Grandioses My Son in Vietnam – Die Kultur der Champa
My Son ist eine der bedeutsamsten archäologischen Stätten Vietnams und wurde im Jahr 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Auszeichnung würdigt die außergewöhnliche historische und kulturelle Bedeutung der Tempelanlage, die ein Zeugnis der frühmittelalterlichen Cham-Kultur darstellt. My Son ist nicht nur für Vietnam, sondern auch weltweit ein wertvolles Beispiel für spirituelle und architektonische Errungenschaften vergangener Epochen.
Die historische Stätte liegt im zentralen Hochland Vietnams, etwa 70 Kilometer südwestlich von Da Nang, einer der bedeutendsten Städte der Region. Geografisch ist sie im Quang Nam Bezirk eingebettet und nicht weit von der antiken Hafenstadt Hoi An entfernt, die ebenfalls als UNESCO-Weltkulturerbe gilt. Die Nähe zu dieser historischen Region unterstreicht die kulturelle Dichte und Bedeutung des Zentrums Vietnams als Schnittstelle von Handel und Religion.
Umgeben ist My Son von dicht bewaldeten Hügeln und Flusslandschaften, die der Stätte eine abgeschiedene und spirituelle Atmosphäre verleihen. Die grüne Landschaft, geprägt von üppiger Vegetation und sanften Flusstälern, rahmt das alte Heiligtum ein und schafft eine harmonische Kulisse, die die besondere Aura der Anlage unterstreicht. Diese natürliche Isolation diente vermutlich auch dem Schutz und der Bewahrung der heiligen Bauwerke über die Jahrhunderte hinweg.
Das UNESCO-Weltkulturerbe My Son ist damit nicht nur ein kulturelles Relikt, sondern auch ein Beispiel für die harmonische Verschmelzung von Kultur und Natur. Die Stätte, umgeben von dichtem Grün und durchzogen von kleinen Flussläufen, bietet Besuchern einen Einblick in die Welt der Cham-Könige und deren spirituelles Erbe. Die Nennung als Weltkulturerbe hebt die Bedeutung der Erhaltung und Pflege dieser außergewöhnlichen Stätte hervor.
Das Volk der Champa
Die Champa, ein Volk mit einer reichen und einzigartigen Kultur, spielten eine bedeutende Rolle in der Geschichte Südostasiens. Die Cham-Kultur, die über viele Jahrhunderte im heutigen Vietnam, insbesondere entlang der zentralen Küstenregion, blühte, hat deutliche Spuren in der Architektur, Religion und Kunst der Region hinterlassen.
Die Cham waren eine Seefahrerkultur, die als exzellente Händler und Navigatoren bekannt war und in engem Austausch mit Indien und anderen Kulturen im südostasiatischen Raum stand. Diese Verbindungen zu anderen Völkern und Kulturen beeinflussten die Cham stark, insbesondere in ihrer Kunst und Religion.
Ursprünglich stammt das Volk der Champa aus der Region, die heute als Zentralvietnam bekannt ist, und siedelte sich entlang der Küstenlinien und im fruchtbaren Hinterland an. Von etwa dem 2. bis ins 17. Jahrhundert n. Chr. existierte das Champa-Königreich, das in verschiedene Fürstentümer unterteilt war, darunter Kauthara, Panduranga und Amaravati.
Die Cham lebten hauptsächlich vom Handel und vom Fischfang, während sie durch den Handel mit Indien, China und arabischen Ländern Wohlstand und kulturellen Reichtum erlangten.
Die Religion der Cham spielte eine zentrale Rolle in ihrem kulturellen Leben und beeinflusste die Entwicklung ihrer Kunst und Architektur maßgeblich. In ihrer frühen Geschichte verehrten die Cham hinduistische Götter wie Shiva und Vishnu. Dies geht auf den intensiven Kulturaustausch mit Indien zurück, durch den sich hinduistische Vorstellungen und Praktiken im Champa-Reich etablierten.
Shiva wurde besonders verehrt und erhielt einen hohen Stellenwert als Schutzgott der Cham. Dies zeigt sich in den zahlreichen Tempeln und Statuen, die im Laufe der Jahrhunderte erbaut wurden. Auch die Bauweise ihrer Tempel, die teilweise wie Bergheiligtümer gestaltet sind, spiegelt diese hinduistische Tradition wider.
Neben dem Hinduismus nahmen die Cham jedoch auch den Mahayana-Buddhismus auf, der sich etwa ab dem 8. Jahrhundert zunehmend im Reich verbreitete. Diese Kombination aus Hinduismus und Buddhismus machte die Cham-Kultur einzigartig in der Region und führte zu einer bemerkenswerten Vielfalt religiöser Ausdrucksformen.
Buddhistische und hinduistische Symbole sind in den Bauwerken und Skulpturen der Cham gleichwertig vertreten und zeigen, wie stark die Religion mit dem Alltagsleben der Cham verwoben war. Für die Cham stellte Religion nicht nur eine spirituelle Praxis dar, sondern auch eine kulturelle Identität, die ihre gesamte Gesellschaft durchzog.
Ein bemerkenswertes Zeugnis dieser religiösen und kulturellen Vielfalt ist die Tempelanlage My Son, die die Cham zu Ehren Shivas als heiligen Ort errichteten. My Son war ein bedeutendes religiöses und kulturelles Zentrum des Champa-Reiches und diente über Jahrhunderte als Ort für Zeremonien und religiöse Rituale.
Die kunstvollen Bauwerke und Tempel zeigen die hoch entwickelten architektonischen und handwerklichen Fähigkeiten der Cham sowie ihren tiefen Glauben. Die Stätte My Son ist heute eines der wenigen gut erhaltenen Beispiele der Cham-Architektur und verdeutlicht, wie intensiv die Cham ihre Kultur pflegten und verewigten.
Die Cham-Kultur wurde im 15. Jahrhundert zunehmend von der vietnamesischen Expansion bedroht, als das Đại Việt-Reich nach Süden expandierte. Diese Expansion führte dazu, dass die Cham immer mehr ihrer Gebiete verloren und schließlich viele von ihnen assimiliert oder vertrieben wurden.
Trotz dieser historischen Umwälzungen blieb das kulturelle Erbe der Cham in Form von Architektur, Musik und Handwerk erhalten und hat bis heute einen Einfluss auf die vietnamesische Kultur. In einigen Dörfern Zentralvietnams leben noch heute Cham-Gemeinschaften, die ihre Sprache, religiösen Bräuche und Traditionen bewahren.
Die moderne Cham-Kultur steht vor der Herausforderung, ihr Erbe trotz der Integration in die vietnamesische Gesellschaft lebendig zu halten. Dies äußert sich in der Pflege traditioneller Feste und Tänze, die immer noch praktiziert werden, und der Weitergabe der Cham-Sprache an jüngere Generationen.
Auch die traditionelle Webkunst und die Herstellung von Keramik sind wichtige kulturelle Ausdrucksformen, die das handwerkliche Wissen der Cham lebendig halten. Diese Bemühungen zeugen vom Stolz der Cham auf ihr reiches kulturelles Erbe, das trotz zahlreicher historischer Einschnitte bis heute Bestand hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kultur der Cham ein einzigartiges Erbe darstellt, das die Vielfalt Südostasiens bereichert. Trotz der Herausforderungen, denen das Cham-Volk in seiner Geschichte begegnete, konnte es sein kulturelles Erbe bewahren und über Generationen weitergeben. Die Tempelanlage My Son ist ein eindrucksvolles Symbol dieser Kultur und steht als historisches Zeugnis für die kreative Kraft und den Glauben der Cham.
My Son und und sein heiliger Berg Mhadravata
Der Mhadravata Mountain, auch als „Cat Tooth Mountain“ bekannt, ist ein markanter Berg in Zentralvietnam, der eine bedeutende Rolle in der Kultur und Religion der Cham spielte. Seinen Namen „Cat Tooth Mountain“ verdankt der Berg seiner ungewöhnlichen, gezackten Form, die von weitem an die Zähne einer Katze erinnert.
Dieser Name beschreibt treffend das Aussehen des felsigen Gipfels, dessen Spitzen sich in scharfen Zacken erheben und so die besondere Gestalt des Berges betonen. In der Cham-Sprache und Überlieferung ist der Berg jedoch als „Mhadravata“ bekannt, ein Begriff, der seine tiefere spirituelle Bedeutung unterstreicht.
Für die Cham war der Mhadravata Mountain weit mehr als nur ein geografisches Wahrzeichen – er galt als heiliger Berg und symbolisierte eine Verbindung zwischen der Erde und den himmlischen Kräften. Die Cham verehrten den Berg als Sitz der Götter und als Schutzort, an dem die Geister der Ahnen wohnten.
Besonders die Nähe zu My Son, dem religiösen Zentrum der Cham, verstärkte die Bedeutung des Berges als spirituelles Symbol. In ihren Riten und Legenden galt er als eine Manifestation des heiligen Berges Meru, der in der hinduistischen Mythologie als Achse der Welt und Sitz der Götter angesehen wird.
Viele Legenden ranken sich um den Mhadravata Mountain. Eine bekannte Erzählung besagt, dass der Gott Shiva einst auf diesem Berg erschien, um die Cham-Könige zu segnen und ihnen die Macht über ihr Land zu verleihen.
Andere Geschichten berichten, dass der Berg als Ort der Meditation und Erleuchtung diente, an dem weise Mönche und Könige in Kontakt mit den Göttern traten. Noch heute inspiriert der Cat Tooth Mountain Einheimische und Besucher durch seine mystische Ausstrahlung und bleibt ein symbolträchtiges Zeugnis des spirituellen Erbes der Cham.
My Son – Weltkulturerbe der UNESCO
Die Tempelanlage von My Son wurde 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt und gilt seither als eine der wertvollsten kulturellen Stätten Vietnams. Diese Anerkennung würdigt My Son als einzigartiges Zeugnis der Cham-Kultur und ihrer bemerkenswerten architektonischen und religiösen Errungenschaften.
Die UNESCO hob dabei nicht nur die historische, sondern auch die kulturelle Bedeutung der Anlage hervor, die über Jahrhunderte hinweg als spirituelles Zentrum der Cham diente. In ihrer Begründung für die Ernennung betonte die UNESCO die außergewöhnliche Bedeutung der Stätte:
„My Son ist ein außergewöhnliches Beispiel für den kulturellen Austausch der Cham-Zivilisation, die ihre künstlerischen und religiösen Traditionen über viele Jahrhunderte pflegte und verfeinerte. Die Architektur und die kunstvollen Reliefs von My Son belegen die enge Verbindung der Cham zur hinduistischen Kultur, die in Südostasien einzigartig ist.“
Die Ernennung von My Son zum Weltkulturerbe unterstreicht die Verpflichtung, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und zu schützen. My Son steht als Symbol für das reiche und vielfältige Erbe Vietnams und erinnert an die kulturelle Blütezeit des Cham-Königreichs.
Die Aufnahme in die Liste der UNESCO-Welterbestätten bringt nicht nur internationale Anerkennung mit sich, sondern hat auch zu verstärkten Bemühungen um die Restaurierung und den Erhalt der Anlage geführt. Heute ist My Son ein wichtiger Ort des kulturellen Gedächtnisses, der Einblick in die spirituellen und künstlerischen Traditionen der Cham-Kultur gewährt.
Die Geschichte von My Son
Die Architektur der Tempel von My Son lässt sich in verschiedene Perioden unterteilen, die die Entwicklung und Veränderung der Cham-Baukunst über die Jahrhunderte hinweg widerspiegeln. Jede dieser Perioden zeigt charakteristische Stile und Bauweisen, die sowohl die kulturellen als auch religiösen Einflüsse und technischen Fortschritte des Königreichs Champa dokumentieren. Im Folgenden sind die wichtigsten Architekturperioden in My Son zusammengefasst.
Die Antike Periode (4.–7. Jahrhundert)
Die frühesten Bauwerke in My Son stammen aus der Antiken Periode und markieren den Beginn der Tempelarchitektur der Cham. Diese Phase ist stark von hinduistischen Einflüssen geprägt, die durch die Handelsbeziehungen mit Indien nach Champa gelangten.
Die Tempel wurden in dieser Zeit aus einfacheren Materialien wie Holz gebaut und hatten rechteckige oder quadratische Grundrisse, die vor allem Funktionalität betonten. Die meisten dieser frühen Strukturen existieren nicht mehr, da sie durch spätere Tempel ersetzt wurden oder durch das Klima stark verwittert sind.
Die klassische Periode (7.–10. Jahrhundert)
In der Klassischen Periode entwickelte sich die Cham-Architektur weiter, und die Baumeister begannen, Ziegelsteine für den Tempelbau zu verwenden. Diese Technik, bei der die Ziegel ohne Mörtel zusammengesetzt wurden, ist ein charakteristisches Merkmal der Cham-Architektur.
Die Tempel waren in dieser Periode oft mit detaillierten Reliefs und Symbolen geschmückt, die hinduistische Gottheiten und Szenen aus der hinduistischen Mythologie darstellten.
Die Bauten erhielten höhere Türme und kunstvollere Verzierungen, die die technische Entwicklung und den künstlerischen Anspruch dieser Epoche widerspiegeln. Die Tempelgruppen B und C in My Son sind Beispiele für die Architektur dieser klassischen Periode.
Die Hochklassische Periode (10.–12. Jahrhundert)
In der Hochklassischen Periode erreichte die Cham-Architektur ihren Höhepunkt. Die Tempel wurden in größerem Maßstab und mit noch raffinierteren Dekorationen gebaut. Neue Bauformen und technische Finessen wie Verzierungen mit lotusförmigen Ornamenten und komplexeren Reliefs traten auf.
Viele Tempel dieser Epoche zeigen auch eine stärkere Betonung vertikaler Linien, die symbolisch für die spirituelle Verbindung mit dem Himmel stehen. In dieser Periode entstanden einige der prominentesten Bauwerke in My Son, die durch kunstvoll gestaltete Türme und Innenräume beeindrucken.
Die Spätklassische Periode (12.–14. Jahrhundert)
Die Spätklassische Periode war die letzte große Phase der Cham-Baukunst in My Son. In dieser Zeit begann die Tempelarchitektur allmählich zu vereinfacht und nüchterner zu werden. Die Bauten wurden mit weniger Verzierungen und schlichteren Formen gestaltet, was auf einen Wandel in der religiösen Praxis und möglicherweise auch auf wirtschaftliche Einschränkungen hindeutet.
Während einige Tempel dieser Phase noch stark an die klassischen Bauweisen anknüpften, fehlte der Fokus auf prunkvolle Dekorationen. Die Nutzung der Gebäude stand mehr im Vordergrund, und die symbolische Bedeutung trat in den Hintergrund.
Der Verfall der Tempelanlage
Nach der Spätklassischen Periode begann My Son allmählich zu verfallen, was auf politische Instabilität und den allmählichen Rückgang des Champa-Königreichs zurückzuführen ist. Ab dem 15. Jahrhundert wurde My Son zunehmend verlassen, und viele der Tempel verfielen im Laufe der Zeit. Heute sind die Ruinen von My Son ein bedeutendes kulturelles Erbe, das die verschiedenen architektonischen Entwicklungen der Cham über mehrere Jahrhunderte hinweg bewahrt.
Die Tempelgruppen in My Son
Die Cham bauten die Tempel, um hinduistische Gottheiten zu ehren, insbesondere den Gott Shiva, den sie als ihren höchsten Schutzpatron verehrten. Die Anlage ist von dichter Vegetation umgeben und erstreckt sich über eine Reihe von Tälern. Die Tempel sind in mehrere Gruppen unterteilt, die durch die Buchstaben A bis K gekennzeichnet sind.
Diese Gruppierungen spiegeln verschiedene architektonische Stile und Epochen wider und bieten einen Einblick in die künstlerische und religiöse Entwicklung der Cham über die Jahrhunderte hinweg.
Nachfolgend biete ich eine detailliertere Beschreibung der einzelnen Tempelgruppen, beginnend mit der Tempelgruppe H, die entlang des Fußwegs zur Stätte als erste auf der rechten Seite zu sehen ist und in der Reihenfolge einer sinnvollen Besichtigung des Areals.
Meine Beschreibung bietet eine allgemeine Orientierung über die verschiedenen Tempelgruppen und ihre vermuteten Funktionen. Detaillierte Berichte zu My Son findet man beim École française d’Extrême-Orient (EFEO). My Son wird immer noch erforscht und stetig gibt es neue Erkenntnisse.
My Son Tempelgruppe H
Tempelgruppe H liegt am Wegesrand auf der rechten Seite und ist für Besucher häufig die erste Begegnung mit der Baukunst der Cham. Diese Gruppe ist kleiner und eher unscheinbar im Vergleich zu anderen größeren Tempelkomplexen in My Son, doch sie bietet wichtige Einblicke in die Bauweise und den Stil der Cham-Architektur.
Die Tempel der Gruppe H wurden hauptsächlich aus Ziegeln gebaut, die ohne Mörtel zusammengesetzt wurden, wobei eine spezielle Technik zur Versiegelung der Steine angewandt wurde, die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber der Witterung erklärt. Die Gruppe H zeigt Reliefs und Dekorationen, die symbolische Darstellungen der hinduistischen Mythologie enthalten, obwohl viele dieser Details im Laufe der Jahrhunderte verwittert sind. Dennoch kann man die Verehrung der Cham für den Hindu-Gott Shiva und andere Gottheiten erkennen, die sie als ihre Schutzherren ansahen.
My Son Tempelgruppe A
Die Tempelgruppe A ist eine der bedeutendsten und kunstvollsten Gruppen in My Son und diente als zentrales Heiligtum für religiöse Zeremonien. Hier befand sich das Hauptheiligtum, das als Symbol für den Berg Meru, den heiligen Berg des Hinduismus, errichtet wurde. Der zentrale Turm dieser Gruppe ist der höchste in der gesamten Tempelanlage und diente als Hauptort für die Verehrung Shivas. Die Wände sind reich mit Reliefs und Skulpturen verziert, die Szenen aus der hinduistischen Mythologie darstellen und die handwerkliche Meisterschaft der Cham-Baumeister zeigen. Besonders hervorzuheben sind die Darstellungen von Tänzern und himmlischen Wesen, die im Glauben der Cham eine wichtige Rolle spielten.
My Son Tempelgruppe B
Die Tempelgruppe B liegt in unmittelbarer Nähe zur Gruppe A und wird häufig als Erweiterung des zentralen Heiligtums angesehen. Sie enthält mehrere kleinere Türme und Schreine, die wahrscheinlich als Nebengebäude für die Hauptzeremonien in Gruppe A dienten. Die Architektur der Gruppe B zeigt ähnliche Stilmerkmale wie Gruppe A einschließlich detaillierter Reliefs und der Verwendung von Ziegeln in ausgeklügelten Mustern. Die Gruppe B ist jedoch stärker von Erosion betroffen, da sie weniger Schutz vor Witterungseinflüssen hat. In den Ruinen lassen sich dennoch Fragmente der kunstvollen Dekorationen erkennen, die den Tempelbau der Cham so einzigartig machen.
My Son Tempelgruppe C
Tempelgruppe C liegt etwas abseits und weist eine andere architektonische Gestaltung auf. Diese Gruppe ist weniger verziert und zeichnet sich durch schlichte, geometrische Formen aus, die möglicherweise eine spätere Bauphase repräsentieren. Die Türme der Gruppe C sind niedriger und einfacher gestaltet, was möglicherweise auf eine reduzierte Nutzung oder eine andere religiöse Bedeutung hinweist. Dennoch zeigen auch die Bauwerke der Gruppe C eine erstaunliche Stabilität und Widerstandskraft, die typisch für die Ziegelbauweise der Cham ist.
My Son Tempelgruppe D
Die Tempelgruppe D bildet einen eigenen kleinen Komplex und liegt in der Nähe der Gruppen A und B. Gruppe D zeichnet sich durch ihre ungewöhnliche Anordnung aus, die möglicherweise auf besondere religiöse Zeremonien hindeutet. Die Türme und Gebäude sind hier so angeordnet, dass ein geschlossener Innenhof entsteht, der möglicherweise als Schutzraum für Rituale genutzt wurde. Auch in dieser Gruppe finden sich hinduistische Symbole, die die Bedeutung des Glaubens für die Cham verdeutlichen. Einige der Reliefs und Skulpturen in Gruppe D sind noch gut erhalten und geben Aufschluss über die mythologischen Vorstellungen und künstlerischen Techniken der Cham.
My Son Tempelgruppe E
Tempelgruppe E ist kleiner und weist im Vergleich zu den benachbarten Gruppen weniger architektonische Verzierungen auf. Die Gebäude dieser Gruppe zeigen jedoch eine größere Vielfalt in der Formgebung und legen nahe, dass sie möglicherweise für unterschiedliche Zwecke genutzt wurden. Die schlichte Bauweise von Gruppe E könnte darauf hindeuten, dass diese Gebäude in einer Zeit errichtet wurden, in der pragmatische Aspekte der Bauweise wichtiger waren als dekorative Elemente. Dennoch bieten die Bauten der Gruppe E einen Einblick in die Entwicklung der Cham-Baukunst und ihre Anpassung an praktische Erfordernisse.
My Son Tempelgruppe F
Tempelgruppe F befindet sich auf einem leicht erhöhten Gelände und besteht aus einer Reihe kleiner Türme, die möglicherweise als Wohnorte für Priester oder Mönche dienten. Die Gebäude dieser Gruppe sind relativ gut erhalten und zeigen einen einfacheren, aber dennoch kunstvollen Stil. Die Türme der Gruppe F sind niedriger als die in anderen Gruppen und weisen weniger Reliefs auf, doch die charakteristische Cham-Bauweise mit ineinandergreifenden Ziegeln ist hier gut erkennbar. Gruppe F veranschaulicht, wie flexibel die Cham-Architektur war, da sie sowohl für religiöse Zwecke als auch für den alltäglichen Gebrauch angelegt wurde.
My Son Tempelgruppe G
Tempelgruppe G ist ein kleinerer Komplex, der wahrscheinlich zur Unterstützung der Haupttempelgruppen errichtet wurde. Diese Gruppe besteht aus mehreren kleineren Gebäuden, die kaum Verzierungen aufweisen, was auf eine unterstützende Funktion hindeutet. Die schlichte Architektur und die klare Anordnung der Gebäude lassen vermuten, dass sie für administrative oder logistische Aufgaben genutzt wurden, die mit den religiösen Zeremonien in den nahe gelegenen Hauptgruppen zusammenhingen.
My Son Tempelgruppe I
Tempelgruppe I liegt etwas weiter abseits und besteht aus einer einzelnen, isolierten Struktur, die möglicherweise als Schutzraum für wertvolle Artefakte oder heilige Objekte genutzt wurde. Der Turm dieser Gruppe ist relativ gut erhalten und weist nur minimale Verzierungen auf, was auf eine funktionale Bauweise schließen lässt. Der isolierte Standort könnte darauf hindeuten, dass dieser Turm für besondere geheime Zeremonien verwendet wurde.
My Son Tempelgruppe K
Die Tempelgruppe K ist die kleinste und am wenigsten erhaltene Gruppe in My Son. Diese Gruppe besteht aus nur wenigen Fundamentresten und ist daher schwer zu interpretieren. Die verbliebenen Strukturen lassen vermuten, dass es sich um eine unterstützende Anlage handelte, möglicherweise für Lagerräume oder andere nicht-religiöse Zwecke.
Die Zerstörungen verschiedener Tempelgruppen
Tragischerweise wurden die Gruppen E und F während des Vietnamkriegs schwer bombardiert, was dazu führte, dass die meisten Heiligtümer teilweise oder vollständig zerstört wurden. Die schlimmsten Zerstörungen ereigneten sich an den zentralen Tempeln der Gruppe, darunter E1, E4 und F1.
Einige Tempel wurden nach französischen Forschungen rekonstruiert.
Obwohl die Basis von F1 noch steht, befindet sie sich in einem sehr prekären Zustand und Archäologen haben ein modernes Dach über der Struktur errichtet, um weitere Schäden zu verhindern.
Das Cham Folk Art Performance Center in My Son
Das Cham Folk Art Performance Center in My Son ist ein kulturelles Highlight für Besucher, die mehr über das künstlerische Erbe der Cham erfahren möchten. Dieses Zentrum präsentiert traditionelle Cham-Kunstformen in Form von Tanz-, Musik- und Theateraufführungen und bietet einen lebendigen Einblick in die jahrhundertealten Traditionen dieses Volkes.
Die Aufführungen finden in einer authentischen Umgebung statt und sind so gestaltet, dass sie die religiöse und kulturelle Symbolik der Cham vermitteln.
Ein typisches Programm umfasst Tänze wie den Apsara-Tanz, der in der Cham-Kultur als heilig gilt und die mythologischen Himmelswesen, die Apsaras, darstellt. Begleitet von traditionellen Instrumenten wie der Saranai (einer Doppelflöte) und Trommeln, zeigen die Tänzer kunstvolle Bewegungen, die spirituelle und naturverbundene Themen aufgreifen.
Diese Darbietungen im Cham Folk Art Performance Center bringen den Besuchern die Ausdrucksformen und die tiefe Spiritualität der Cham-Kultur auf eine eindrucksvolle und mitreißende Weise nahe.
Fazit
Die Tempelstätte Mỹ Sơn in Vietnam ist ein beeindruckendes Zeugnis der Cham-Kultur und ihrer jahrhundertealten Geschichte. Die architektonische Vielfalt und die kunstvollen Reliefs spiegeln die Bedeutung des Hinduismus in der Region wider und zeugen von der kulturellen Blütezeit der Champa-Zivilisation. Diese Ruinen, umgeben von einer atemberaubenden Dschungellandschaft, sind ein bedeutendes kulturelles Erbe und gehören seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Trotz der Schäden, die durch die Zeit und Kriege verursacht wurden, strahlt Mỹ Sơn eine mystische Atmosphäre aus, die Besucher in die Vergangenheit entführt. Die Tempelstätte ist ein wertvolles Ziel für alle, die sich für die alte Geschichte Südostasiens interessieren, und bleibt ein wichtiger Ort der Identität und des Stolzes für das vietnamesische Volk. Ein Besuch in Mỹ Sơn bietet die Gelegenheit, die beeindruckende Architektur und den spirituellen Reichtum der Cham-Kultur hautnah zu erleben.
Weitere Informationen zu den Ruinen finden Sie hier:
https://whc.unesco.org/en/list/949
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