies sollte die Effizienz des Betriebs sicherstellen und die Kontrolle über die Insassen erleichtern.
Die Kolonie war von einer strikten Hierarchie und Disziplin geprägt, die sowohl auf körperliche Arbeit als auch auf geistige Erziehung abzielte. Der Alltag der Gefangenen war durch strenge Regeln und ein hohes Maß an Überwachung bestimmt. Diese Bedingungen hatten auch Auswirkungen auf die soziale Struktur innerhalb der Kolonie.
Port Arthur ist heute ein Ort, der die Lebensbedingungen in einer Strafkolonie und die damaligen Ansätze der Kriminalpolitik veranschaulicht. Seine Anlage und Funktion bieten Einblicke in die Denkweise und Zielsetzungen der kolonialen Verwaltung. Dabei wird deutlich, wie stark die Strukturen von Macht und Kontrolle den Alltag bestimmten.
Die Tasman Halbinsel auf Tasmanien
Die Tasman-Halbinsel im Südosten Tasmaniens ist eine landschaftlich beeindruckende Region, die für ihre dramatischen Küstenlinien, dichten Wälder und einzigartige Tierwelt bekannt ist. Geologisch entstand die Halbinsel vor Millionen von Jahren durch vulkanische Aktivität, die mächtige Basaltsäulen und Felsformationen wie die Tessellated Pavement und die beeindruckenden Klippen von Cape Hauy hinterließ.
Die Halbinsel ist heute durch eine schmale Landbrücke, den Eaglehawk Neck, mit dem Festland Tasmaniens verbunden, was sie einst zur idealen Lage für die isolierte Strafkolonie Port Arthur machte. Das Landschaftsbild der Tasman-Halbinsel ist geprägt von einer Kombination aus steilen Klippen, sanften Hügellandschaften und geschützten Buchten. Die Küste wird von tosenden Wellen und spektakulären Felsbögen wie dem Tasman Arch und der Devils Kitchen umrahmt.
Die Tasman-Halbinsel vereint beeindruckende Natur und historische Bedeutung und zieht Besucher mit ihrer Schönheit und Vielfalt an. Sie bietet nicht nur spektakuläre Landschaften, sondern auch Einblicke in die natürliche und kulturelle Geschichte Tasmaniens.
Der Eaglehawk Neck – Landenge und Dogline
Eaglehawk Neck ist eine schmale Landenge im Südosten Tasmaniens, die die Tasman-Halbinsel mit der Forestier-Halbinsel verbindet. An ihrer engsten Stelle misst sie weniger als 30 Meter in der Breite und etwa 400 Meter in der Länge. Diese geographische Formation entstand durch natürliche Sedimentablagerungen, die über Jahrtausende durch Meeresströmungen und Wellenbewegungen geformt wurden.
Ein bemerkenswertes geologisches Merkmal in der Nähe ist das „Tessellated Pavement“, ein seltenes Phänomen, bei dem Felsplatten durch Erosion in rechteckige Muster zerlegt werden, sodass sie wie von Menschenhand geschaffene Fliesen wirken.
Während der Zeit der Strafkolonie Port Arthur im 19. Jahrhundert spielte Eaglehawk Neck eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Fluchtversuchen der Sträflinge. Aufgrund der natürlichen Enge der Landverbindung war sie ein strategischer Punkt, um die Tasman-Halbinsel, auf der sich Port Arthur befand, vom Rest Tasmaniens abzuschirmen.
Die Dogline (Hundelinie) auf dem Eaglehawk Neck
Um Fluchtversuche zu unterbinden, errichteten die britischen Kolonialbehörden die sogenannte „Dog Line“. Diese bestand aus einer Reihe von bis zu neun großen, aggressiven Hunden, die in Fässern untergebracht und so positioniert waren, dass sie die gesamte Breite der Landenge abdeckten.
Die Hunde waren so angeordnet, dass sie sich fast berühren konnten, jedoch nicht in der Lage waren, miteinander zu kämpfen. Zusätzlich wurden Öllampen auf Pfosten in Brusthöhe angebracht, und der Boden wurde mit Muschelschalen bedeckt, um bei Annäherung Geräusche zu erzeugen und die Hunde zu alarmieren.
Diese Maßnahmen machten Eaglehawk Neck zu einer nahezu unüberwindbaren Barriere für flüchtende Sträflinge. Die Kombination aus der natürlichen Geographie und der Dog Line verhinderte effektiv die meisten Fluchtversuche aus Port Arthur.
Fluchtversuche über die Dogline und den Eaglehawk neck
Wegen seiner strategischen Lage galt der Eaglehwak neck als nahezu unüberwindbar. Die Behörden sicherten ihn mit der Dogline (Hundelinie), einer Reihe wachsamer, teils aggressiver Hunde, die Tag und Nacht an Ketten postiert waren.
Trotz dieser Barriere gab es immer wieder Fluchtversuche. Einige Sträflinge versuchten, sich als Soldaten zu verkleiden oder auf selbstgebauten Flößen zu entkommen. Einer der bekanntesten Fälle war William Bannon, der sich in einem Kängurufell tarnte – doch als die Wachen hungrig wurden, wollten sie auf ihn schießen, und er musste sich ergeben.
Kaum einer schaffte die Flucht, doch einige wenige hatten Erfolg. Es gelang dem Sträfling Martin Cash, mit zwei Komplizen durch die Dogline zu schleichen und das Landesinnere zu erreichen. Dennoch blieb Eaglehawk Neck über Jahrzehnte ein gefürchteter Ort, an dem viele Gefangene ihre Freiheit für immer verloren.
Heute erinnert eine lebensgroße Bronzeskulptur eines Hundes an die historische Dog Line und die Rolle von Eaglehawk Neck in der Geschichte der Strafkolonie Port Arthur. Die Offiziersquartiere, die als ältestes noch erhaltenes militärisches Holzgebäude Australiens gelten, dienen nun als Museum und bieten Einblicke in das Leben auf der Tasman-Halbinsel während des 19. Jahrhunderts.
Die Entstehung der Gefangenen- und Strafkolonie
Die spätere Strafkolonie Port Arthur wurde 1830 als Holzfällerlager gegründet, um die Schließung des nahegelegenen Lagers in Birches Bay zu kompensieren. Die abgelegene und schwer zugängliche Lage machte es zu einem idealen Standort für eine Strafkolonie, da Fluchtversuche durch die natürliche Umgebung erschwert wurden. Die dichten Wälder und die umgebenden Gewässer boten natürliche Barrieren, die zur Isolation der Insassen beitrugen.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich Port Arthur zu einem zentralen Bestandteil des britischen Strafsystems in Australien. Die Kolonie beherbergte nicht nur erwachsene männliche Sträflinge, sondern auch jugendliche Straftäter, die in einer separaten Einrichtung auf Point Puer untergebracht wurden. Diese Diversifizierung der Insassen erforderte den Bau verschiedener Einrichtungen, um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Der Alltag in der Strafsiedlung Port Arthur
Die Verwaltung von Port Arthur legte großen Wert auf Disziplin und Arbeit. Die Sträflinge wurden in verschiedenen Handwerken ausgebildet und zur Arbeit in Bereichen wie Schreinerei, Schmiedekunst und Landwirtschaft eingesetzt.
Diese Tätigkeiten sollten nicht nur zur Selbstversorgung der Kolonie beitragen, sondern auch die Rehabilitation der Insassen fördern. Die strenge Hierarchie und die klaren Strukturen innerhalb der Kolonie spiegelten die damaligen Vorstellungen von Ordnung und Bestrafung wider.
Heute ist Port Arthur ein bedeutendes historisches Denkmal, das Einblicke in die koloniale Strafjustiz und die Lebensbedingungen der Sträflinge im 19. Jahrhundert bietet. Die erhaltenen Gebäude und Ruinen zeugen von der Geschichte des Ortes und dienen als Mahnmal für die Härten und Herausforderungen des Lebens in einer Strafkolonie.
Die Foltermethoden in Port Arthur auf Tasmanien
In der Strafkolonie Port Arthur auf Tasmanien wurden verschiedene Methoden der Züchtigung und Bestrafung angewendet, die im Laufe der Zeit einem Wandel unterlagen. Ursprünglich standen körperliche Strafen wie Auspeitschungen im Vordergrund, um Disziplin zu erzwingen und Abschreckung zu erzeugen. Diese physischen Strafen wurden jedoch zunehmend als ineffektiv angesehen, da sie die Gefangenen eher verhärteten, anstatt sie zu rehabilitieren.
Mit der Eröffnung des „Separate Prison“ im Jahr 1848 verlagerte sich der Fokus auf psychologische Bestrafungsmethoden. Dieses Gefängnis, inspiriert vom Pentonville-Gefängnis in London, setzte auf Einzelhaft und strikte Isolation.
Die Insassen wurden in kleinen, fensterlosen Zellen untergebracht und durften keinen Kontakt zu anderen Gefangenen haben. Sogar während der einstündigen täglichen Freigänge mussten sie Kapuzen tragen, um jegliche Kommunikation zu verhindern. Diese ’stille Strafe‘ sollte die Gefangenen zur Reflexion über ihre Taten bewegen, führte jedoch bei vielen zu schweren psychischen Erkrankungen.
Zusätzlich zur Isolation wurden weitere Maßnahmen ergriffen, um die Identität der Gefangenen zu unterdrücken. Sie wurden nicht mit Namen, sondern nur mit Nummern angesprochen. Die Gänge des Gefängnisses waren mit Matten ausgelegt, um selbst die Geräusche von Schritten zu dämpfen und eine Atmosphäre völliger Stille zu schaffen. Diese Umgebung sollte die Gefangenen zur inneren Einkehr zwingen, führte jedoch häufig zu geistigem Zusammenbruch.
Die Kombination aus strenger Isolation, sensorischer Deprivation und dem Entzug sozialer Interaktionen machte das ‚Separate Prison‘ zu einem Ort des psychologischen Terrors. Obwohl diese Methoden als humanere Alternative zur körperlichen Züchtigung galten, hatten sie oft verheerende Auswirkungen auf die geistige Gesundheit der Insassen.
Port Arthur steht somit als Beispiel für die extremen Maßnahmen, die im 19. Jahrhundert in Strafkolonien angewendet wurden, um Disziplin und Ordnung aufrechtzuerhalten.
Die Gebäude der Strafkolonie – Ein Rundgang
Ein ausführlicher Rundgang durch die Gebäude der Siedlung zeigen, wie sich Port Arthur entwickelte und sind gleichzeitig Denkmäler für die Menschen, die hier einst interniert waren und eine Fundgrube für historisch aber auch architektonisch interessierte Besucher aus aller Welt:
The Penitentiary
Das ursprünglich als Getreidespeicher und Mühle 1843 erbaute Gebäude wurde 1857 in ein Gefängnis umgebaut. Es diente als Unterbringung für Sträflinge, wobei die oberen Stockwerke für weniger gefährliche Gefangene und die unteren für notorische Straftäter genutzt wurden. Die Ruinen des Gebäudes sind heute eine zentrale Attraktion in Port Arthur und schon von weitem zu sehen, wenn man sich der Stätte mit einem Schiff nähert.
The Church (Die Kirche)
Die Kirche wurde 1836 erbaut, nach dem der Vizegouverneur George Arthur den Grundstein gelegt hatte. Das Gebäude wurde von den Sträflingen aus Steinen errichtet, die von den Jungen aus der Jugendanstalt auf der anderen Seite von Point Puer vorbereitet worden waren. Der erste Gottesdienst fand 1837 statt. Die Kirche wurde nie offiziell geweiht, zum Teil, weil sie von mehreren unterschiedlichen Konfessionen genutzt wurde, und zum Teil wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Kirchenbehörden.
Die Kirche bot Platz für 1000 Gläubige. Die Sträflinge betraten das Gebäude durch Türen an beiden Enden des Gebäudes und saßen auf Bänken, während 200 freie Siedler auf Kirchenbänken mit getäfelten Fronten Platz nahmen, die von den Jungen aus Point Puer hergestellt worden waren. Freie Menschen betraten die Kirche durch den Haupteingang und gelangten unter einer riesigen dreistufigen Kanzel hindurch in einen Bereich, der von den Sträflingen abgeschirmt war.
Über dem Glockenturm befand sich ein 15 Meter hoher hölzerner Turm aus Kiefernholz, der mit Farbe gestrichen worden war, um wie Stein auszusehen und mit zerstoßenem Sandstein bestreut worden war. Der Glockenturm enthielt ein Set von acht Glocken, die 1847 vor Ort in Port Arthur gegossen worden waren.
1884 brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Die Kirchenruine blieb bis weit ins 20. Jahrhundert erhalten und wurde in den 80er-Jahren restauriert. Die Arbeiten an der Kirche wurden 1985 abgeschlossen. Seitdem ist sie ein Wahrzeichen von Port Arthur.
Commandant’s House (1833–1856)
1833 wurde auf einer Anhöhe am Rande der Siedlung ein standesgemäßes Wohnhaus für den Kommandanten errichtet. Das ursprünglich als einfaches Holzhaus erbaute Gebäude bot einen herrlichen Blick über den Rest der Siedlung. Im Laufe der Jahre entwickelte es sich zu einem mehrräumigen Komplex, der von kunstvoll angelegten Gärten und Wegen umgeben und durch hohe Mauern vom Rest der Siedlung getrennt war.
Kommandant Charles Booth zog 1833 in das vier Zimmer umfassende Cottage ein. Kommandant Booth heiratete 1838 und bis 1839 wurden die ersten größeren Anbauten an der Rückseite des Hauses vorgenommen.
Kommandant William Champ übernahm das Kommando im Jahr 1844 und kam mit einer wachsenden Familie. Durch weitere Anbauten veränderte sich das Erscheinungsbild der Vorderseite des Hauses erheblich. Champ nahm während seiner Amtszeit weitere Anbauten am Gebäude vor, die das Haus noch imposanter machten.
Der Garten um das Commandant’s House war schon in den ersten Tagen der Siedlung ein Merkmal. Die Kommandanten Booth und Champ waren beide begeisterte Gärtner und importierten eine Vielzahl von Zier- und Nutzpflanzen. Nachdem die Siedlung 1877 geschlossen wurde, wurde das Haus aufgrund seiner Lage, Größe und Positionierung in der Siedlung 1879 zu einem Gästehaus und 1885 zum Carnarvon Hotel, das den wachsenden Tourismus bediente. Zwischen 1981 und 1985 wurde dieses Gebäude zusammen mit anderen auf dem Gelände im Rahmen des Port Arthur Conservation & Development Program restauriert.
Law Courts (1846)
Die Gerichtshalle war ein zentraler Ort für die Verwaltung von Gerechtigkeit und Disziplin. Hier wurden Sträflinge für kleinere Vergehen angeklagt und verurteilt. Das Gebäude bleibt ein Zeugnis der kolonialen Rechtsprechung.
Jeder Verstoß brachte einen zur Rückkehr in den Gerichtssaal, wo man zu qualvollen Strafen, härterer Arbeit oder Einzelhaft verurteilt wurde. Dieses Gerichtsgebäude wurde 1848 errichtet, 1854 erweitert und 1897 durch ein Buschfeuer zerstört. Man stelle sich vor, wie begeistert die Gefangenen gewesen wären, Zeuge seines Untergangs zu werden.
Guard Tower (1835)
Der Wachturm wurde als strategischer Punkt zur Überwachung der Kolonie und ihrer Umgebung errichtet. Es symbolisiert die allgegenwärtige Kontrolle und die schwierige Fluchtsituation.
Der gut erhaltene Wachturm war ein zentraler Bestandteil des Militärkomplexes der Strafkolonie. Der Turm wurde 1836 unter der Herrschaft von Kommandant Charles O’Hara Booth (1800-1851) erbaut. Er wurde von Sträflingen errichtet, und die Steine wurden von den Jungen der nahe gelegenen Jugendanstalt Point Puer geformt. Der Wachturm befindet sich an einer markanten erhöhten Position und ähnelt mit seiner zinnen bewehrten Brüstung einem mittelalterlichen Burgturm.
Senior Military Officer’s Quarters (1833)
Die Unterkunft für den ranghöchsten Offizier war ein Ort des Komforts und diente als Symbol militärischer Autorität. Das Gebäude ist heute Teil der historischen Führung.
Kurz nach 1830 wurden dauerhaftere Unterkünfte für die leitenden Offiziere errichtet, darunter eine Holzbaracke, in der über 60 Männer Platz fanden. Mit dem Anwachsen von Port Arthur wuchs auch der Bedarf an größeren Baracken. 1837 wurden Pläne ausgearbeitet, aber der Bau verzögerte sich bis 1840, als auf dem Hügel hinter dem Wachturm ein Backsteingebäude mit einer beeindruckenden Sandsteinfassade errichtet wurde.
Die ursprüngliche Kaserne wurde daraufhin abgerissen. Das neue Gebäude bot 1842 anscheinend bequem Platz für 100 Mannschaftsdienstgrade, war aber 1846 mit über 270 Offizieren und Soldaten so überfüllt, dass die Männer auf dem Boden schlafen mussten.
Hospital (1842)
Das Port Arthur’s Hospital (auf dem Hügel oberhalb des Gefängnisses gelegen) wurde zwischen 1841 und 1842 aus Sandstein und Ziegeln erbaut. Der Entwurf stammte von dem Sträfling und Architekten Henry Laing. Das Hospital verfügte über einen Säulengang und einen offenen Balkon, auf dem die Genesenden spazieren gehen durften.
Auf den Eckgiebeln befanden sich Büsten von Hippokrates und dem heiligen Lukas. Es gab Stationen, die bis zu 80 Strafgefangene aufnehmen konnten. ( Zivilisten wurden in ihren eigenen Häusern behandelt. Das Hospital wurde von einem Arzt geleitet, der von ungeschulten Strafgefangenen unterstützt wurde.
Die Sträflinge selbst wurden im Krankenhaus wegen verschiedener Krankheiten und Verletzungen behandelt. Die häufigsten Erkrankungen waren Atemwegserkrankungen oder rheumatische Beschwerden, die durch das feuchte Klima in Port Arthur noch verschlimmert wurden. Operationen waren in den Anfangsjahren von Port Arthur eine schmerzhafte Erfahrung, da die chemische Anästhesie in Tasmanien erst 1850 eingeführt wurde. Die Patienten mussten die Schmerzen ertragen, während sie auf dem Operationstisch festgeschnallt waren.
Ein Buschfeuer zerstörte das Gebäude 1895. Die Außenmauern blieben jedoch stabil und in gutem Zustand, sodass die Kirche ihre Versicherung in Anspruch nahm und das Gebäude wieder aufbaute. Doch 1897 wurde es durch ein weiteres Buschfeuer zerstört. Die Kirche beschloss, es nicht wieder aufzubauen, und beließ das Gebäude in dem Zustand, in dem es sich heute befindet.
Smith O’Brien Cottage (1850)
Dieses Cottage trägt den Namen seines berühmtesten Bewohners, William Smith O’Brien, Mitglied des britischen Parlaments und Anführer der Young Ireland Movement.
Das Gebäude, das in Port Arthur O’Brien zugewiesen wurde, waren ursprünglich um 1845 errichtete Ställe. Die Rückwand des Stalls grenzte an das Kasernengelände von 1838. Es gab einen Dachboden, der jedoch nur von außen zugänglich war. 1850 wurden die Ställe in ein Häuschen mit zwei Zimmern für William Smith O’Brien umgebaut. Die Fenster des Häuschens wurden vergittert. Es war nur eine sehr kurze Zeit, da O’Brien Port Arthur im November 1850 verließ.
Das Cottage sollte Ende der 1850er-Jahre in ein Militärkrankenhaus umgewandelt werden. Dies war wahrscheinlich der Zeitpunkt, an dem die Gitterstäbe aus den Fenstern entfernt und die beiden zusätzlichen Räume hinzugefügt wurden. Später diente das Gebäude als Schreinerei, Bäckerei und Offiziersunterkunft. Ein früher Bewohner war Morley, ein Aufseher und seine Frau.
Nach der Schließung von Port Arthur wurde das Gebäude verkauft und anscheinend als Privathaus genutzt. 1940 wurde es von der Regierung erworben. Zwischen 1950 und 1977 wurde das Gebäude von der Youth Hostels Association als Herberge genutzt, wobei der Dachboden als Schlafsaal diente. 1984 begann die Restaurierung des Gebäudes als Cottage aus der Sträflingszeit.
Paupers’ Depot (1864)
In den 1860er-Jahren begann in Port Arthur die sogenannte „Wohlfahrtsphase“. In dieser Zeit wurden das Pauper’s Depot (1863–64) errichtet. Diese Zentren waren das Ergebnis einer alternden und zunehmend gebrechlichen Gefangenenpopulation und Ausdruck der etwas wohlwollenden Neigungen von Port Arthur.
Eine weitere Folge der alternden Gefangenen war, dass die profitablen, von Sträflingen betriebenen Industrien wie die Holzgewinnung und die Landwirtschaft einen Abschwung erlebten. Pauper’s Depot markiert den Wandel des Systems hin zu einer fürsorglicheren Haltung.
The Asylum (1868)
Das Asylum war jene Einrichtung, in der einige der nach Port Arthur verbrachten Sträflinge, die nach ihrer Ankunft psychisch instabil waren, untergebracht wurden. So bekam das Gebäude mit der Zeit den despektierlichen Titel „Irrenanstalt“. Maßgeblich wurden zwischen 1868 und 1877 verurteilte ‚Geisteskranke‘ untergebracht. Viele Jahre zuvor waren diese Menschen in verschiedenen Gebäuden auf dem Gelände verteilt gewesen. Die Anstalt war das letzte große Bauwerk, das in Port Arthur errichtet wurde, bevor die Einrichtung 1877 geschlossen wurde.
Die Baukosten wurden von der britischen Regierung übernommen. Aufgrund des Alters der wenigen noch vor Ort verbliebenen Sträflinge mussten die Behörden Handwerker für den Bau einstellen. Die Anstalt wurde 1868 fertiggestellt. Die Anstalt hatte ursprünglich vier Flügel, die strahlenförmig von einem zentralen Speisesaal ausgingen. Die Vorderseite des Gebäudes war mit einer offenen Veranda versehen, die an einen großen eingezäunten Garten grenzte.
Die Behandlung der Patienten (von denen viele an Depressionen oder psychischen Erkrankungen litten) war, wie es der Zeit entsprach, bestenfalls rudimentär. Strafgefangenen wurde eine ‚beruhigende‘ Atmosphäre geboten, in der sie sich bewegen und sich leicht vergnügen durften.
Nach der Schließung von Port Arthur im Jahr 1877 blieb die Anstalt bis 1889 in staatlicher Hand, als sie dem Stadtrat von Carnarvon zur Nutzung als Rathaus übergeben wurde.
Bei Buschbränden im Jahr 1895 wurden der Uhrenturm und der Nordflügel des Gebäudes beschädigt. Der Nordflügel wurde nie wieder aufgebaut, aber der Uhrenturm wurde umgehend repariert und in einem anderen Winkel neu ausgerichtet.
The Separate Prison (1849)
Die Insassen des berüchtigten ‚Separate Prison‘ litten unter einer stillen, einsamen psychischen Folter. Als es 1848 eröffnet wurde, wandte sich das britische Empire von der körperlichen Züchtigung ab und zwang stattdessen die Sträflinge, in der Isolation still über ihre vergangenen Taten nachzudenken.
Dieser Ansatz wurde von Reformern entwickelt, die glaubten, dass körperliche Bestrafung die Sträflinge verhärte und die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Straftat erhöhe.
Das Separate Prison wurde bis zur Schließung des Standorts im Jahr 1877 betrieben. Das Gefängnis beherbergte Sträflinge, die an anderen Orten in der Kolonie weitere Straftaten begangen hatten, in der Regel Gewalttaten oder schwere Diebstähle. Die Gefangenen mussten lernen und die Kapelle besuchen, und wenn sie sich außerhalb ihrer Zelle aufhielten, mussten sie eine Kapuze tragen, um ihr Gesicht zu verbergen.
Das Gefängnis basierte auf dem Pentonville-Gefängnis in London, dem ersten separaten Gefängnis im britischen Empire. Ein Teil dieser Reformwelle bestand darin, von körperlichen Züchtigungen abzurücken und sich mehr auf eine psychologische Ausrichtung zu konzentrieren.
Soldiers Memorial Avenue
Die ursprüngliche Allee der Soldaten wurde am 28. September 1918 gepflanzt. Es handelte sich um insgesamt 38 Monterey-Zypressen.
17 Bäume wurden zu Ehren derer, die ihren Einsatz im Krieg mit dem Leben bezahlten; weitere 21 wurden zu Ehren derer, die damals aktiv an der Front dienten oder gedient hatten, gepflanzt.
Bis 2013 hatten die ursprünglichen Bäume ihre Lebenserwartung erreicht, die Allee war in einem schlechten Zustand und mehrere Bäume waren bereits entfernt und nicht ersetzt worden.
In den folgenden Jahren wurde mittels eines Aktionsplans die Wiederherstellung der Allee geplant. Die alten Bäume wurden durch neue ersetzt und der letzte Baum schließlich anlässlich des hundertsten Jahrestags des Waffenstillstands, dem Volkstrauertag am 11. November 2018 in die Erde gebracht.
Visiting Magistrate’s House (1847)
Dieses historische Haus hat in seiner 165-jährigen Geschichte viele verschiedene Nutzungen erlebt. Ursprünglich wurde es 1847 für den fahrenden Richter (daher der Name: Visiting Magistrate) Robert Pringle Stewart gebaut und während der Sträflingszeit von verschiedenen Beamten bewohnt, darunter der leitende Mediziner und der römisch-katholische Kaplan.
Nachdem Port Arthur als Sträflingssiedlung geschlossen wurde baute man das Gebäude für die Nutzung als privates Hotel oder Gästehaus um und nannte es ab den 1880er-Jahren ‚Clougha‘. Das Haus entkam 1895 nur knapp dem Buschfeuer und
begrüßte weiterhin Gäste, bis es in den letzten 1940er-Jahren von der tasmanischen Regierung übernommen wurde.
In den folgenden Jahren wurde es als Büroraum für die verschiedenen Behörden genutzt, die den Standort verwalteten. Das Haus wurde in den letzten Jahren liebevoll restauriert, um etwas von der Eleganz und dem Stil zurückzubringen, die wahrscheinlich von den Beamten, die dort wohnten, geschaffen wurde.
Roman Catholic Chaplain’s House (1843)
Dieses Haus wurde 1844 für Pater William Bond, den ersten römisch-katholischen Kaplan, der in die Siedlung berufen wurde, gebaut. Bis 1843 hatten sich die katholischen Gefangenen für die Ernennung eines eigenen Pastors eingesetzt und weigerten sich, die protestantischen Gottesdienste in der Sträflingskirche zu besuchen. Das ist nicht verwunderlich, war doch die Trennung der Religionen damals noch sehr streng geregelt und im Volk weit verbreitet.
Ein kleiner Raum im hinteren Teil des Hauses wurde als private Kapelle für den Kaplan eingerichtet, damit er seiner Gemeinde dienen konnte. Die Katholiken nutzten die Kirche manchmal für ihre Gottesdienste, aber in späteren Jahren hielten die katholischen Pastoren ihre Gottesdienste in einer provisorischen römisch-katholischen Kapelle im zweiten Stock des Zuchthauses oder der Gefangenenbaracken ab.
Das Haus überstand die schrecklichen Buschbrände von 1895 und 1897, die einen Großteil der Siedlung zerstörten, und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Hotel genutzt. Das Gebäude wurde mittlerweile restauriert.
Junior Medical Officer’s House (1848)
Das Haus des Junior Medical Officer wurde ursprünglich 1848 für den Commissariat Officer Thomas James Lempriere, seine Frau Charlotte und ihre große Familie gebaut. Zuvor hatten sie in einem baufälligen Holzhaus unterhalb der Ruine des Krankenhauses gelebt, und Lempriere drohte mit seinem Rücktritt, wenn ihm keine angemessene Unterkunft zur Verfügung gestellt würde.
Die Familie lebte nur sieben Monate in dem Haus, bevor sie Port Arthur verließ. Sie wurde durch den Kolonialchirurgen Dr. Brock und später im Jahr 1853 durch Dr. Brownell ersetzt. Daher wurde das Haus als Haus des Junior Medical Officer bezeichnet, da der Medical Officer dort bis 1873 lebte, als der Schullehrer Mr. Todd die Wohnung übernahm.
Das Haus wurde zweimal als Hotel genutzt. Die Küche aus der Sträflingszeit im hinteren Teil des Gebäudes war der Speisesaal des Hotels. Das Hotel wurde schließlich 1959 geschlossen. Besonders reizvoll ist der georgianische Stil der Architektur, die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt.
Accountant’s House (1842)
Das Haus des Buchhalters zeigt die Bedeutung der wirtschaftlichen Organisation der Kolonie. Dieses überraschend moderne Haus war ursprünglich für den Amtsarzt vorgesehen, als es 1843 fertiggestellt wurde. Nachdem der Arzt und Chirurg in sein modernisiertes Haus in der Civil Officer’s Row gezogen war, wurde dieses Haus zum Wohnsitz des Buchhalters. Er verwaltete die Commissariat Stores, die sich seit 1830 am Wasser befanden. Nach der Schließung der Strafkolonie wurde daraus eine Schule und heute ist es das Bildungszentrum.
Parsonage (1842)
Die Residenz des Pfarrers (im Englischen: Parsonage) spiegelte die zentrale Rolle der Religion wider. Von 1843 bis zur Schließung von Port Arthur im Jahr 1877 lebten hier drei aufeinanderfolgende Pastoren und ihre Familien. Einer von ihnen, Reverend Eastman, starb 1870 im Obergeschoss.
Seitdem spukt sein Geist in diesem Haus. Seine häufigen Erscheinungen jenseits seines Grabes auf der Isle of the Dead sind nur eine von vielen gruseligen Geschichten und paranormalen Aktivitäten, die sich rund um die Strafgefangenenkolonie und die Insel der Toten ranken. Im frühen 20. Jahrhundert wurde dieses renovierte Gebäude vom Postamt Carnarvon genutzt.
Government Cottage (1854)
Das Haus des Kommandanten ist eines der zentralen Gebäude der Strafkolonie auf der Insel Tasmanien. Es wurde im Laufe der Zeit stets renoviert und besaß einen gewissen Luxus. Obwohl die Siedlung schnell den Ruf einer ‚Hölle auf Erden‘ erlangte, besuchten in den 1830er und 1840er-Jahren mehrere wichtige Persönlichkeiten – darunter Sir John Franklin – die Siedlung. Sie wohnten im Haus des Kommandanten.
1854 wurde das Government Cottage neben der Kirche gebaut. Es diente ausschließlich dazu, Regierungsbeamte und andere wichtige Personen bei ihren Besuchen in Port Arthur unterzubringen. Ein bemerkenswerter Besucher war 1871 der Gouverneur von Südaustralien, Sir James Fergusson. Er wohnte mit seinem Amtskollegen aus Tasmanien, Sir Charles Du Cane, im Government Cottage.
Port Arthur galt aufgrund seines Leumunds als ein verrufener Ort. Als es 1877 geschlossen wurde, wollte die Landesregierung nichts mehr damit zu tun haben und verkaufte das Land und die Gebäude an private Siedler.
Dazu gehörte auch das Government Cottage. Das Haus war nicht lange in Privatbesitz. Es brannte 1895 bei einem Buschfeuer in Port Arthur nieder und wurde nie wieder aufgebaut. Seine Ruinen sind seitdem als Teil der historischen Stätte Port Arthur erhalten geblieben.
Government Gardens (1846)
Bereits in den 1830er-Jahren wurden in Port Arthur Zierbäume gepflanzt. 1838 war die Allee, die von der Tarleton Street zur Kirche führte, mit jungen Bäumen gesäumt, die vom damaligen Gouverneur Sir John Franklin zur Verfügung gestellt wurden.
Es war Kommandant Champ, der 1846–47 die Government Gardens als Ziergarten anlegte, der in erster Linie den Damen der Siedlung zur Freude gereichen sollte. Darüber hinaus sollten sie den Blick illustrer Gäste im Government House auf die hart arbeitenden Gefangenen verhindern.
Die Gärten wurden sehr bewundert und erreichten ihren Höhepunkt in den späten 1860er- und 1870er-Jahren. Nach der Schließung von Port Arthur wurden die Gärten vernachlässigt, bis in den 1990er-Jahren mit dem Wiederaufbau begonnen wurde.
Officers Gardens & Civil Officers Garden
Es handelt sich um freie, mit Bäumen bepflanzte Areale. Es wechseln sich dabei die Bäume mit großen freien Flächen ab, die einen weiten Blick auf die umliegenden Gebäude und die Landschaft gestatten. Diese Offiziersgärten zeigen, wie streng hierarchisch die Organisation von Port Arthur war und dass selbst in der Freizeit nach Rängen unterschieden wurde.
Trentham Cottage (1898–1904)
Dieses Haus wurde in den 1890er-Jahren von der Familie Trentham erbaut und ist typisch für die Zeit nach der Strafkolonie. Auf der Rückseite des Hauses befindet sich ein Obstgarten, der mit vielen der alten Sorten neu bepflanzt wurde, die hier während der Strafkolonie und später angebaut wurden.
Besonders reizvoll ist der Besuch, weil hier eine der seltenen Innenbesichtigungen möglich ist. Man sieht das Ess- und Schlafzimmer und all die Räume, die von der Familie bewohnt wurden. Es macht den Eindruck, als habe man das Haus erst kürzlich verlassen.
St. David’s Church (1927)
St. Davids ist eine einzigartige tasmanische Kirche, da sie eine funktionierende Kirche innerhalb des Geländes einer historischen Touristenattraktion ist. Sie wurde 1927 als Ersatz für die ursprüngliche Sträflingskirche erbaut, die 1884 durch einen Brand zerstört wurde.
Nach der Schließung des Gefängnisses von Port Arthur im Jahr 1877 wurde der Ort in Carnarvon umbenannt, nach dem 4. Earl of Carnarvon, der britischer Staatssekretär für die Kolonien gewesen war.
In den 1880er-Jahren wurde Land versteigert und eine Siedlung entstand. Verheerende Buschbrände in den Jahren 1895 und 1897 zerstörten viele alte Gebäude und verwüsteten das Gefängnis, das separate Gefängnis und das Krankenhaus.
Nach der Zerstörung der Kirche für Strafgefangene hielten die Bewohner eine Zeit lang ihre Gottesdienste in der alten Anstalt ab, die auch als Rathaus diente. In den 1920er-Jahren gründeten die Einwohner von Port Arthur ein Komitee, um eine neue anglikanische Kirche für die Gemeinde zu errichten. Die Grundsteinlegung für die neue Kirche fand im Mai 1927 statt. Noch immer finden in der St. Davids Kirche Gottesdienste statt, vor allem auch Hochzeiten.
Isle of the Dead (1833)
Die winzige Friedhofsinsel von Port Arthur ist die letzte Ruhestätte für mehr als 1000 Sträflinge, Militär- und Zivilbeamte, Frauen und Kinder, die hier zwischen 1833 und 1877 begraben wurden. Die Isle of the Dead hat zwei getrennte Grababschnitte.
Die Sträflinge wurden in größtenteils nicht gekennzeichneten Gräbern am südlichen Ende der Insel beigesetzt, während der höher gelegene nördliche Teil für freie und militärische Bestattungen reserviert war, die durch noch heute erhaltene Grabsteine gekennzeichnet sind.
Die Anonymität der Sträflinge wurde nach 1850 etwas aufgehoben, als einige Sträflingsgräber mit Grabsteinen versehen wurden.
Die Personen rund um die Strafkolonie Port Arthur.
Was wäre das Weltkulturerbe Port Arthur ohne all die Menschen, die es einst bewohnten – sei es freiwillig oder gezwungener Maßen. An sie zu erinnern und etwas über sie zu erfahren ist eine spannende Reise zurück ins 19. Jahrhundert. Durch die Tatsache, dass viele Gefangene Europäer waren, wird diese besonders emotionell.
Sir George Arthur (1784–1854)
Als Vizegouverneur von Van Diemen’s Land (dem heutigen Tasmanien) von 1824 bis 1836 spielte Sir George Arthur eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Strafsystems der Kolonie. Unter seiner Verwaltung wurde Port Arthur 1830 als Holzfällerlager gegründet und später zu einer der berüchtigtsten Strafkolonien des britischen Empire ausgebaut.
Arthur wählte den Standort aufgrund seiner isolierten Lage, die Fluchtversuche erschwerte. Seine strengen Maßnahmen und die Einführung des sogenannten „separaten Systems“ prägten die Funktionsweise von Port Arthur maßgeblich.
Charles O’Hara Booth (1800–1851)
Charles O’Hara Booth (31. August 1800 – 11. August 1851) war ein britischer Offizier, der als Kommandant der Strafkolonie Port Arthur in Van Diemen’s Land (heute Tasmanien) diente. Seine Karriere umfasste bedeutende Beiträge zur Verwaltung des Strafsystems, aber auch Herausforderungen und Kritik.
Charles O’Hara Booth – der Werdegang
Booth wurde in Basingstoke, Hampshire, England, geboren. Mit 15 Jahren reiste er nach Indien und trat 1816 als Fähnrich in das 53. Regiment in Madras ein. Nach seiner Rückkehr nach England 1819 erhielt er eine Offiziersstelle im 21. Regiment der Royal North British Fusiliers. Von 1820 bis 1827 diente er in den Westindischen Inseln und wurde 1830 zum Hauptmann befördert. 1833 kam er mit seinem Regiment nach Van Diemen’s Land und wurde im März desselben Jahres zum Kommandanten der Strafsiedlung Port Arthur ernannt.
Charles O’Hara Booth – Umgang mit den Gefangenen
Booth galt als effizienter und unparteiischer Administrator. Sein Umgang mit den Gefangenen wurde als streng, aber gerecht beschrieben. Er zögerte, körperliche Bestrafungen wie die Peitsche anzuwenden, und nutzte sie nur als letztes Mittel. Seine Bemühungen um Reformen zeigten sich besonders in der Einrichtung von Point Puer, der ersten Jugendstrafanstalt im britischen Empire, wo junge Straftäter von erwachsenen Gefangenen getrennt wurden und Bildung sowie industrielle Ausbildung erhielten.
Charles O’Hara Booth – Sein Leben nach der Strafkolonie
1838 erlitt Booth gesundheitliche Probleme, nachdem er mehrere Tage im Busch verloren war. Dies beeinträchtigte seine Gesundheit nachhaltig, und er trat 1839 aus der Armee aus. 1844 übernahm er die Leitung der Queen’s Orphan School in New Town, Hobart, eine weniger belastende Position, die er bis zu seinem Tod 1851 innehatte.
Charles O’Hara Booth – Errungenschaften
Unter Booths Führung wurde Port Arthur erheblich ausgebaut. Er beaufsichtigte den Bau von Gebäuden, die Landgewinnung, die Einrichtung eines Regierungsbetriebs und die Implementierung eines Semaphor-Telegraphensystems zur schnellen Kommunikation und Verhinderung von Fluchtversuchen. Seine Arbeit bei Point Puer wurde von Zeitgenossen wie Reverend John West als „eine Oase in der Wüste der Strafverwaltung“ gelobt.
Charles O’Hara Booth – Kritik und Negatives
Trotz seiner Bemühungen um Gerechtigkeit wurde Booth manchmal als unsensibel gegenüber individuellen Problemen der Gefangenen wahrgenommen, da er alle gleich behandelte. Sein striktes Festhalten an Regeln führte zu Spannungen mit Kollegen, darunter Dr. Cornelius Gavin Casey, was letztlich zu Caseys Versetzung führte.
Insgesamt hinterließ Charles O’Hara Booth einen bleibenden Eindruck in der Geschichte von Tasmanien durch seine Beiträge zur Verwaltung von Port Arthur und seine Reformen im Umgang mit jugendlichen Straftätern.
William Buelow Gould (1801–1853):
Der englische Maler William Buelow Gould wurde 1827 als Sträfling nach Australien deportiert und in eine Ziegelei geschickt. Er geriet immer wieder in Schwierigkeiten und wurde 1829 wegen Fälschung zu drei Jahren Haft in der berüchtigten Strafkolonie Macquarie Harbour verurteilt.
Während seiner Überstellung meuterten Gefangene auf dem Schiff, doch Gould blieb loyal zu den Offizieren. Als Dank erhielt er eine mildere Strafe und wurde dem Kolonialchirurgen Dr. James Scott als Hausdiener zugewiesen.
Dort entdeckte man sein Talent für Malerei, und er fertigte hochwertige Aquarelle der heimischen Flora an. Trotz dieser Chance fiel er 1832 erneut in Ungnade und wurde wieder nach Macquarie Harbour geschickt.
Sein Ruf als Künstler verschaffte ihm eine Anstellung bei Dr. William de Little, wo er beeindruckende Stillleben und Naturstudien schuf. Seine Zeichnungen boten wertvolle Einblicke in das Leben der Sträflinge. Nach der Schließung der Siedlung 1833 wurde er nach Port Arthur verlegt.
1835 erhielt Gould seine Freiheit und versuchte, in Tasmanien Fuß zu fassen. Er arbeitete kurzzeitig als Kutschenbauer, heiratete 1836 Ann Reynolds und widmete sich weiter der Stilllebenmalerei. Doch sein Leben war von Armut, Trunkenheit und wiederholten Gefängnisstrafen geprägt. Seine künstlerische Qualität schwankte, und er fand nie dauerhafte Stabilität. Am 11. Dezember 1853 starb er eines natürlichen Todes in Hobart.
Daniel Priest (1814–1883):
war ein Sträfling und Bushranger im Tasmanien des 19. Jahrhunderts. Priest floh aus der Strafkolonie Port Arthur und wurde zu einem Bushranger, während er versuchte, einer Verhaftung zu entgehen. Er wurde bei denen, die er ausraubte, als „der freundliche Bushranger“ bekannt, aufgrund seiner „fast beispiellosen Milde und Freundlichkeit gegenüber Personen, mit denen er bei der Verfolgung seiner gesetzlosen Karriere in Konflikt geriet“.
Priest führte bei seinen Überfällen zwar immer eine Waffe mit sich, die er als Drohmittel einsetzte. Er gebrauchte sie aber niemals, sondern nahm sich von seinen Opfern nur das Nötigste.
Als er schließlich 1845 aufgegriffen wurde und vor dem Richter stand, behauptete so die Überlieferung eines seiner Opfer, der als Zeuge auftrat, dass Mantel und Hose, die Priest trage, ihm gehöre. Der Angeklagte gab dies unumwunden zu.
Als der Magistrat daraufhin Priest mitteilte, dass man ihm andere Kleidung besorgen müsse, antwortete dieser: ‚Ganz, wie Sie wünschen, Sir, es gefällt mir jetzt nicht mehr.‘
Priest wurde zum Tod durch Erhängen verurteilt, aber nach dem Eingreifen vieler Bürger, darunter drei Priester und mehrere Personen, die er ausgeraubt hatte, wurde seine Strafe in zehn Jahre auf der Insel Norfolk umgewandelt.
Reverend George Eastman (ca. 1819–1870)
Reverend George Eastman diente von Januar 1855 bis zu seinem Tod im April 1870 als anglikanischer Kaplan der Strafkolonie Port Arthur. Er war bekannt für seine Hingabe und wurde als „guter Pfarrer“ bezeichnet. Eastman kümmerte sich sowohl um die geistlichen Bedürfnisse der Sträflinge als auch um die der freien Bevölkerung in der Kolonie. Sein Engagement führte ihn oft dazu, auch unter schwierigen Bedingungen seine Pflichten zu erfüllen, was letztlich zu seinem frühen Tod beitrug.
George Eastman diente 26 Jahre lang aber auch in Gemeinden in Van Diemen’s Land. Seine letzte Station war Port Arthur, wo er seine feste Überzeugung unter Beweis stellte, dass religiöse Unterweisung, Bildung und Ausbildung der Schlüssel zur Besserung von Strafgefangenen seien.
Henry Savery (1791–1842)
Henry Savery (4. August 1791 – 6. Februar 1842) war ein britischer Geschäftsmann, Fälscher und Schriftsteller, der als Australiens erster Romanautor gilt. Sein Leben war geprägt von geschäftlichen Misserfolgen, kriminellen Aktivitäten und literarischen Errungenschaften.
Geboren in Butcombe, Somerset, als sechster Sohn des Bankiers John Savery, absolvierte Henry Savery vermutlich seine Schulbildung an der Oswestry Grammar School. Er begann eine kaufmännische Lehre in Bristol und betrieb später eine Zuckerraffinerie, die 1819 in Konkurs ging. Anschließend war er kurzzeitig Herausgeber der Zeitung The Bristol Observer.
Um seine finanziellen Probleme zu lösen, begann Savery, gefälschte Wechsel im Wert von über 30.000 Pfund zu handeln. Nach seiner Flucht mit 1.500 Pfund wurde er am 9. Dezember 1824 verhaftet. Ursprünglich zum Tode verurteilt, wurde seine Strafe dank einflussreicher Freunde in eine Deportation umgewandelt. Im August 1825 wurde er mit dem Schiff Medway nach Van Diemen’s Land (heute Tasmanien) transportiert.
Henry Savery – Leben in Van Diemen’s Land
Nach seiner Ankunft in Hobart Ende 1825 wurde Savery im Staatsdienst beschäftigt und arbeitete für den Kolonialschatzmeister, was unter den Kolonisten für Kontroversen sorgte. 1828 folgten ihm seine Frau Eliza Elliott Oliver und ihr gemeinsamer Sohn nach Tasmanien. Die Wiedervereinigung war jedoch von Spannungen geprägt, die in einem Suizidversuch Saverys gipfelten.
Gerüchte über Elizas Verhalten während der Überfahrt und übertriebene Darstellungen von Saverys Stellung in der Kolonie trugen zu den Konflikten bei. Kurz darauf wurde er wegen Schulden inhaftiert, und Eliza kehrte mit dem Sohn nach England zurück; sie sahen sich nie wieder.
Henry Savery – Literarische Werke
Während seiner Haft verfasste Savery unter dem Pseudonym „Simon Stukeley“ eine Reihe von Skizzen über das koloniale Leben, die 1829 in der Zeitung ‚Colonial Times‘ veröffentlicht und später als ‚The Hermit of Van Diemen’s Land‘ gesammelt wurden.
Sein bedeutendstes Werk, ‚Quintus Servinton: A Tale founded upon Incidents of Real Occurrence‘, gilt als der erste in Australien geschriebene und veröffentlichte Roman. Das 1831 anonym veröffentlichte Buch erhielt positive Kritiken und basierte teilweise auf Saverys eigenem Leben.
Henry Savery – Aufenthalt in Port Arthur und Tod
In den folgenden Jahren verschlechterte sich Saverys Situation. Er verfiel möglicherweise dem Alkohol und geriet erneut in finanzielle Schwierigkeiten. Ende 1840 wurde er erneut des Betrugs beschuldigt und nach Port Arthur, der berüchtigten Strafkolonie, verbannt. Dort starb er Anfang 1842 unter ungeklärten Umständen; einige Quellen vermuten Suizid. Er wurde auf der Isle of the Dead vor der Küste von Port Arthur beigesetzt.
John Barnes (1812- unbekannt)
John Barnes wurde im Januar 1812 geboren. Schon früh muss er auf die schiefe Bahn geraten sein, denn man verurteilte ihn am 16. Juni 1832 für den Einbruch in das Haus von Richard Ridgwell in Little Sampford. Dort habe er, so das Urteil, eine Menge Tee, zwei Tabakdosen und andere Gegenstände gestohlen. Der Einbruch erfolgte durch das hintere Fenster, das der Staatsanwalt am 3. Juni, als er zur Kapelle ging, verschlossen gelassen hatte.
Es gab in der Folge eine weitere Anklage gegen Barnes und einen Mittäter wegen eines ähnlichen Vorfalls im Haus von Thomas Perry, aber auf Vorschlag seiner Lordschaft wurde nicht weiter darauf eingegangen.
Der Richter ordnete an, das Todesurteil zu protokollieren, und bemerkte zu den Gefangenen: Ich werde dafür sorgen, dass Sie in diesem Land in keine Häuser mehr einbrechen.
Dann verliert sich die Spur Barnes’s zunächst. Offensichtlich deportierte man ihn nach Australien, denn er kam 1845 in New South Wales an und nach Norfolk Island geschickt, bevor er schließlich nach Van Diemen’s Land transportiert wurde. Barnes hatte Mühe, dem Tod auf dem Schafott zu entgehen, und verbrachte zwischen 1851 und 1876 insgesamt neun Jahre in Port Arthur.
1868 wurde er wegen Einbruchs in ein Geschäft und Diebstahls eines Schinkens, einer Schachtel Waschpulver und einer Schachtel Zündhütchen angeklagt. Der Richter im folgenden Prozess sagte, er könne sich nicht daran erinnern, jemals einen schlimmeren Charakter als den des Gefangenen gesehen zu haben. Seine letzte Spur erwähnt ihn als Invaliden in Launceston im Jahr 1890.
William Curtis (1824 – unbekannt)
William, ein Anstreicher und Maurer aus Bristol, wurde 1844 im Alter von 22 Jahren wegen Diebstahls eines Mantels inhaftiert. Zunächst wurde er einer Bande in Hobart zugeteilt, später dann B. Thomas in Port Sorell. Laut der Quellen benahm er sich, abgesehen von einigen kleineren Verstößen, gut und erhielt 1850 eine bedingte Bewährung.
Einige Jahre vergingen ruhig für William, bis er 1856, als er unter dem Namen John Curtis lebte, des Totschlags an einem Arbeitskollegen angeklagt und zu lebenslanger Haft in Port Arthur verurteilt wurde. Obwohl sein Urteil ihn zu harter Arbeit in Ketten verpflichtete, wäre das Zuchthaus für William das Zuhause gewesen, so wird berichtet; aufgrund eines Dutzends weiterer Vergehen verbrachte er jedoch auch viel Zeit im Einzelgefängnis.
William Willham
Nachdem er vier Jahre als Teenager in Point Puer verbracht hatte, erhielt William 1848 seine Freiheitsurkunde. Wie viele ehemalige Point Puer Boys musste er das Leben als freier Mann in der neuen Kolonie als Herausforderung empfunden haben, da er sich nicht lange aus dem System heraushielt.
1851 wurde er wegen Straßenraubes verurteilt und kehrte für zwei Jahre nach Port Arthur zurück. 1856 saß William erneut vier Jahre wegen Urkundenfälschung ab. Zu diesem Zeitpunkt war er ein hartgesottener Sträfling, der wegen Fehlverhaltens, Pflichtvernachlässigung und Faulheit verurteilt worden war.
Charles Diamond
‚Wir hatten einen Streit und ich habe ihm mit einem Messer in den Arm gestochen‘, sagte der 21-jährige Seemann, der zu 15 Jahren Straflager verurteilt wurde. Charles wurde als‚ bösartig gerissen und rachsüchtig‘ beschrieben und kam 1845 auf der Insel Norfolk an, wo er schon bald begann, die Regeln zu missachten.
Er wurde 1847 auf die Tasman-Halbinsel verlegt und bald darauf zu einem Ort verurteilt, der ‚Tretmühle‘ genannt wird. Während er hier war, wurde er wegen Fehlverhaltens angeklagt, weil er Tabak, eine Pfeife, Feuerstein und Stahl in seinem Besitz hatte.
Trotz dieser und weiterer 34 Vergehen erhielt Charles 1853 seine Hafturlaubsbescheinigung für ‚vorbildliches Verhalten‘, nur um seine Freiheit erneut zu verlieren, weil er ‚mit einer Pistole bewaffnet einen Schwerverbrecher angegriffen … und ein Boot im Wert von 50 Pfund sowie andere Gegenstände gestohlen‘ hatte. Charles kehrte nach Port Arthur zurück, um seine Strafe zu verbüßen, und wurde schließlich 1859 begnadigt.
Thomas James Lemprière (1796–1852)
Thomas James Lemprière wurde in Hamburg als Sohn eines britischen Bankiers und Kaufmanns geboren. Er wanderte 1822 nach Van Diemen’s Land aus. Dort erhielt er eine Landzuteilung und wurde Gründungsaktionär der Bank of Van Diemen’s Land.
Lemprière trat in den öffentlichen Dienst ein und wurde 1831 zum stellvertretenden Assistenten des Kommissariats ernannt. In dieser Funktion war er in verschiedenen Strafsiedlungen tätig, darunter Macquarie Harbour und Port Arthur. Während seiner Zeit in Port Arthur führte er akribische meteorologische und gezeitenbezogene Aufzeichnungen und gründete 1837 ein Museum vor Ort.
Als autodidaktischer Künstler schuf Lemprière zahlreiche Porträts und Landschaftsbilder, die das koloniale Leben in Tasmanien dokumentieren. Seine Werke sind in Sammlungen wie der Allport Library and Museum of Fine Arts in Hobart erhalten.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war Lemprière ein begeisterter Naturforscher. Er sammelte Fisch-, Säugetier-, Vogel- und Insektenproben für renommierte Forscher wie Sir John Richardson und William Swainson. Sein Engagement in der Wissenschaft wird durch die Benennung der Rochenart Raja lemprieri zu seinen Ehren gewürdigt.
Lemprière war auch ein produktiver Tagebuchschreiber. Seine Aufzeichnungen bieten wertvolle Einblicke in das Leben und die Verwaltung der Strafkolonien in Van Diemen’s Land. Einige seiner Tagebücher und Papiere befinden sich in der State Library of New South Wales.
1849 wurde Lemprière nach England zurückgerufen und anschließend als Assistent Commissary General nach Hongkong versetzt. Aufgrund gesundheitlicher Probleme wurde er 1851 nach England zurückgeschickt, verstarb jedoch am 6. Januar 1852 während der Rückreise auf See.
Thomas James Lemprière hinterließ ein vielfältiges Erbe als Beamter, Künstler und Naturforscher. Seine Beiträge zur Dokumentation des kolonialen Lebens und seine wissenschaftlichen Sammlungen bereichern das Verständnis der Geschichte und Natur Tasmaniens.
Source: (Libraries Tasmania): https://librariestas.ent.sirsidynix.net.au/client/en_AU/library/search/detailnonmodal/ent:$002f$002fSD_ILS$002f0$002fSD_ILS:146834/one
Private Edward Murphy (1828-1871)
Edward Murphy wurde 1828 in Wicklow, Irland, als Sohn eines Tuchhändlers geboren. Im Alter von 17 Jahren trat er am 11. Oktober 1840 dem 99. Infanterieregiment bei. Dies war ein britisches Regiment, dessen Hauptquartier in den Royal Barracks in Dublin stationiert war.
Der Grund, warum er der Armee beitrat, ist nicht bekannt. Der Beruf seines Vaters deutet darauf hin, dass er nicht aus einer armen Familie stammte und lesen und schreiben konnte. Sein Beruf war der eines Webers. Seine Zeichnungen zeigen, dass er in der Kunst des Zeichnens ausgebildet war, also war er nicht der typische Freiwillige für die damalige Zeit in Irland.
Vielleicht traf er auf einen begeisterten Rekrutierungsoffizier oder er schloss sich aus familiären Gründen an. Das Regiment segelte zum Fluss Derwent und fuhr im Juni 1842 mit dem Hauptteil des 99. Regiments weiter nach Sydney. Bei seiner Ankunft wurde Murphy nach Newcastle geschickt.
Das Leben in der Armee schien zu diesem Zeitpunkt für diesen jungen Gefreiten an Reiz zu verlieren, und er desertierte im Oktober 1842 von seinem Posten und wurde im November desselben Jahres inhaftiert. Nach seiner Freilassung wurde er im Januar 1843 erneut als Deserteur gemeldet. Weitere Desertationen folgten.
Während er 1846 in Port Arthur stationiert war, desertierte Murphy erneut. Sein Name wurde in der Sydney Gazette mit der Angabe verzeichnet, er habe seinen Posten am 7. Januar 1846 in Port Philip verlassen …20 Jahre alt, 5 Fuß 6 Zoll groß, hellhäutig, hellbraunes Haar und helle Augen.
Im Februar 1847 wurde er für einen Monat ins Krankenhaus eingewiesen. Im März wurde er als im Wachdienst stehend aufgeführt. Es ist wahrscheinlich, dass er in Sydney vor Gericht gestellt und inhaftiert wurde und nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus wieder seinem Regiment beitrat.
Am 5. Juni wurde er von Kommandant Harris für zehn Tage in die Zellen geschickt. Der Grund wurde nicht angegeben. Für diesen letzten Verstoß gegen die Strafe wurde er auf die äußeren Inseln vor Sydney verbannt. Murphy war, abgesehen von seinen Verfehlungen, ein begnadeter Zeichner und Maler vor allem von Schiffen und Signalflaggen, wie eines seiner bekanntesten Werke beweist.
Sergeant Patrick Killion
Im Jahr 1841 wurde dem Farbfeldwebel Patrick Killion vom 51. Regiment das besondere Privileg erteilt, eine „nasse Kantine in der Militärkaserne für Soldaten seines eigenen Regiments zu betreiben.
Obwohl diese Bar ausschließlich Bier ausschenken sollte, geriet die Sache schnell außer Kontrolle. Illegale Portweine und Spirituosen wurden an ziviles Personal geliefert, was zu ungebührlichem Verhalten und zur Entlassung mehrerer Männer führte. Kilions Kantine wurde umgehend geschlossen und er wurde nach Hobart geschickt, um sich einem Untersuchungsausschuss zu stellen.
Margret Dalziel (1831-1921)
Margaret Dalziel kam 1851 in Van Diemens Land an – eine protestantische Hausangestellte aus Glasgow, die lesen konnte. An Bord des Schiffes lautete der Bericht des Schiffsarztes schlicht ’schlecht‘. Sie war nur 1,50 m groß, hatte eine rosige Gesichtsfarbe, braunes Haar, blaue Augen und mehrere Tätowierungen.
Sie wurde wegen eines Straßenraubes, bei dem es um eine Blechkiste und wichtige Papiere ging, für zehn Jahre ins Gefängnis gebracht. Sie war bereits zweimal vorbestraft, einmal wegen Diebstahls einer Uhr und einmal wegen Einbruchs.
Ihr erster Auftrag war für James Hurst; er war ein ehemaliger Aufseher der Kohlengruben. In seinem Haushalt beging sie keine Straftaten, vielleicht weil er es gewohnt war, mit Sträflingen umzugehen, aber ihr nächster Herr hatte weniger Glück. Von ihm floh sie und wurde zu acht Monaten Zwangsarbeit in der Female Factory verurteilt. Viele weitere Male entfloh sie ihren Dienstherren, begíng erneut Straftaten und wurde bestraft. Ab 1865 verliert sich ihre Spur.
Sarah Evans
Sarah, eine Witwe, die wegen eines Einbruchs zu zehn Jahren Deportierungsstrafe verurteilt worden war, übte den Beruf der Wäscherin aus und hatte eine lange Liste von Straftaten auf dem Kerbholz. Während ihrer achtmonatigen Haft in Port Arthur wurde Sarah dem Kommandanten James Boyd zugeteilt und lebte höchstwahrscheinlich im Hinterhaus, wo die Bediensteten untergebracht waren.
Sarah war eine von vielen weiblichen Sträflingen, die hier in Port Arthur kurze Zeit ihrer als Hausangestellte, Köchinnen und Wäscherinnen arbeiteten. Während ihres Aufenthalts hier wurde Sarah zweimal wegen Ruhestörung verurteilt. Beim zweiten Mal wurde sie zur Bestrafung in die Cascades Female Factory in die Einzelhaftzellen gebracht.
Ebenezer Brittlebank (1769-1839)
Ebenezer wurde im Januar 1769 geboren. Er kam auf dem Gefangenen-Transportschiff Medina am 14. September 1825 in Van Diemen’s Land an. Er war wegen eines Kapitalverbrechens, das er in York/Großbritannien verübt hatte, verurteilt worden.
Ann Wilson
Sie scheint eine sehr zwiespältige junge Frau gewesen zu sein. Schon früh geriet sie auf die schiefe Bahn und wurde im Oktober 1819 wegen Diebstahls erstmals aktenkundig. Nach ihrer Verurteilung erreichte sie am 17. Dezember 1825 New South Wales und schließlich Van Diemen’s Land. Offensichtlich war Ann mit Thomas Wilson verheiratet und hatte ein Kind.
Ann Wilson kam nach Port Arthur und arbeitete als Dienerin für Thomas Lempriere, einen Offizier der Strafanstalt. In den folgenden Jahren sind regelmäßig Vergehen bekannt geworden wie unverschämtes Verhalten, Trunkenheit, unerlaubte Abwesenheit.
Über den weiteren Verlauf ihres Lebens in Port Arthur widersprechen sich die Quellen. Während ein Convict Record, der für jeden ankommenden verurteilten Straftäter angelegt wurde, davon spricht, dass Ann Wilson bereits im Januar 1832 verstarb, sprechen die Schilder in Port Arthur davon, dass ihre letzte aufgezeichnete Strafe aus 5 Tagen Isolationshaft wegen einer Flucht im Jahr 1836 bestand.
William Smith O’Brien (1803–1864)
In den 1830er-Jahren schloss sich O’Brien Young Ireland an, einer Splittergruppe junger, gebildeter Männer und Frauen, die sich aktiv für irisch-nationalistische Ideale einsetzten. In den 1840er-Jahren war O’Brien einer ihrer führenden Aktivisten geworden.
1848 bereitete sich O’Brien darauf vor, einen bewaffneten Aufstand anzuführen, der Großbritannien dazu zwingen sollte, die irische Selbstverwaltung ohne Blutvergießen zu gewähren. Der Aufstand war letztendlich erfolglos.
Die vier wurden wegen Hochverrats angeklagt, für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Die Urteile wurden dann in lebenslange Verbannung umgewandelt und sie kamen im Oktober 1849 in Hobart an. Nachdem O’Brien sich geweigert hatte, nicht zu versuchen zu fliehen, wurde er zunächst auf die Insel Maria Island gebracht, bevor er im August 1850 nach Port Arthur verlegt wurde. Er blieb dort bis November 1850, als er sich schließlich bereit erklärte, die Bedingungen der Regierung für einen Urlaubsschein zu akzeptieren.
Als O’Brien Port Arthur 1850 verließ, wurde ihm eine bedingte Begnadigung gewährt, die es ihm erlaubte, die Kolonie 1854 zu verlassen. Er lebte bis 1856 in Brüssel, als er eine bedingungslose Begnadigung erhielt, die es ihm erlaubte, nach Irland zurückzukehren. Obwohl er nicht in die Politik zurückkehrte, blieb er ein aktiver Redner zum Thema Selbstverwaltung in Irland. Er starb 1864. Seine Statue steht heute in der O’Connell Street in Dublin.
John Martin (1812–1875)
John Martin war ein irischer Nationalist und Mitglied der Young Irelander Bewegung. Nach der gescheiterten Rebellion von 1848 wurde er wegen Aufruhrs verurteilt und nach Van Diemen’s Land deportiert. Dort traf er auf andere führende Mitglieder der Bewegung, darunter William Smith O’Brien und Thomas Francis Meagher. Nach seiner Freilassung kehrte er nach Irland zurück und setzte sein Engagement für die irische Unabhängigkeit fort.
Thomas Francis Meagher (1823–1867)
Thomas Francis Meagher war ein irischer Nationalist und führendes Mitglied der Young-Irelander-Bewegung. Nach der Rebellion von 1848 wurde er wegen Hochverrats verurteilt und nach Van Diemen’s Land deportiert. Dort erhielt er ein „Ticket-of-Leave“, das ihm relative Freiheit innerhalb der Kolonie gewährte. 1852 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er später im amerikanischen Bürgerkrieg als Brigadegeneral der Union Army diente.
Patrick O’Donoghue (1806–1854)
Patrick O’Donoghue war ein irischer Nationalist und Teilnehmer der Young Irelander Rebellion von 1848. Nach seiner Verurteilung wurde er nach Van Diemen’s Land deportiert. Dort gründete er 1850 die Zeitung „The Irish Exile“, die als erste irisch-nationalistische Publikation in Australien gilt. Seine journalistischen Aktivitäten führten zu Konflikten mit den Kolonialbehörden, und er wurde mehrfach in Kettenhaft genommen. Schließlich gelang ihm die Flucht nach Melbourne.
Donohoe erlebte aufgrund seiner streitlustigen Einstellung und seiner Missachtung der Regeln und Einschränkungen, die mit einem Hafturlaub (eine Erlaubnis, die einem Verurteilten unter bestimmten Bedingungen erteilt wird, um sich frei zu bewegen und Arbeit zu finden) einhergingen, mehr Entbehrungen als alle anderen Verbannten.
Eine Bedingung seines Hafturlaubs war, dass er innerhalb der Grenzen von Hobart in Tasmanien leben und sich dort aufhalten musste. Da er keine Anstellung als Gerichtsschreiber finden konnte, gründete er mit Hilfe von in Irland geborenen freien Siedlern eine Wochenzeitung mit dem Titel „The Irish Exile“.
Die erste Ausgabe wurde im Januar 1850 veröffentlicht. Donohoe geriet schnell mit dem Gouverneur Sir William Denison in Konflikt, der Donohoes Schilderungen der katastrophalen wirtschaftlichen und politischen Lage in Irland und der Schuld der britischen Regierung nicht schätzte.
Er bekam auch Ärger mit Denison, als er die Sperrgrenze überschritt, um William Smith O’Brien heimlich zu besuchen. Seine Strafe bestand aus drei Monaten Zwangsarbeit in der Bewährungsstation Port Arthur. Nach seiner Entlassung wurde er nach Oatlands im Landesinneren versetzt, wo er angeblich keinen Ärger mehr machen konnte.
Im Oktober 1850 traf John Donnellan Balfe zur Verblüffung der verbannten Young Irelanders in Van Diemens Land ein. Balfe, der Mitglied der Irish Confederation war, war auch ein britischer Informant, der Dublin Castle über die Pläne der Konföderation für den Aufstand von 1848 auf dem Laufenden hielt.
Es versteht sich von selbst, dass seine Anwesenheit auf der Insel die Young Irelanders in Rage versetzte, allen voran Donohoe. Die einzige Möglichkeit, sich ohne seine Zeitung zu rächen, bestand für ihn darin, Balfe zu outen, indem er jedem, den er traf, erzählte, wer Balfe war und wie er den Aufstand zum Scheitern brachte und das Leben so vieler tapferer Patrioten zerstörte.
Im August 1851 wurde Donohoe nach Port Arthur zurückgeschickt, um weitere drei Monate Zwangsarbeit zu leisten, weil er Balfe geoutet hatte. Da er genug von Denisons extremen Bestrafungsmethoden hatte, beschloss er, nach seiner Entlassung zu fliehen. Seine Flucht führte ihn per Schiff nach San Francisco, wo er am 22. Januar 1854 überraschend starb.
Terence Bellew MacManus (1811–1861)
Terence Bellew MacManus war ein irischer Rebell, der an der Young Irelander Rebellion von 1848 teilnahm. Nach seiner Verurteilung wegen Hochverrats wurde er zur Deportation nach Van Diemen’s Land verurteilt. 1852 gelang ihm die Flucht nach San Francisco, USA, wo er bis zu seinem Tod lebte. Sein Leichnam wurde nach Irland überführt und dort mit einer großen Beerdigung geehrt.
Kevin Izod O’Doherty (1823–1905)
Kevin Izod O’Doherty war ein irischer Nationalist und Mitglied der Young Irelander Bewegung.
O’Doherty erhielt eine gute Ausbildung und studierte Medizin, schloss sich jedoch vor seinem Abschluss der Young Ireland Party an und gründete im Juni 1848 zusammen mit Thomas Antisell und Richard D’Alton Williams die Irish Tribune.
Es wurden nur fünf Ausgaben herausgegeben, die erste am 10. Juni 1848. Am 10. Juli 1848, als die fünfte Ausgabe herausgegeben wurde, wurde O’Doherty verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Beim ersten und zweiten Prozess waren sich die Geschworenen uneinig, aber beim dritten Prozess wurde er für schuldig befunden und zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
So kam er im November 1849 in Tasmanien und Port Arthur an, wurde sofort auf Bewährung freigelassen und durfte sich in Oatlands niederlassen, und seine beruflichen Dienste wurden im St. Mary’s Hospital in Hobart in Anspruch genommen.
Martin Bryant (geb. 1967)
Obwohl er nicht direkt mit der historischen Strafkolonie in Verbindung steht, verübte Martin Bryant 1996 das Massaker von Port Arthur, bei dem 35 Menschen getötet und 23 weitere verletzt wurden. Dieses tragische Ereignis fand auf dem Gelände der ehemaligen Strafkolonie statt und führte zu bedeutenden Änderungen der Waffengesetze in Australien. Bryant wurde zu 35 lebenslangen Haftstrafen ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt und verbüßt seine Strafe im Risdon-Gefängnis in Hobart.
Weltkulturerbe Port Arthur auf Tasmanien
Die historische Stätte Port Arthur in Tasmanien wurde 2010 als Teil der ‚Australian Convict Sites‘ in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Diese elf Stätten repräsentieren die bedeutendsten Überreste des britischen Sträflingstransports und der kolonialen Expansion im 18. und 19. Jahrhundert.
Die UNESCO begründete die Aufnahme damit, dass diese Orte „die besten noch erhaltenen Beispiele für den groß angelegten Sträflingstransport und die koloniale Expansion europäischer Mächte durch die Anwesenheit und Arbeit von Sträflingen“ darstellen.
Port Arthur, gegründet 1830, diente als Strafkolonie für die schwersten Straftäter des britischen Empire. Die Anlage ist ein herausragendes Beispiel für das panoptische Gefängnismodell, das auf Überwachung und psychische Disziplinierung setzte. Die gut erhaltenen Gebäude und Ruinen bieten einen tiefen Einblick in die Geschichte des Strafvollzugs und die Lebensbedingungen der Sträflinge jener Zeit.
Heute ist Port Arthur eine bedeutende Touristenattraktion, die jährlich zahlreiche Besucher anzieht. Die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe unterstreicht den kulturellen und historischen Wert der Stätte und sichert ihren Erhalt für zukünftige Generationen.
Fazit
Die Strafkolonie Port Arthur war ohne Zweifel eine der härtesten Gefängnissiedlungen des britischen Empire. Sie existierte von 1830 bis 1877 und war berüchtigt für ihre strenge Disziplin und unmenschlichen Bedingungen. Besonders Wiederholungstäter wurden hierhergebracht, um sie endgültig zu brechen.
Ein zentrales Element war das Silent System, bei dem Sträflinge in völliger Isolation gehalten wurden. Gespräche waren verboten, und selbst beim Gottesdienst mussten die Gefangenen getrennt in kleinen Zellen sitzen. Diese Methode führte oft zu schweren psychischen Störungen.
Der Eaglehawk Neck, gesichert durch die Dogline, machte Flucht nahezu unmöglich. Trotzdem gab es verzweifelte Fluchtversuche, von denen die meisten scheiterten.
Heute ist Port Arthur eine historische Stätte und UNESCO-Weltkulturerbe. Die gut erhaltenen Ruinen erinnern an die brutalen Bedingungen der Sträflingszeit. Gleichzeitig mahnt der Ort dazu solche Methoden endgültig von der Erde zu verbannen.
Hier finden Sie weitere Informationen zu Port Arthur:
https://www.discovertasmania.com.au/regions/hobart-and-south/port-arthur
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