Malta, Palazzo Parisio in Naxxar
MS EUROPA erreicht den letzen Liegehafen ihrer Reise mit Valletta auf Malta. Wieder scheint die Sonne bei über 20 Grad. Damit erleben wir den 7. Tag mit schönem Wetter in Folge. Mehr kann man von einer Kreuzfahrt im November nicht erwarten. Hinzu kommt eine völlig ruhige See mit Windstärke 2. Malta liegt im Herzen des Mittelmeers. Bis nach Afrika ist es ein Katzensprung und Sizilien ist ebenfalls nicht weit entfernt.
Die Insel ist flach und bekannt für ihre eigenwillige Architektur mit bunten Holzbalkonen und zahlreichen großen Kirchen. Jedes Dorf hat eine Kirche im Format einer Kathedrale und 90% der Malteser sind katholisch. Was ursprünglich von den Franzosen und Briten regiert wurde, ist heute ein eigenständiger Staat und volles Mitglied der Europäischen Union. Der Euro ist Zahlungsmittel. Während der gesamten Reise war ich bemüht den Lesern in meinen Reiseberichten abseits der am meisten gebuchten Ausflüge aufzuzeigen, daß es an Bord von MS EUROPA immer auch Alternativen für die Gste gibt, die schon ein- oder mehrere Male eine Kreuzfahrt im Westlichen Mittelmeer gebucht haben. So soll es auch heute sein. Wir besuchen heute Naxxar, die Sankt Anton Gärten und den Parisio Palast.
Sankt Anton Gärten
Kaum 10 km von La Valletta entfernt liegen die St. Anton Gärten. Die gut gepflegten Gärten Maltas darf man sicher als eine besondere Leistung anerkennen, denn in einem Land, in dem fast 9 Monate Hochsommer mit Temperaturen bis 40 Grad vorherrscht, ist es keine leichte Aufgabe und schon gar keine Selbstverständlichkeit, einen immergrünen und blühenden Garten zu pflegen. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Gartenanlage vom Großmeister Antoine de Paule als Grünfläche für den Palast angelegt. Man findet hier eine Vielfalt an tropischen Pflanzen, Blumenrabatten, Rosen, Norfolktannen oder Bougainvillea. In der ganzen Parkanlage wurden im rustikalen Stil Springbrunnen und Teiche angelegt. Die Gärten von San Anton, die seit 1882 der Öffentlichkeit zugänglich sind, wurden im Stil des Barock gestaltet. In den Gärten befindet sich auch eine Orangerie, deren Früchte früher von den Großmeistern als Weihnachtsgeschenk überreicht wurden. In den Gärten finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen wie etwa die Landesgartenschau statt.
Sankt Anton Palast
Der San Anton Palast diente während der britischen Besatzungszeit den britischen Gouverneuren als Residenz, heute ist es der Sitz des maltesischen Staatspräsidenten und kann daher nur von außen besichtigt werden. Im Laufe der Jahre waren viele Regierungshäupter zu Besuch, so befinden sich im Park viele Gedenktafeln, die Baumpflanzungen bezeugen. Der Palast wurde zwischen 1623 und 1636, während der Herrschaft des Johanniterordens, als Sommerresidenz für Großmeister Antoine de Paule erbaut. Von seinen Kritikern wurde de Paule ein ausschweifender Lebensstil vorgeworfen, Papst Urban VIII. lobte jedoch seine Frömmigkeit und Umsicht und stellte ihn auf eine Stufe mit den Kardinälen und den anderen Kirchenfürsten. Ein auffälliges Merkmal der Erweiterung ist der Turm, der eine herrliche Aussicht auf die umliegende Landschaft bietet. Die rechteckige Form wurde durch ein Kranzgesims, eine Brüstung mit Geländer und figürliche Wasserspeier an jeder Ecke abgemildert.
Marienkirche in Naxxar
Unser nächstes Ziel ist der Ort Nazzar. Direkt in der Ortsmitte liegt die gewaltige Marienkirche, die ein typsiches Beispiel für eine jeder Dorfkirchen ist, die fast die Größe eine Kathedrale erreichen. Malta ist eine Kircheninsel, denn es gibt weit über 300 Kirchen hier. Die meisten sind, wie auch die Kirche von Naxxar, im Stil des Barock erbaut und entstanden im 18. Jh. Die Kirche in Naxxar hat eine prachtvolle Doppelturmfassade mit überlebensgroße Figuren und einem reichverzierten Giebel. Direkt gegenüber liegt der Palazzo Parisio, den wir nun besuchen wollen. Eher unscheinbar wirkt die Fassade, das Innere jedoch ist überschwenglich ausgestaltet und die Gartenanlagen gehören zu den sehenswertesten auf ganz Malta.
Parisio Palast in Naxxar
Der Palast wurde im Jahr 1733 unter Großmeister Manoel de Vilhena errichtet und oft als „Miniatur-Versaille“ beschrieben. 1898 gelangte der Besitz in die Hände des Marquis Guiseppe Scicluna, der ihn opulent umgestalten ließ. Nach seinem Tod blieb der barocke Palazzo fast ein Jahrhundert ungenutzt, bis seine Großenkelin, die Baroness Christine Scicluna und ihre Tochter Justine frischen Wind in den angestaubten Palast brachten: Sie ließen ihn liebevoll renovieren, trugen antike Möbel, erlesene Vorhangstoffe und Gemälde zusammen und verliehen ihm so einen luxuriösen Glamour mit femininer Note. Heute sind die prunkvollen Räumlichkeiten – vom Ballsaal, über die Sala Lombarda bis hin zum Musikzimmer – bei einer Führung zu besichtigen. Wer hier ein Familienfest feiern möchte, kann den Palast mieten. EIn Hotel sorgt für einen guten Service in den sich anschliessenden Gärten.
Garten des Parisio Palastes
Besonders beliebt ist es bei den Einheimischen in der Gartenanlage, die mit zahllosen subtropischen Pflanzen, Blumen und Palmen aufwarten kann, seinen Afternoon-Tea einzunehmen. Ich bin erstaunt, daß jetzt, mitten in der Woche, schon viele dieser Tradition folgen. Die Passagiere von MS EUROPA nehmen im Garten, nach der interessanten Führung, ein Glas Pro Seco zu sich und genießen die besondere Atmosphäre der Anlage, die ich in der ich in aller Ruhe zahllose Details entdecke. Der Erbauer des Palastes dürfte einen Lebenswandel im Luxus geführt haben, das wird jedem schnell klar, der den reichverzierten Teich, die barocken Torbögen und mehrere Springbrunnen betrachtet. Die St. Anton Gärten und auch der Palazzo Parisio sind wirkliche Kleinodien barocker Baukunst auf Malta und gute Alternativen zum Besuch in der Hauptstadt.
Das neue Gatsby auf MS EUROPA
Die Reise neigt sich nun dem Ende entgegen und MS EUROPA macht sich am Abend auf den Weg nach Athen, wo übermorgen der Rückflug nach Deutschland ansteht. So möchte ich diese Serie von Reiseberichten schließen mit einem EUROPA-Detail, daß sicher viele interessiert. Nach dem Werftaufenthalt hat sich an Bord von MS EUROPA so einiges getan und positiv verändert. Dazu gehört auch das neue „Gatsby’s“ auf Deck 4. Dieser Raum ist mehr als nur eine Bar. Er ist ein Konzertsaal mit Showbühne, warme aber unaufdringliche Farben gestalten ihn hell und wohnlich. Hier sitzt man genre tagsüber aber auch abends. Der Reiz liegt jedoch im nostalgischen Abiente, daß sich durch Möbel im Stil der 50er und 60er Jahre ausdrückt. Das durchdachte Design reicht von nostalgischen Lampenschirmen bis hin zu Nierentischen, Ohrensesseln oder einer Jukebox, die sofort jeden neugierig macht. Hier finden täglich Auftritte der Künstler statt oder werden Cocktails und Empfänge gegeben.
Leuchtender Herbst im Mittelmeer! Bei kaum einer Mittelmeerreise war ein Titel so zutreffend wie bei dieser Kreuzfahrt, die nahezu wolkenlos verlaufen ist und uns tatsächlich noch ein paar Sommertage beschert hat. Die Fülle der Sehenswürdigkeiten von Weltrang war bemerkenswert und auch die landschaftlichen Schönheiten bleiben uns noch lange in Erinnerung. Ich bedanke mich dafür, daß Sie täglich mit dabei waren und für das vielfältige positive Echo, das ich auf meine Berichte sei es als Kommentar hier im Blog oder als Mail erhalten habe. Schauen Sie auch in den kommenden Wochen vorbei, denn ich werde eine Aufarbeitung meiner großen Andenreise des Jahres 2012 beginnen und sie mit Bildern in die Atacamawüste, nach Bolivien und Peru entführen. Die nächsten Kreuzfahrtberichte folgen ab Mitte Januar.
Ich grüße sie von Bord der MS EUROPA recht herzlich
Peter Jurgilewitsch