Krater von Darvaza (Derveze) in Turkmenistan
Der Krater von Darvaza (Derveze) liegt mitten in der zentralasiatischen Wüste Karakum. Der Krater von Darvaza ist ein Ort, der so surreal wirkt, dass er eher an einen Science-Fiction-Film erinnert als an einen realen Flecken Erde. Ein riesiges, brennendes Loch im Boden, das seit über 50 Jahren unaufhörlich lodert und glüht – Tag und Nacht. Bekannt als „Tor zur Hölle“, zieht Krater von Darvaza (Derveze) jedes Jahr Tausende von Abenteurern, Forschern und Neugierigen an.
Dabei ist er weder ein geologisches Naturwunder noch eine vulkanische Erscheinung – er ist menschengemacht, eine unbeabsichtigte Konsequenz sowjetischer Bohrtechnik und fehlgeschlagener Einschätzungen.
Doch jenseits der dramatischen Feuerkulisse erzählt der Krater von Darvaza auch eine Geschichte über Umwelt, Gasförderung, menschlichen Einfluss auf fragile Ökosysteme und touristische Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen.
Wie erreicht man den Krater von Darvaza? – Straßenzustand und Infrastruktur
Die Reise zum Krater von Darvaza beginnt meistens in Aschgabat, der Hauptstadt Turkmenistans. Von dort aus sind es rund 260 Kilometer bis zum Krater – eine Fahrt, die je nach Fahrzeug und Wetterbedingungen etwa 3,5 bis 5 Stunden dauert. Wer von Norden kommt, etwa aus dem historischen Kunya Urgench benötigt zwischen 5 und 7 Stunden Fahrzeit.
Die Reise sollte nur mit speziell dafür ausgerüsteten Fahrzeugen und mit einem genügenden Wasservorrat angetreten werden.
Die Route führt über die Hauptstraße M37, die Teil der Fernstraße von Aschgabat nach Dasoguz ist. Die Straße von Süden kommend ist in relativ gutem Zustand, doch der Krater selbst liegt etwa 8 Kilometer abseits der befestigten Straße inmitten der Karakum-Wüste.
Anders sieht die Situation aus, wenn der Reisende sich von Norden nähert. Die Straßenbelege sind stark beschädigt und die Fahrzeuge müssen immer wieder in die sandigen und unebenen Seitenstreifen ausweichen. Das macht die Fahrt anstrengend und zeitraubend.
Die letzten Kilometer stellen die größte Herausforderung dar: Der Weg ist unbefestigt, sandig, teils mit Dünen durchsetzt und ohne jegliche Beschilderung. Ohne Allradfahrzeug ist ein Vorankommen praktisch unmöglich, und selbst geübte Fahrer verfahren sich leicht in der kargen, orientierungslosen Landschaft.
Viele Touristen buchen daher geführte Touren – meist mit einem Geländewagen, Zeltübernachtung und Abendessen am Kraterrand. Der Besuch des Krater von Darvazas ist ein Abenteuer in jeder Hinsicht – physisch, klimatisch und emotional.
Die Umgebung am Krater von Darvaza
Die Karakum-Wüste ist eine der trockensten Regionen der Erde und nimmt rund 70 Prozent des turkmenischen Staatsgebiets ein. Die Landschaft ist flach, sandig, fast vegetationslos und wirkt auf viele Besucher endlos und monoton. In den Monaten Mai bis September steigen die Tagestemperaturen häufig über 40 Grad Celsius, während die Nächte in den Wintermonaten bitterkalt sein können.
Um den Krater herum findet man keine größeren Siedlungen. Das nächstgelegene Dorf, auch Darvaza genannt (was auf Persisch „Tor“ bedeutet), liegt etwa 7 Kilometer entfernt. Seitdem der Krater weltweite Bekanntheit erlangte, haben sich einzelne Jurten-Camps und improvisierte Rastplätze in seiner Nähe etabliert.
Abgesehen vom Krater selbst ist die Umgebung geprägt von leiser, fast gespenstischer Wüstenruhe. Es gibt kaum Fauna oder Flora – nur gelegentlich tauchen Insekten, kleine Wüstenreptilien oder vereinzelte Vögel auf.
Geologie der Landschaft am Krater von Darvaza
Geologisch betrachtet ist das Gebiet rund um den Krater von Darvaza Teil eines großen Sedimentbeckens, das über Jahrmillionen aus Ablagerungen von Sand, Ton, Kalkstein und marinen Sedimenten entstanden ist. Diese Schichten sind durchzogen von natürlichen Erdgasvorkommen, die seit Jahrzehnten wirtschaftlich genutzt werden.
Die Erdoberfläche ist relativ instabil, was die Entstehung von Karstlöchern und Senken begünstigt – insbesondere dann, wenn unterirdische Gashohlräume kollabieren oder durch Bohrungen künstlich geöffnet werden.
Die Bodenbeschaffenheit ist locker, von Sand durchsetzt und besitzt keine nennenswerte Vegetationsdecke. Hitzeeinwirkung durch das brennende Gas hat in direkter Kraternähe zur Veränderung des Bodens geführt: Er ist dort oft rötlich verfärbt, zerbröckelt leicht und weist Spuren chemischer Erosion auf.
Die Region ist zudem tektonisch ruhig, was den Krater zu einem interessanten Untersuchungsobjekt für geologische Langzeitveränderungen ohne seismischen Einfluss macht.
Entstehungsgeschichte des Kraters von Darvaza
Der Krater von Darvaza entstand im Jahr 1971 im Zuge sowjetischer Gasexploration. Geologen stießen bei einer Bohrung auf eine unterirdische Gaskammer. Kurz nach dem Eindringen kollabierte der Boden unter dem Bohrturm und bildete ein Loch von etwa 60 Metern Durchmesser. Um die unkontrollierte Ausbreitung von Methan zu verhindern, entschieden die Ingenieure, das austretende Gas zu entzünden.
Man ging damals davon aus, dass das Feuer nach wenigen Tagen – maximal Wochen – von selbst erlöschen würde, sobald das Gas verbrannt sei. Doch diese Annahme stellte sich als fataler Irrtum heraus. Bis heute, über fünf Jahrzehnte später, brennt das Gas ununterbrochen.
Das Loch vergrößerte sich durch ständige Abbrüche der Kraterwand auf über 70 Meter im Durchmesser. Was als kurzfristige technische Lösung gedacht war, entwickelte sich zu einem dauerhaften Feuerschauspiel.
Was sind Gaskrater und welche gibt es noch auf der Erde?
Gaskrater wie der in Krater von Darvaza entstehen, wenn unterirdische Gaslagerstätten instabil werden und die Deckschichten einbrechen. Es handelt sich also um eine Mischung aus geologischem Einsturz und anthropogener Einflussnahme. In den meisten Fällen bleibt das Gas unentzündet – der Krater füllt sich mit Wasser oder Schlamm.
Einige ähnliche Formationen gibt es weltweit, jedoch ist der Krater von Darvaza einzigartig in seiner Größe, seiner anhaltenden Aktivität und seiner Sichtbarkeit. Andere bekannte Beispiele:
Kow-Ata Höhle (ebenfalls Turkmenistan): eine unterirdische Schwefelquelle mit Gasemissionen, allerdings nicht brennend.
Yamal-Krater (Sibirien, Russland): entstanden durch auftauenden Permafrost und Gasfreisetzung, kein Feuer.
Schlammvulkane in Aserbaidschan: dort entzündet sich austretendes Methan gelegentlich spontan, aber meist kurzzeitig.
Der Krater von Darvaza bleibt weltweit der einzige dauerhaft brennende Gaskrater in dieser Form.
Daten und Fakten zum Krater von Darvaza
Durchmesser: ca. 70 Meter
Tiefe: etwa 30 Meter
Temperatur an der Oberfläche: über 400 °C an den Flammenauslässen
Gasart: hauptsächlich Methan, gemischt mit kleineren Anteilen Ethan, CO₂ und Schwefelgasen
Entstehungsjahr: 1971
Lage: Karakum-Wüste, Ahal-Provinz, Turkmenistan
GPS-Koordinaten: 40.2526° N, 58.4394° E
Der Krater wird durch hunderte kleiner Gasflammen gespeist, die aus Rissen in der Kraterwand emporzüngeln. Manche Flammen sind kaum sichtbar, andere erreichen mehrere Meter Höhe. Der gesamte Kraterrand ist ständig Hitze und Gasemissionen ausgesetzt.
Welches und wieviel Gas verbrennt täglich?
Genaue Zahlen zur täglichen Gasverbrennung liegen nicht öffentlich vor, da die turkmenische Regierung nur sporadisch Informationen veröffentlicht. Schätzungen westlicher Wissenschaftler und Energieexperten zufolge verbrennt der Krater täglich zwischen 5.000 und 10.000 Kubikmeter Methan.
Methan ist ein starkes Treibhausgas – 25-mal wirksamer als CO₂ über einen Zeitraum von 100 Jahren. Die kontinuierliche Verbrennung in Darvaza setzt jedoch primär Kohlendioxid frei, was aus klimapolitischer Sicht als das „geringere Übel“ gegenüber unkontrolliertem Methanaustritt gilt.
Trotzdem entspricht die tägliche Emission des Kraters etwa dem CO₂-Fußabdruck von mehreren hundert Autos – ein beträchtlicher Beitrag zur lokalen Umweltbelastung.
Touristische Nutzung des Krater von Darvaza
In den letzten Jahren hat sich der Krater von Darvaza zu einer der wenigen internationalen Sehenswürdigkeiten Turkmenistans entwickelt. Aufgrund der restriktiven Visavergabe bleibt der Zustrom überschaubar, aber für jene, die einreisen können, ist der Krater ein unvergessliches Erlebnis.
Touren werden meist in Kombination mit Übernachtung angeboten. Besucher erreichen den Krater am späten Nachmittag, schlagen ihr Lager in sicherer Entfernung auf und genießen den spektakulären Sonnenuntergang über dem brennenden Loch. In der Nacht erstrahlt der Krater in orangerotem Glanz – eine unheimliche Szenerie aus Licht, Schatten und Flammen.
Es gibt keinerlei Zäune oder Sicherheitsmaßnahmen. Der Kraterrand ist ungesichert, was das Erlebnis intensiv, aber auch gefährlich macht. Der Boden kann abbrechen, und bei starkem Wind sind Gasschwaden nicht auszuschließen.
Trotzdem ist der Krater von Darvaza ein Pilgerort für Abenteurer, Fotografen, Wissenschaftler und Reiseschriftsteller geworden. Dokumentationen, Drohnenaufnahmen und Social-Media-Posts haben dem Ort eine gewisse mythische Aura verliehen – als Sinnbild für die Zähmung (und das Scheitern) menschlicher Technik gegenüber Naturgewalten.
Legenden rund um den Darvaza Krater
Obwohl der Krater von Darvaza selbst ein relativ modernes Phänomen ist – entstanden im Jahr 1971 durch sowjetische Bohrungen – hat er dennoch über die Jahrzehnte eine gewisse mystische Aura entwickelt. In einem Land, das tief in nomadischen Traditionen, Wüstengeschichten und mündlich überlieferten Legenden verwurzelt ist, konnte ein solcher Ort nicht einfach nur eine technische Panne bleiben.
Auch wenn es keine jahrhundertealten Mythen über den Krater gibt (da er geologisch jung ist), ranken sich mittlerweile zahlreiche moderne Sagen und Erzählungen um das „Tor zur Hölle“. Einige dieser Geschichten sind romantisiert, andere basieren auf Beobachtungen oder regionalem Aberglauben. Hier sind einige der bekanntesten Sagen und Legenden in Fließtextform:
Die Legende vom Feuergeist der Karakum
Viele Nomaden, die durch die Karakum-Wüste ziehen oder dort lebten, sprechen mit Ehrfurcht von einem alten Geist, der tief unter dem Wüstensand schlummere. Dieser „Od Ilähi“ – der Feuergeist – sei ein uraltes Wesen aus den Eingeweiden der Erde, das über die unterirdischen Feuer und Gase herrsche. Als die Menschen begannen, den Boden mit Maschinen zu durchbohren und das Gas der Erde zu stehlen, habe sich der Geist erzürnt.
Der Krater sei, so die Legende, der Ort, an dem der Geist sich erstmals an die Oberfläche gebrannt habe – ein klaffender Schlund, durch den er nun in die Welt blicke. Manche glauben, dass das Feuer nie erlöschen wird, weil es direkt mit der Lebenskraft dieses Wesens verbunden ist. Versuche, den Krater zu schließen oder zu löschen, würden ihn nur weiter erzürnen – mit unvorhersehbaren Folgen für das Land.
Die Geschichte vom verschwundenen Hirten
Ein weiteres oft erzähltes Märchen ist die Geschichte eines jungen Hirten, der kurz nach der Entstehung des Kraters mit seiner Herde durch die Karakum-Wüste zog. Er kannte das Gelände gut, doch eines Abends kam er nicht zurück. Am nächsten Tag fand man seine Kamele und Ziegen unweit des Kraters, nervös, verstreut und ohne ihn.
Einige behaupten, sie hätten gesehen, wie der junge Mann neugierig zum leuchtenden Kraterrand gegangen sei – von dem damals kaum jemand wusste. Eine starke Böe soll ihn überrascht haben, er sei gestürzt und verschwunden – als hätte ihn die Erde verschlungen. Andere Versionen sagen, der Krater habe ihn „gerufen“, mit einem Klang aus der Tiefe.
Seither, so heißt es, erscheint manchmal eine einzelne Silhouette am Rand des Kraters in der Dämmerung. Ein Mann mit langem Umhang, der unbewegt in das Feuer starrt und dann plötzlich verschwindet, wenn man sich nähert.
Das Tor zu Dschinns und Dämonen
In einigen islamisch geprägten Überlieferungen aus Zentralasien gibt es den Glauben an Dschinns – Geisterwesen, die aus „rauchlosem Feuer“ geschaffen wurden. Der Krater mit seinen ewigen Flammen wird daher in manchen Erzählungen als einer der Orte bezeichnet, an dem Dschinns in die Welt der Menschen eintreten können.
Alte Sufi-Geschichten berichten von „Toren zwischen den Welten“, die nur erscheinen, wenn das Gleichgewicht gestört wird – etwa durch gieriges Verhalten oder Missachtung heiliger Orte. Der Krater von Darvaza sei demnach nicht zufällig entstanden, sondern durch ein Sakrileg: das rücksichtslose Bohren nach Reichtum in heiligem Wüstenboden.
Heute noch meiden manche gläubige Turkmenen den Krater bei Nacht. Sie fürchten, dass die Stimmen aus der Tiefe – das leise Fauchen und Wimmern, das der Wind über den Flammen trägt – die Sprache der Dschinns sei. Wer zu lange lauscht, könne den Verstand verlieren oder „gerufen“ werden.
Das flammende Auge der Erde
Eine poetischere, aber nicht minder eindrucksvolle Legende beschreibt den Krater als das „Auge der Erde“. In dieser Erzählung heißt es, dass die Erde selbst ein lebendes Wesen sei, mit Haut, Blut und Seele. Die Berge seien ihre Knochen, die Flüsse ihr Blut, und die Wüsten ihre Haut.
Irgendwann, so die Geschichte, wurde sie verletzt – durch Menschenhand, durch Maschinen, durch Habgier. Der Krater sei die Wunde, durch die ihr Feuerauge blicke. Es ist nicht zornig, sondern wachsam. Die Erde beobachtet die Menschen nun – prüft, ob sie aus ihren Fehlern lernen. Solange das Auge brennt, sagt man, besteht noch Hoffnung, dass die Verbindung zwischen Mensch und Erde nicht vollständig verloren ist.
Das Yurtencamp am Darvaza Karter
Direkt am Rand des Kraters von Darvaza, mitten in der einsamen Weite der turkmenischen Karakum-Wüste, liegt eines der wohl ungewöhnlichsten Übernachtungslager der Welt: ein einfaches Yurtencamp, das vor allem abenteuerlustigen Reisenden ein unvergessliches Erlebnis bietet. Dieses Camp, bestehend aus mehreren traditionellen Jurten, bietet keinen besonderen Luxus – aber dafür die einmalige Möglichkeit, direkt neben dem „Tor zur Hölle“ zu übernachten.
Aufbau und Atmosphäre
Die Jurten sind traditionelle Rundzelte zentralasiatischer Nomaden, gefertigt aus einem Gerüst aus Holzlatten und Filz oder Stoff. Sie bieten Schutz vor der Hitze am Tag und der Kälte in der Nacht. Im Camp nahe dem Krater von Darvaza sind sie meist spartanisch ausgestattet: einfache Betten oder Matratzen, Decken, vielleicht ein kleiner Tisch. Elektrizität gibt es manchmal über Generatoren oder Solarpanels, aber oft nur in sehr begrenztem Umfang.
Nach Sonnenuntergang entfaltet das Camp seinen ganz eigenen Zauber: Während in der Ferne das ewige Feuer des Kraters lodert, versammeln sich die Besucher im Wüstenlager, um eine einfaches Abendessen einzunehmen. Bei größeren Gruppen wird gemeinsam gekocht – meistens einfacher Wüsten-Eintopf oder gegrilltes Fleisch, dazu heißer Tee.
Die Geräuschkulisse ist einzigartig: Das Zischen und Fauchen der Flammen, der Wind, der durch die Wüste streicht, und die Stille – eine Stille, die in urbaner Welt fast vergessen scheint. Danach bricht die Karawane der Besucher über einen eigenes hergerichteten Wüstenweg zum Kraterrand auf.
Lage und Sicherheit des Yurtencamps am Krater von Darvaza
Das Yurtencamp liegt in sicherer Entfernung zum Kraterrand, aber nah genug, um das glühende Spektakel aus nächster Nähe zu beobachten. Es gibt keine festen Zäune oder Barrieren – wer sich dem Krater nähert, tut dies auf eigene Verantwortung. Lokale Guides weisen auf Gefahren hin: brüchiger Boden, starker Wind, unerwartete Gasaustritte.
Die Lage macht das Camp zu einem perfekten Beobachtungspunkt: Besonders in der Nacht, wenn der Himmel sternenklar ist und das Flammenmeer aus der Tiefe emporleuchtet, erleben Besucher eine fast überirdische Atmosphäre. Viele vergleichen es mit einem Blick in einen aktiven Vulkan – nur ohne Lava.
Wer betreibt das Camp?
Die Camps werden meist von lokalen Turkmenen geführt, die sich auf Wüstentourismus spezialisiert haben. Einige kooperieren mit Reiseveranstaltern in Aschgabat oder bieten private Führungen mit Allradfahrzeugen an. Die Gastfreundschaft ist herzlich, aber schlicht – Besucher sollten keine westlichen Standards erwarten, sondern Offenheit, Respekt vor der Umgebung und Bereitschaft zum Abenteuer mitbringen.
Nur wenige Kilometer vom Krater von Darvaza entfernt liegt eine weitere Naturschönheit: der Wasserkrater.
Entstehung des Wasserkraters
Der Wasserkrater entstand – ähnlich wie der Feuerkrater – infolge von Bohrungen während der sowjetischen Gasexploration in den 1960er- oder frühen 1970er-Jahren. Bei einer Bohrung wurde vermutlich eine unterirdische Hohlstruktur freigelegt oder beschädigt, woraufhin die Deckschicht kollabierte und ein tiefes Loch in der Erdoberfläche entstand. Anders als beim Feuerkrater trat hier jedoch kein entzündbares Gas in gefährlicher Menge aus oder wurde absichtlich angezündet.
Stattdessen füllte sich der neu entstandene Krater mit Wasser, das vermutlich aus Grundwasserleitern stammt, die durch die Bohrung oder durch das Einsturzereignis angeschnitten wurden. Der Wasserspiegel variiert leicht saisonal, bleibt aber in der Regel konstant – ein Hinweis auf ein Gleichgewicht zwischen Zufluss und Verdunstung.
Maße und Tiefe des Wasserkraters in Karakumwüste
Der Wasserkrater hat einen geschätzten Durchmesser von etwa 40 bis 50 Metern und eine Tiefe von rund 15 bis 20 Metern. Der Wasserspiegel liegt dabei einige Meter unter dem Kraterrand. Die Seiten fallen steil ab, wobei einige Partien mit Geröll und Sand verflacht sind – Überreste des ursprünglichen Einsturzes.
Das Wasser im Inneren ist überraschend klar, schimmert bei Sonneneinstrahlung leicht grünlich und wirkt inmitten der kargen Wüstenlandschaft fast surreal. Trotz der intensiven Sonneneinstrahlung scheint es sich um relativ stehendes, aber nicht vollständig abgestandenes Wasser zu handeln.
Wasserqualität im Wasserkrater der Karakuswüste
Es gibt keine umfassenden wissenschaftlichen Studien zur Wasserqualität des Kraters, aber Berichte von lokalen Führern und Reisenden deuten auf leicht salzhaltiges, mineralisches Wasser hin. Es ist nicht trinkbar, weist aber keinen auffälligen Geruch auf. In heißen Sommermonaten verdunstet die Oberfläche schnell, sodass sich Mineralien an den Rändern ablagern – ein Effekt, der den Kraterrand stellenweise weißlich oder bräunlich erscheinen lässt.
Gasblasen steigen gelegentlich an die Oberfläche – ein Hinweis auf leichte Gasaustritte aus dem Untergrund, vermutlich Methan oder CO₂. Im Gegensatz zum Feuerkrater sind diese jedoch zu schwach, um sich selbst zu entzünden oder gefährlich zu werden.
Ökologische und visuelle Besonderheiten
In der Umgebung des Wasserkraters wächst, anders als rund um den Feuerkrater, vereinzelt Vegetation. Vor allem Gräser und kleine, widerstandsfähige Wüstenpflanzen siedeln sich in unmittelbarer Nähe zum Wasser an – angelockt durch die erhöhte Feuchtigkeit.
Tiere wie Insekten, Vögel oder sogar Kleintiere scheinen den Wasserkrater gelegentlich als Trinkquelle zu nutzen – ein bemerkenswerter Umstand in einer derart trockenen Umgebung.
Optisch bietet der Wasserkrater vor allem bei Sonnenauf- oder -untergang ein beeindruckendes Bild: Die reflektierende Wasserfläche kontrastiert mit der rötlichen Erde und dem wolkenlosen Himmel. Für Fotografen oder Naturbeobachter ein Geheimtipp abseits des bekannten Feuerkraters.
Zugang und Lage des Wasserkraters
Der Wasserkrater befindet sich nur wenige Kilometer südlich des Darvaza-Gaskraters. Er ist nicht ausgeschildert und nur mit ortskundiger Führung oder GPS-Daten auffindbar. Die Anfahrt erfolgt wie beim Feuerkrater über eine unbefestigte Sandpiste, die mit Allradfahrzeugen befahrbar ist. Es gibt keine Absperrungen oder Schutzmaßnahmen – der Zugang erfolgt auf eigene Gefahr.
Fazit
Der Krater von Darvaza in Turkmenistan ist weit mehr als nur ein brennendes Loch in der Erde. Er ist ein Denkmal menschlicher Hybris, ein spektakuläres Natur-Feuerwerk, ein Ort der Extreme. Die Umgebung des Kraters, die trockene und fast lebensfeindliche Karakum-Wüste, bietet die perfekte Kulisse für das flackernde „Tor zur Hölle“.
Die Geschichte des Kraters erinnert daran, wie leicht sich technische Eingriffe verselbstständigen können – mit Folgen, die Generationen überdauern. Und dennoch hat dieser Ort eine Faszination, die Besucher aus aller Welt anzieht.
Ob und wie lange der Krater weiterbrennen wird, ist ungewiss. Die Regierung Turkmenistans hat 2022 angekündigt, Möglichkeiten zur Löschung zu prüfen – aus Umweltschutzgründen und wegen der wirtschaftlich nutzbaren Gasressourcen. Bis dahin bleibt der Krater von Darvaza ein Symbol: für die Macht der Natur, für unsere Eingriffe – und für das unersättliche Feuer, das unter unseren Füßen lodert.
Der Wasserkrater bei Darvaza ist ein stilles, aber faszinierendes geologisches Relikt aus der Ära sowjetischer Energieerschließung. Er ergänzt das Bild der Region um eine weitere Facette: nicht Feuer, nicht Schlamm, sondern Wasser – inmitten einer wüstenhaften Landschaft, die eigentlich nichts von alledem erwarten lässt.
Für Reisende, die mehr als nur das bekannte „Tor zur Hölle“ sehen möchten, bietet der Wasserkrater einen ruhigen, nachdenklichen Gegenpol – ein Ort, an dem sich das Zusammenspiel von Mensch, Technik und Natur auf ganz eigene Weise zeigt.
Weiter Informationen zum Krater von Darvaza finden Sie hier: