Die Hagia Sophia (Ayasofya Müzesi) in Istanbul
Die Hagia Sophia, auch Kirche der heiligen Weisheit genannt, ist eines der neuen Weltwunder, an deren Reputation es keinen Zweifel geben kann. Mit dem Bau der Hagia Sophia in Istanbul wurden Maßstäbe in Architektur, Statik, Kunst und der Religion gesetzt.
Bis heute rätseln Wissenschaftler über unerklärliche Meisterleistungen, die im Zusammenhang mit der Kirche der heiligen Weisheit stehen. So reisen wir in diesem Beitrag nach Istanbul und betrachten die Hagia Sophia einmal etwas genauer.
Das gewaltige Bauwerk war in seiner Geschichte ein Ort des Glaubens aber auch ein Ort von politischen Entscheidungen und Auseinandersetzungen.
Das PDF und den Bilderfilm zum Beitrag finden Sie hier:
Die Hagia Sophia und ihre Entstehungsgeschichte
Bereits 360 Jahre nach dem Tod von Jesus von Nazareth entstand im damaligen Byzanz die erste Hauptkirche. Es war Kaiser Konstantin I. der an der Stelle der heutigen Hagia Sophia diese Kirche errichten ließ. Schon diese muss recht groß gewesen sein, denn sie wurde erst während der Regentschaft von Constantinus II. fertiggestellt.
Nach einem Brand im Jahr 404 im Zuge eines Aufstands, brannte die Kirche völlig aus und es erfolgte ein Wiederaufbau. Auch diesem Gotteshaus war keine lange Lebensdauer beschieden. Denn 532 n. Chr. brannte die Kirche in den Wirren des Nika-Aufstandes erneut nieder.
Kaiser Justinian I. erhielt, so eine Überlieferung, im Traum von Gott den Auftrag eine Kirche zu bauen, „die seit Adam nicht existierte und auch nicht mehr existieren würde“. Dieser Anordnung wollte und konnte sich der Kaiser nicht verschließen und begann mit dem Bau der Hagia Sophia, der Kirche der heiligen Weisheit.
Die Hagia Sophia in Istanbul wird gebaut
Das Bauprojekt der Hagia Sophia war für Kaiser Justinian von höchster Bedeutung. Er soll nicht nur täglich die Baustelle besucht, sondern sich auch an ihrer Planung beteiligt haben. Diese Fakten verdanken wir dem Historiker Prokopios von Caesarea, der in seinem Werk ‚De Aedificiis‘ (I, 1, 59–60) sehr detailliert über den Bau berichtet.
Demnach standen zehntausend Arbeiter unter dem Befehl des Architekten Anthemius von Tralleis und des Mathematikers Isidoros von Milet dem Älteren. Innerhalb von nur fünf Jahren wurde sie fertiggestellt.
Während dieser sehr schnellen Bauzeit, an der nach den Überlieferungen von Prokopios 100 Meister mit je 100 Gesellen beteiligt waren, kam es wiederholt zu Rissbildungen in den Mauern.
Wissenschaftler erklären sich diese Rissbildungen mit der kurzen Bauzeit, die verhinderte, dass die frisch gesetzten Mauern genügend trocknen konnten und der Mörtel noch zu weich für weitere Baumaßnahmen war. Nach Rückbau und Reparatur dieser Mängel war man einen Schritt weiter.
Am 27. Dezember 537 war der Rohbau fertiggestellt und konnte eingeweiht werden. Anlässlich dieser Feierlichkeiten soll der Kaiser die Kirche nicht, wie jeder normale Gläubige betreten, sondern mit einem Triumphwagen hineingefahren sein. Er soll Gott gedankt und ausgerufen haben:
„Ruhm und Ehre dem Allerhöchsten, der mich für würdig hielt, ein solches Werk zu vollenden. Salomo, ich habe Dich übertroffen.“
Die Anspielung auf den Tempel des Königs Salomo in Jerusalem kommt nicht von ungefähr, denn dieser galt damals als das größte bekannte religiöse Bauwerk der Welt. Prokopios von Caesarea lobte das Bauwerk in höchsten Tönen und schrieb:
„In unaussprechlicher Schönheit bietet sie sich dar, denn Glanz
und Harmonie der Maße schmücken sie, kein Zuviel und kein Zuwenig ist an
ihr festzuhalten, da sie prunkvoller als
das Gewohnte und zuchtvoller als das Maßlose ist…“
Die Hagia Sophia war sehr schnell die Staatskirche und nicht nur irgendeine griechisch-orthodoxe Kathedrale, sie war der religiöse Mittelpunkt der Orthodoxie, Krönungskirche der byzantinischen Kaiser und auch Ort weltpolitischer Entscheidungen.
Im Anschluss war sie bis sie zum Ende des 13. Jahrhunderts eine römisch-katholische Kirche und fast tausend Jahre lang die größte Kirche der Welt.
Die Hagia Sophia – meisterhaft aber nicht fehlerfrei
Das was heute das auffälligste Merkmal der Hagia Sophia ist und zugleich ein Wahrzeichen Istanbuls, war in der Frühphase des Bauwerks immer wieder Auslöser von Problemen. Die Rede ist von der Kuppel. Am 7. Mai 558 stürzte die Kuppel aufgrund eines Erdbebens ein.
Von 558 bis 563 erbaute Isidoros von Milet der Jüngere die Kuppel wieder auf, wölbte sie um mehr als 6 m nach oben und verlagerte den Druck so verstärkt nach unten und nicht nach außen. Das genügte, wie spätere Jahre zeigen sollten, nicht, denn 989 und 1346 stürzte das Konstrukt teilweise erneut ein.
Auch wenn nach diesen Ereignissen massive Stützungsmauern an den Seiten angebracht wurden, ist man heute immer noch besorgt darüber, dass ein erneutes schweres Erdbeben schwere Schäden anrichten könnte. Dass diese Sorge berechtigt sein könnte, erfährt ein Besucher erst, wenn er im Inneren der Kirche steht.
Wirkt die Kuppel von außen bereits gewaltig, so wird einem im Inneren bewusst, dass hier ein riesiger freischwebender und nicht abgestützter Raum entstanden ist.
Bis heute ergründen Architekten aus aller Welt und ebenso Statiker, wie es den alten Baumeistern gelungen ist, die Kuppel dennoch so stabil zu bauen, dass sie bis heute die Jahrhunderte und auch so manches Erdbeben überstanden hat.
Die Hagia Sophia wird Moschee
Ein Meilenstein in der Stadtgeschichte Konstantinopels war ohne Frage die Einnahme der Stadt durch die Osmanen am 29. Mai 1453. Nicht nur für die Bewohner der Stadt änderte sich an diesem Tag ihr gesamtes Leben, sondern die Eroberer ließen keine Zeit verstreichen, um sich auch die Gotteshäuser zu unterwerfen und für ihre Zwecke nutzbar zu machen.
Im Zusammenhang mit der Hagia Sophia wird berichtet, dass Sultan Mehmet II., auch Mehmet der Eroberer genannt, um christliche Gottesdienste zu vermeiden, noch am gleichen Nachmittag in der Hagia Sophia einen ersten muslimischen Gottesdienst abgehalten haben soll.
In den folgenden Jahren wurde die Kirche der heiligen Weisheit und viele andere Gotteshäuser in Konstantinopel in muslimische Moscheen umgewandelt. Das hatte auch für die Hagia Sophia Konsequenzen.
Da im Islam bildliche Darstellungen in den Moscheen untersagt sind, wurden alle christlichen Insignien wie Kreuze oder gottesdienstliche Gebrauchsgegenstände entfernt.
Alle Kreuze wurden gegen das Zeichen des Halbmondes ausgetauscht. Lediglich die Mosaike, die großflächig die Kirchenwände geschmückten, blieben unangetastet und wurde unter Putz versteckt. Das ist heute ein großes Glück, denn diese Mosaike sind eine der Hauptattraktionen der Hagia Sophia.
Die Kirche diente bis 1932 als Moschee und wurde auf Empfehlung von Kemal Atatürk, dem ersten Präsidenten der Türkei, in ein Museum umgewandelt. Jetzt kamen auch die byzantinischen Mosaike wieder zum Vorschein.
Der Vorplatz an der Hagia Sophia
Vor oder nach einem Besuch der Kirche der heiligen Weisheit, sollte man sich als Reisender auf jeden Fall die Zeit nehmen, um einen Spaziergang auf dem Vorplatz zu unternehmen. Auf dem gepflegten Platz sind schön gestaltete Blumenbeete, zahlreiche Bäume zu finden.
Vor allem der Blick auf die Hagia Sophia aus einiger Entfernung ist lohnend, denn kommt man dem Bauwerk zu nahe, lassen sich viele Details wie die Anordnung der Minarette, die Form der Kuppel oder auch die rötliche Färbung nicht so erfassen, wie dies vom Vorplatz aus möglich ist.
Darüber hinaus gestattet der Platz einen ersten Blick auf die Sultan-Ahmed-Moschee, die auch Blaue Moschee genannt wird. Diese kann im Anschluss an die Hagia Sophia besichtigt werden, da sie nur rund 500 m von dieser entfernt liegt.
Die Minarette der Hagia Sophia
Die Minarette der Hagia Sophia gehören ebenso wie die der Blauen Moschee zum Stadtbild Istanbuls. Der ursprüngliche Bau der Kirche besaß natürlich keine Minarette.
Diese wurden erst nach der Umwandlung des christlichen Gotteshauses in eine Moschee an allen vier Ecken des Bauwerks errichtet. Aus einer etwas weiteren Entfernung z. B. vom Eingang der Blauen Moschee aus, ist die wahre Größe gut zu erkennen.
Das früheste der Minarette stammt bereits aus der Zeit des Sultans Mehmed. Das kannelierte Minarett ließ sein Sohn Bayezit II. errichten, die übrigen Selim II. im 16. Jahrhundert. Durch die vier Minarette und der riesigen Kuppel im Zentrum des Bauwerks, wirkt die Hagia Sophia außerordentlich symmetrisch.
Im Inneren der Hagia Sophia – eine einzigartige Kunstsammlung
Vorhalle
Die Vorhalle, durch man heutzutage die Hagia Sophia betritt, ist ebenfalls mit Mosaike ausgeschmückt. Beeindruckend ist das Kaiserportal, das einst nur dem Kaiser vorbehalten war. Niemand sonst durfte durch dieses Portal die Kirche betreten, außer der Herrscher.
Das schönste der Mosaiken in der Vorhalle befindet oberhalb des Kaiserportals. Es zeigt den thronenden Christus und stammt aus dem 9. Jahrhundert. Links unter dem Thron Christi ist mit Kaiser Leon VI. (886–912) kniend zu sehen.
Hauptschiff
Das Hauptschiff der Hagia Sophia ist umgeben und angefüllt mit zahlreichen Kunstwerken. Die Fläche beträgt 755 qm². Diese wird von der Kuppel überspannt. Im Hauptschiff befinden sich die Gebetsnische (Mihrab), die Kanzel (Mimbar), die Sultansloge und das Podest des Muezzins. Hier sollte man als Besucher einen Moment verweilen.
Es dauert etwas, bis man die Größe und die Pracht dieses Gotteshauses begreifen kann. Dieser Innenraum hat einen großen Teil der Weltgeschichte der letzten 2000 Jahre erlebt. Viele berühmte Persönlichkeiten haben bereits an dieser Stelle im Hauptschiff der Hagia Sophia gestanden.
Die Kuppel
Die Kuppel ist immer noch eine der größten ihrer Art in der Welt. Sie hat einen Durchmesser von 31 m und ist 56 m hoch. Auch die Kuppel ist mit Mosaiken gestaltet darunter die berühmte Chormadonna. Das Mosaik zeigt die Mutter Gottes auf einem Thron mit dem Jesuskind auf ihren Armen und stammt aus dem 9. Jahrhundert. Rechts davon sind der Erzengel Gabriel, links Michael zu sehen.
Die Hauptkuppel wird von zwei kleineren Halbkuppeln und weiteren muschelförmigen Kuppeln flankiert. Diese dienten zur Abstützung und Stabilisierung der Kuppel. In den Zwicken sind sechsflügelige Engel dargestellt.
Islamische Rundschilder
Besonders augenscheinlich sind die vier überdimensionalen Rundschilder an den Eckpfeilern der Hagia Sophia. In arabischer Schrift sind hier jeweils die Namen Gottes (Allah), Mohammeds und dann verteilt die Namen der ersten vier Kalifen und die der beiden Enkel des Propheten, Hasan und Hüseyin zu lesen.
Die Schilde haben einen Durchmesser von 7,5 m. Sie wurden vom Kalligrafen Kazasker Mustafa İzzed Effendi (1801–1877) zwischen 1847 und 1849 gemalt.
Podest des Muezzins (Müezzin Mahfili)
Der Muezzin ist in der arabischen Welt jene Person, die mit einer speziell ausgebildeten Stimme und entsprechendem theologischen Hintergrund, die Gläubigen zum Gebet ruft. Seine Arbeit verrichtet der Muezzin auf dem Minarett, aber ebenso im Inneren einer Moschee, wo er auf die Gebete des Imams singend antwortet.
Dafür besitzen viele Moscheen einen speziellen Ort innerhalb des Gotteshauses. So erhielt auch die Hagia Sophia, die Kirche der heiligen Weisheit, nach ihrer Umwandlung in eine Moschee, ein Podest des Muezzins. Es wurde aus Marmor gefertigt und ist kunstvoll gearbeitet.
Sultansloge
Eine Sultansloge wie wir sie in der Hagia Sophia auf der linken Seite des Hauptraumes finden, ist in Moscheen unüblich. Es beweist andererseits, dass die muslimischen Sultane das Gebot und die Tradition der Gleichheit vor Allah und während des Besuchs im Gotteshaus, nicht immer eingehalten haben. Die Sultansloge in der Kirche der heiligen Weisheit ist prachtvoll in Form einer sechseckigen Kanzel gestaltet. Sie ist mit kunstvollen vergoldeten Gittern ausgestattet und ruht auf mit Kapitellen geschmückten Marmorsäulen. Im Inneren ist eine bemalte Decke zu sehen. Die Loge stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, denn ihr Stil ist barock.
Mihrab
Der Mihrab in der Hagia Sophia ist, wie in allen Moscheen weltweit jener Ort, der die Gebetsrichtung angibt. Es handelt sich um eine Gebetsnische, die in Richtung Mekka zeigt. Sie ist kunstvoll ausgestaltet und wird seitlich von zwei Säulen flankiert. Sie wurden aus dem Tempel der Artemis in Ephesos hierhergebracht. Der Mihrab wurde von Sultan Süleyman I. gestiftet, der von 1520–1566 regierte.
Dass hier der Eindruck einer Tür oder eines Durchganges entsteht, ist gewollt, denn der Sinn ist die Wegweisung in Richtung der Gebetsrichtung [qibla]. Die Gebetsnische ist mit Ornamenten und Kalligrafien gefertigt aber besitzt keine Bilder.
Sie wurde von Sultan Suleyman gestiftet. Der Mihrab wurde im 19. Jahrhundert renoviert. Zu sehen sind auch zwei bronzene Leuchter, die den Mihrab flankieren. Sie stammen aus der Kathedrale von Buda in Ungarn und wurden 1526 von Süleyman dem Prächtigen anlässlich seiner Eroberung Ungarns dem Ensemble hinzugefügt.
Minbar
Als Minbar wird in einer Moschee die Kanzel bezeichnet, für eine Erhöhung innerhalb der Moschee, von der ein Imam predigt, besser zu den Anwesenden sprechen kann und von diesen gut gesehen wird. Oft ist die Kanzel auch mit einem Predigtstuhl versehen. Meist führt eine Treppe hinauf zum Predigtstuhl. In dieser Form ist auch der Minbar in der Hagia Sophia aufgebaut.
Der Minbar befindet sich rechts vor der Apsis und ist ein Geschenk Sultan Murats III., der von 1574 bis 1594 regierte. Diesem sind auch die zwei großen Alabastervasen aus Pergamon
neben dem Kaiserportal am Eingang zum Hauptraum zu verdanken. Sie fassen je 1250 l und dienten als Reinigungsbrunnen.
Säule mit Wunschloch
Die sogenannte Wunschspalte ist ein Loch in einer Säule an der nordwestlichen Ecke des Hauptsaals der Hagia Sophia. Man sieht eine polierte Bronzeplatte in der Säule, die auch die ‚Schwitzende Säule‘ genannt wird. Dass jeden Tag viele Menschen an die Säule treten, beruht auf einer Vielzahl von Legenden
Dem Loch und der Säule werden Heilkräfte nachgesagt. Um in den Genuss dieser Kräfte zu kommen, muss man den Finger in das Loch einführen und dabei die Hand auf der Platte hin und her bewegen. Auch ein Wunsch, den die Person in diesem Moment äußert, wird, der Überlieferung zufolge, erfüllt.
Die Legenden zum Wunschloch sind sehr unterschiedlich, aber der Andrang vor der Säule zeigt, dass neben der Tatsache, dass viele sich dabei amüsieren, auch immer noch etwas Aberglaube eine Rolle spielt:
Aus byzantinischer Zeit stammt die Legende, wonach das Loch eine heilende Wirkung hat. Kaiser Justinian soll in Hagia Sophia mit starken Kopfschmerzen umhergegangen sein. Schließlich habe er seinen Kopf an die Spalte gelehnt und augenblicklich seien die Kopfschmerzen verschwunden.
In einer anderen Legende handelt es sich bei der Feuchtigkeit um die Tränen der Muttergottes. Die Feuchtigkeit entsteht offensichtlich durch stärker schwankende Temperaturen und kondensiert auf der Metallplatte.
Heftiger ist das schon die Überlieferung, dass das Loch nur den Finger derjenigen Personen wieder freigibt, die ein reines Gewissen haben. Mörder, Ehebrecher und alle, die etwas Schwerwiegendes verbrochen haben, würden in der Säule gefangen bleiben.
Schließlich besagt eine Legende aus der frühen muslimischen Zeit Istanbuls, dass der Erzengel Gabriel selbst seinen Finger in das Loch gelegt haben soll, um das gesamte Gebäude anzuheben und in die Gebetsrichtung [qibla] nach Mekka zu drehen. Dabei soll er von Menschen beobachtet worden sein und verschwand daraufhin, ohne sein Vorhaben zu vollenden.
Emporen
Die Emporen der Hagia Sophia und die Galerien gehören zu den am meisten frequentierten Bereichen im Inneren der Hagia Sophia. Auch hier sind viele wertvolle Kunstwerke zu bestaunen darunter auch die berühmten Mosaike.
Sowohl zu Zeiten der Christen als auch in ihrer Nutzung als Moschee, war die Empore den Frauen vorbehalten. Sie kann über einen Aufweg ohne Stufen erreicht werden. Besonders der Ausblick hinunter in das Hauptschiff und in die Kuppel lohnen den Aufstieg in jedem Fall und man sollte diese Möglichkeit nicht verpassen.
Die Runen der Wikinger auf der Empore der Hagia Sophia
Einer der beeindruckendsten Orte in der Kirche der heiligen Weisheit, ist für mich die Stelle, wo sich die Halfdan Inschrift befindet. Dabei handelt es sich um Runenzeichen der Wikinger. Die Anwesenheit der Nordmänner im Mittelmeer verwundert nicht, denn man weiß, dass sie bis dahin im Zuge ihrer Eroberungszüge vorgedrungen waren.
Erst später wurde belegt, dass nicht wenige Wikinger sich als Söldner in den Truppen der byzantinischen Armee verpflichtet hatten.
Auch wenn der genaue Wortlaut der Inschrift von den Wissenschaftlern aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustands nicht mehr genau entziffert werden konnte, so glaubt man dennoch, an einer Stelle den Namen Halfdan zu erkennen, einen typischen Namen in der Wikingerzeit.
Die zweite Inschrift wurde 1975 in einer Nische im westlichen Teil der gleichen Galerie entdeckt. Sie enthält den Namen Ari oder Arni.
Die Mosaike der Hagia Sophia
Zahlreiche Mosaike sind in der Kirche der heiligen Weisheit zu bestaunen. Und das Wort ist nicht übertrieben gewählt. Denn die Mosaike zeigen die höchste Kunst der Byzantiner und gehören zu den absoluten Meisterwerken jener Zeit.
Besonders interessant ist ein Mosaik, dass den Kaiser Johannes II. Komnenos mit Kaiserin Irene und Kronprinz Alexios zeigt, die der Muttergottes mit Kind Gaben reichen.
Eines der bedeutendsten Mosaiken der Empore zeigt Christus als Pantokrator (Weltenrichter) auf dem Thron mit dem Buch des Lebens in seiner linken Hand. Zur Rechten des Gottessohnes befindet sich Kaiser Konstantin IX. Monomachos, der von 1042-1055 regierte, zu seiner linken Kaiserin Zeo (1028-1042).
An anderer Stelle ist Christus als Weltenrichter zu sehen. Hier beeindrucken die lebensnahen Gesichtszüge, die Detailfülle und nicht zuletzt die Farbgestaltung des Mosaiks. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Kunstwerke die Übertünchung im Zuge der Eroberung Konstantinopels durch die Muslime überstanden haben und einen Eindruck von der Perfektion vermitteln, die das christliche Gotteshaus einst besessen haben muss.
Das Grab des Dogen Henricus Dandolo in der Hagia Sophia
Auf der Empore sollte man auch einen kurzen Halt am Grabstein von Henricus Dandolo einlegen. Der venezianische Doge war bekannt für seine Brutalität während des vierten Kreuzzugs. Die Kreuzfahrer plünderten auch Konstantinopel und der fast 90-jährige Dandolo wurde in der Hagia Sophia beigesetzt.
Als die Byzantiner die Stadt jedoch wieder übernahmen, warfen sie seine Knochen weg und später wurde sein Grab von den Osmanen in der Hoffnung auf wertvolle Grabbeigaben geplündert. So blieb nur der Grabstein übrig, auf dem sein Name zu lesen ist.
Iznik-Paneelen auf der Empore der Hagia Sophia
Nur schwer zu entdecken und daher häufig übersehen werden die Iznik-Paneelen. Sie liegen in einem kleinen Tunnel, der an seinem Ende einen Blick in die Apis der Kirche der heiligen Weisheit gestattet. Die wunderschön bemalten Fließen stammen aus der westanatolischen Stadt Iznik.
Diese war seit jeher ein Zentrum der Keramikherstellung. Diese besitzen einen eigenen Stil und erlangten Berühmtheit durch ihre handwerklich meisterhafte Fertigung. In vielen Moscheen der Türkei, aber auch in anderen Ländern, kamen die Fliesßen zum Einsatz.
So auch in der Hagia Sophia. Mittlerweile weist ein Schild auf die im Halbdunkel des Tunnels liegenden Paneelen hin, die im 17. Jahrhundert gefertigt wurden.
Der Moscheebrunnen der Hagia Sophia
Einen Moscheebrunnen oder eine entsprechende Waschgelegenheit gibt es in jeder Moschee. Diese Anlagen werden (Şadırvan) genannt. Sie dienen der vorgeschriebenen Reinigung derjenigen, die zum Gebet in die Moschee kommen. Man wäscht Teile des Körpers aber vor allem die Füße, um den Staub der Straße nicht in den geheiligten Raum zu tragen. Die Waschstellen sind von allen Seiten her zugänglich.
Der Moscheebrunnen der Kirche der heiligen Weisheit ist ein Werk des Barocks aus dem 18. Jahrhundert und besonders schmuckvoll gestaltet. Er ist aus Marmor erbaut und besitzt eine sechseckige Form. Im Inneren ist die hölzerne Decke in Grün gehalten, der Farbe des Islam. Darunter befindet sich der eigentliche Brunnen mit umlaufenden äußerst kunstvollen Gittern.
Fazit
Eines der bemerkenswertesten Bauwerke der Erde, die Hagia Sophia ist alleine schon eine Reise nach Istanbul wert. Sie spiegelt einen großen Abschnitt der Weltgeschichte wider und bietet eine nahezu unübersehbare Anzahl von wertvollen Kunstwerken. Ein Bauwerk das zu Recht in der Neuzeit zu den modernen Weltwundern gezählt wird.