Lemuren auf Nosy Komba und Nosy Be
Um die Lemuren auf den Inseln Nosy Komba (Nosy Ambariovato) und Nosy Be in Madagaskar zu besuchen, ist eine lange und beschwerliche Anreise erforderlich. Lemuren sind eine Teilordnung der Primaten und leben nur auf Madagaskar und den kleinen Inseln vor der Küste, so wie die Inseln Nosy Komba und Nosy Be in Madagaskar.
Die Anreise erfolgt mit dem Flugzeug nach Madagaskar und dann weiter mit einem Boot auf die Insel Nosy Be. Von dort aus muss man noch mit einem Ausflugsboot der Einheimischen die Überfahrt nach Nosy Komba buchen, um die Lemuren dort zu besuchen. Die Insel ist ein Nationalpark und streng geschützt.
Wie kommt man am bequemsten nach Nosy Be und Nosy Komba?
Wer sich diese mühsame ‚kleine Weltreise‘ ersparen möchte, kann auch mit einem Kreuzfahrtschiff, das in Richtung Madagaskar unterwegs ist auf angenehme und erholsame Weise nach Nosy Komba gelangen.
Die Schiffe ankern direkt zwischen den Inseln Nosy Be und Nosy Komba und die Anreise verkürzt sich auf 30 Minuten Überfahrt mit einem Ausflugsboot der einheimischen Bevölkerung.
Ich habe die Insel mehrfach besucht und sie vor 25 Jahren noch nahezu unberührt erlebt. Heutzutage, wo immer mehr Touristen auch in diese entlegenen Winkel der Erde strömen, um die Lemuren zu sehen, hat sich das Leben der Insulaner grundlegend verändert. Kommerz hat auch hier Einzug gehalten und man lebt vom Souvenirverkauf.
Auf zu den Lemuren auf Nosy Komba und Nosy Be
Früh am Morgen bin ich schon unterwegs, denn ich möchte die Lemuren auf der Insel Nosy Komba besuchen. Um der großen Hitze zu entgehen, habe ich mir am Anleger im Hafen von Nosy Be einen Bootsführer gesucht, der mich nach Nosy Komba bringen und auch wieder zurückfahren wird.
Dies vorab zu organisieren, ist sehr wichtig, da Boote von Nosy Komba zurück, ohne Absprache, nur schwer zu bekommen sind oder dann einen horrenden Preis kosten. Nun geht es in schneller Fahrt in Richtung Nosy Komba.
Nosy Komba ist erreicht und es ist einfach nur afrikanisch
Wenn das Boot in Nosy Komba ankommt, kann man nur in Form einer ’nassen Landung‘ an Land gehen. Schuhe ausziehen, ins Wasser bis zu den Knien und nach wenigen Schritten ist man auf der Insel der Lemuren.
Doch von den Tieren ist nichts zu sehen, denn zunächst erwarten den Besucher die Inselbewohner mit einem vielfältigen Souvenirangebot. Holzfiguren, fein gearbeitete und bemalte Holzschalen und nicht zuletzt Tausende von selbst gefertigten durchaus kunstvollen Tischdecken hängen weit und breit am Strand auf Wäscheleinen.
Doch mich hält hier nichts. Ich mache mich zielstrebig auf den Weg zu den Lemuren. Dazu sind rund 20 Minuten Fußweg bergan durch den tropischen Wald erforderlich. Es geht vorbei an den Häusern der Einheimischen, die ihrem Alltag nachgehen aber sich auch zu Gesangsdarbietungen für die ankommenden Reisenden am Wegesrand versammeln.
Alle sind herausgeputzt und die Gesichter in der traditionellen Weise bunt bemalt. Der Weg wird nun immer steiler, aber auch schattiger, denn das Blätterdach schützt vor der grellen Sonne.
Das heißt aber nicht, dass es nun angenehm wäre. Die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch und heftiges Schwitzen ist unvermeidlich.
Die Lemuren von Nosy Komba – Immer ein Erlebnis
Dann ist man endlich am Ziel. Die Lemuren von Nosy Komba warten schon. Zu sehen sind sie nicht, aber man kann sie bereits hören. Ihr Gesang schallt durch die Baumkronen. Es darf nicht verschwiegen werden, dass die Tiere hier bereits an Menschen gewöhnt sind, auch wenn es sich nicht um einen Zoo oder ein eingezäuntes Gehege handelt.
Die Lemuren leben auf Nosy Komba frei und in ihrer natürlichen Umgebung. Einige Einheimische, die für die Bewachung des Nationalparks verantwortlich sind, rufen die Tiere mit Pfiffen und speziellen Lauten. Das lassen sich die Lemuren nicht zweimal sagen, denn diese Laute bedeuten, dass schmackhafte Bananen auf sie warten.
Langsam kommen sie aus den Bäumen herunter und sind nun schon fast auf Höhe der Besucher auf Ästen und an den Baumstämmen.
Lemuren sind scheu und auf Inseln wie Nosy Komba hat das Füttern mit Bananen und anderen Leckereien dazu geführt, dass diese Angst der Lemuren vor dem Menschen durch deren natürliche Neugier und die Aussicht auf einen leicht zu ergatternden Leckerbissen, besiegt wird.
Dennoch ist es ein atemberaubendes Erlebnis die Lemuren Madagaskars so nah und ohne Zaun oder Gitter sehen zu können. Je nachdem welche der fast 100 Spezies, die es unter den Lemuren gibt, man vor sich hat, ist ihr Aussehen völlig unterschiedlich und manchmal ist es schwer zu bestimmen, um welche Art es sich handelt.
Das Fotografieren ist ebenfalls eine Herausforderung. Zum einen ist es im Urwald relativ dunkel, denn am Boden kommt vom Tageslicht nur etwas mehr als 10 % an. Zum anderen sind Lemuren sehr agil und bewegen sich aus unserer Sicht unvorhersehbar und schnell.
So ist der Fotograf immer im Zwiespalt zwischen Belichtungszeit und Blende, die eine scharfe Abbildung der Szenerie erlauben.
Auf Nosy Komba sind mittlerweile viele verschiedene Arten von Lemuren zu sehen. Diese kommen nicht alle ursprünglich auf der Insel vor. Aus anderen Teilen Madagaskars hat man, um die Vielfalt der Lemuren-Arten zu zeigen, Kattas und Varis sowie einige andere Arten hierher gebracht.
Das ist unter den Wissenschaftlern umstritten, denn die Lemuren ernähren sich in der Region Madagaskars, in der sie gerade vorkommen, von dem, was die Natur ihnen anbietet. Darüber hinaus kennen die Lemuren ihre Umgebung sehr genau, wissen wer Freund oder Feind ist und können damit umgehen.
Dies ist, wenn man sie in andere Landesteile bringt, nicht immer gewährleistet und es kommt dann zu Konkurrenzkämpfen zwischen Arten, die sich ohne Eingreifen des Menschen, niemals begegnet wären.
Dennoch empfand ich diese Art des Tourismus auf Nosy Komba, wo die Tiere nicht in Käfigen oder Gehegen gehalten werden, sondern der Mensch sich den Tieren anpassen muss, als akzeptabel.
Denn es kann durchaus sein, was ich selbst schon erlebt habe, dass man keinen einzigen Lemuren zu sehen bekommt, trotz der Lockrufe der Nationalpark-Ranger.
Einige Lemuren, die man auf Nosy Komba und Nosy Be sehen kann
Mohrenmaki (Weibchen) (Eulemur macaco)
Das Verbreitungsgebiet des Mohrenmakis erstreckt sich auf eine kleine Region im Nordwesten der Insel Madagaskar und auf die vorgelagerten Inseln wie Nosy Be und Nosy Komba. Somit sind diese Makis hier heimisch. Die Art hat sich, wie viele Lemuren-Arten entwickelt, nachdem Madagaskar sich vom afrikanischen Kontinent gelöst hatte.
Die isolierte Lage gestattete von nun an, dass der Evolutionstheorie zufolge, weitere Arten entwickelten, die sich an den neu entstandenen Lebensraum angepasst haben.
Mohrenmakis sind tag- und nachtaktiv und leben in Gruppen bis zu 15 Tieren. Diese werden immer von einem Alpha-Weibchen angeführt. Mohrenmakis erreichen eine Körperlänge von 50 cm, allerdings muss der Schwanz mit rund 60 cm Länge nochmals hinzugerechnet werden.
Das Weibchen hat einen schwarzen Kopf, daher der Name Mohrenmaki und meist einen Saum von weißem Fell rund um den Kopf. Die Augen sind grell-orange. Die Tragzeit beträgt 4 Monate und es kommt nur ein Junges zur Welt.
Die Lebenserwartung der Mohrenmakis liegt bei 15 Jahren. Die Tiere ernähren sich von Früchten, Knospen, Blüten, Blättern und verschmähen auch ein Insekt nicht, wenn es sich fangen lässt.
Weibchen und Männchen der Mohrenmakis kann man gut voneinander unterscheiden. Während die Weibchen ein meist braunes Fell in verschiedenen Brauntönen haben, sind die Männchen nahezu völlig schwarz.
Die Weibchen besitzen darüber hinaus noch weiße Haarbüschel rund um den Kopf und und am Schwanz. Die Augen sind in unterschiedlichen Orangetönen bis hin zu grellem Gelb gefärbt.
Interessant ist auch eine Verhaltensweise, die man selbst als Tourist ohne Schwierigkeiten erkennen kann, wenn man Nosy Komba oder Nosy Be besucht. Die Mohrenmakis beschäftigen sich oft mit Hundertfüßern.
Dies geschieht nicht, weil sie als Nahrung dienen sollen, sondern weil die Lemuren auf das Sekret aus sind, dass das Tier absondert, wenn es in Gefahr gerät und sich bedroht fühlt. Durch mehr oder minder sanftes Pressen mit den Zähnen veranlassen die Mohrenmakis das Verspritzen der Flüssigkeit.
Diese reiben sie sich ins Fell, denn die Substanz sorgt dafür, dass sich Insekten wie Mücken von den Lemuren fernhalten. Da die Makis bei dem Vorgang eine nicht unerhebliche Menge des Giftes über die Schleimhäute aufnehmen, wirken Sie anschließend wie betrunken, benehmen sich unkoordiniert und apathisch.
Mohrenmaki (Männchen)
Die Männchen der Mohrenmakis sind mit einem schwarzen Fell ausgestattet und das einzig Farbige an ihnen sind die Augen, die ebenfalls beigefarben oder orange sind. Die Hauptaufgabe der Männchen ist die Paarung und dafür zu sorgen, dass der Erhalt der Art sichergestellt wird. Dazu findet die Paarung am Ende der Regenzeit statt.
Meist ist das im April oder Mai. Die Auswahl treffen allerdings die Weibchen. Diese sind keineswegs monogam, sondern wechseln ihre Partner mehrfach und paaren sich in dieser Zeit auch entsprechend oft. Dabei kommen auch Männchen zum Zug, die nicht zur eigenen Gruppe gehören.
Das neugeborene Junge versteckt sich zunächst im Fell der Mutter auf der Bauchseite. Beginnt die Regenzeit und genug Nahrung ist verfügbar, dann werden die Jungen aktiv und beginnen ihre Umgebung zu erkunden. Nach zwei Jahren sind die Mohrenmakis dann selbst schon geschlechtsreif.
Coquerel Sifaki (Propithecus coquereli)
Die Sifakis und vor allem die Coquerel Sifakis (Propithecus coquereli) sind eine sehr empfindliche Lemuren-Art. Auch auf Nosy Be kann man sie beobachten. Allerdings sind sie hier nicht ursprünglich heimisch sondern wurden angesiedelt.
Das Besondere an ihnen ist ihre oftmals aufrechte Fortbewegungsgart. Sie springen mit der Kraft ihrer Hinterbeine von Baum zu Baum. Viele Touristen ist durch ihr Aussehen und die aufrechte Körperhaltung meist entzückt.
Dies ist auch auf ihr Aussehen zurückzuführen, denn die Tiere werden bis zu 50 cm lang und auch ihr Schwanz ist nochmals 60 cm lang. Sie besitzen ein sehr schönes und weiches Fell, das überwiegend weiß gefärbt ist.
Nur an den Armen und den Schenkeln haben sie lang gestreckte braune Flächen. Das Gesicht ist dunkelgrau oder schwarz und die Augen leuchtend gelb. Ihr Name ‚Sifaki‘ kommt aus einem der madegassischen Dialekte und richtet sich nach dem laut, den die Tiere von sich geben: ‚Shif-Auk‘.
Sie Sifakis fressen Früchte und Laub und sie haben einen extrem langen Verdauungsvorgang, der von 24-36 Stunden dauern kann. Die rührt vom sehr langen Darmtrakt der Primaten her.
In Madagaskar ernähren sich Coquerels Sifakas in der Regenzeit von jungen Blättern, Blüten, Früchten, Rinde und totem Holz und in der Trockenzeit von reifen Blättern und Knospen.
Bis zu 98 verschiedene Pflanzenarten wurden in ihrer Ernährung erfasst. Allerdings machen nur 12 dieser Pflanzen zwei Drittel der Nahrung aus. Zum Suchen von Nahrung verwenden die Tiere rund 30 % bis 40 % des Tages.
Coquerel Sifakis leben in Gruppen von 3 bis 10 Tieren und auch hier dominieren die Weibchen das alltäglich Zusammenleben. Die Weibchen tragen die Jungen mehr als 5 Monate aus. Die Jungtiere sind nach einem Jahr ausgewachsen.
Roter Vari (Varecia rubra)
Der rote Vari wird auch ‚rot gekräuselter‘ Vari genannt und ist ein Primat, der nur in einem sehr kleinen Gebiet im Nordosten Madagaskars vorkommt. Dass die Tiere auch auf Nosy Be zu sehen sind ist der Ansiedlung der Lemuren geschuldet.
Die Tiere haben ein sehr dichtes Fell in greller kastanienroter Farbe.
Es ist darauf ausgelegt, den feuchten Wetterbedingungen und auch mitunter kühlen Temperaturen zu widerstehen. Der rote Vari ist eine der am stärksten vom Aussterben bedrohten Tierarten Madagaskars, denn das Abholzen der Regenwälder an der Ostküste hat ihren Lebensraum sehr schrumpfen lassen.
So fehlen zunehmen Verstecke und auch Nahrung. Es handelt sich um tagaktive Lemuren. Sie fressen Nektar, Obst und Pollen.
Die Tiere bleiben die meiste Zeit des Tages hoch oben in den Bäumen. Dabei wechseln sie die Bäume auf mitunter spektakuläre Weise, denn sie stürzen sich einfach in die Lüfte und werden durch das Blätterdach deutlich tiefer wieder aufgefangen.
Die Paarung findet beim roten Vari im Mai oder Juni statt, die Jungen kommen dann im September oder Oktober zur Welt. Außergewöhnlich ist die Anzahl der Jungen. Ein Weibchen kann bis zu sechs Junge zur Welt bringen. Zwei bis drei Junge sind aber die übliche Größe eines Wurfs.
Aufgrund der hohen Anzahl von Nachkommen transportiert die Mutter die Jungen mit dem Mund und einzeln, falls dies erforderlich wird. Durch Abstürze überleben nur 25 % der Jungen und erreichen das Erwachsenenalter. Die roten Varis leben in Gruppen von 2 bis 5 Tieren. Auch hier haben die Weibchen das Sagen.
Katta (Lemur catta)
Die Kattas sind die beliebtesten unter den Lemuren Madagaskars. Ihr auffallendstes Merkmal ist der extrem lange und meist senkrecht aufgerichtete geringelte Schanz.
Auch sie kommen nur in bestimmten Landesteilen vor und sind auf Nosy Be angesiedelt worden. Die Tiere leben maßgeblich im trockenen und heißen Süden der Hauptinsel. Selbst ihr Lebensraum schrumpft durch die rücksichtslose Abholzung der Regenwälder Madagaskars immer mehr.
Mangels Lebensraum pflanzen sich die Lemuren immer weniger fort und es mangelt schnell an ihrer bevorzugten Nahrung wie Früchte, Blätter bestimmter Baumarten, Blüten, Rinden und Pflanzensäfte. Auch sie verschmähen manchmal Insekten nicht als Nahrungsergänzung.
Zwischen den Männchen findet in der Paarungszeit im April ein erbitterter Kampf um die Weibchen statt. Die Jungen kommen innerhalb einer Gruppe nahezu gleichzeitig zur Welt.
Erschwerend kommt hinzu, dass Katta-Weibchen erst im Alter von 3 Jahren das erste Mal trächtig werden. Im Oktober/November findet die Aufzucht der Nachkommen statt.
Die Weibchen bleiben lebenslang in ihrer abgestammten Gruppe, während die Männchen Wanderer zwischen den Gruppen sind. Ein dominantes Weibchen führt die Gruppe und mit rivalisierenden Gruppen finden heftige Kämpfe um die besten Nahrungsplätze statt.
Brauner Maki (Eulemur fulvus)
Der braune Maki (Eulemur fulvus) kommt in verschiedenen Teilen der im Norden und Osten Madagaskars vor und bewohnt auch dort die Regenwälder. Auch auf der Insel Mayotte/Komoren kann man diese Lemuren-Art beobachten. Sie leben in Gruppen von 3-12 Tieren und die Gruppen sind, was die Geschlechterteilung angeht gut gemischt.
Die Nahrung ist vegetarisch mit einigen kleinen Insekten als Ergänzung. Auch bei den braunen Makis ist die Paarungszeit im Mai und die Weinchen bringen nach rund 120 Tagen ein Junges zur Welt, das nach einem Jahr ausgewachsen ist.
Fazit
Die Lemuren auf den Inseln Nosy Be und Nosy Komba sind so etwas wie die Wahrzeichen Madagaskars. Man kann kritisch über die Tatsache denken, dass man Tiere, die nur in bestimmten Teilen des Landes vorkommen, an anderen Orten ansiedelt, da dies zu vielen Problemen führen kann.
Wie sich aber auf Nosy Be und Nosy Komba gezeigt hat, wurde durch die Tatsache, dass das Vorhandensein der Lemuren auf diesen beiden Inseln, viele Besucher hierher bringt, das weitere Abholzen der Regenwälder auf den Inseln verhindert.
Die Einheimischen erkennen immer mehr, dass es zu Einkommen und Wohlstand führt, wenn die Natur d.h. die Flora und Fauna dieser einzigartigen Inseln nicht verschwindet.
So bleibt zu hoffen, dass diese reizenden Geschöpfe dazu beitragen können, den Lebensraum für Mensch und Tier zu erhalten.