Bergen hat nur rund 280000 Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt Norwegens. Aber Bergen ist mehr als nur eine gewöhnliche Stadt. Die alten Sagen berichten, dass die Siedlung um 1070 von König Olav Kyrre gegründet worden ist. Später war es der Ort, wo die norwegischen Könige gekrönt wurden. 1360 errichteten deutsche Kaufleute einen Hansekontor in der Stadt und vieles von dem, was heute an historischen Bauten im Stadtgebiet zu sehen ist, entstand zur Zeit der Hanse und prägt bis heute das Stadtbild. So ist der Ort seit Jahrhunderten das kulturelle Zentrum Norwegens und wird zu Recht die „heimliche“ Hauptstadt Norwegens genannt. Schon im 19. Jh. gab es ein Orchester, hier wirkte Edvard Grieg und viele Theater und Museen brachten der Stadt einen guten Ruf in der Kunstszene ein.
Bis heute gehören die Musik, das Bergen-Musikfestival und Kirchenkonzerte in der Stadt zum Kulturprogramm. Namhafte Künstler aus aller Welt treten hier auf und haben Bergen zum Ruf der heimlichen Hauptstadt Norwegens verholfen.
Die Håkonshalle und die Handelskontore
Einige der Sehenswürdigkeiten liegen unweit des Hafens. Die Håkonshalle entstand im Auftrag von König Håkon Håkonsson zwischen 1247 und 1261 als Repräsentationshalle erbaut. Bis heute ist das Bauwerk in Gebrauch und ist, trotz starker Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg, ein gutes Beispiel der nordischen Profangotik. Unweit der Halle beginnen die Holzhäuser von Bryggen, dem ehemaligen deutschen Hanseviertel. Sie gehören seit 1979 zum Weltkulturerbe der UNESCO und wurden nach einem Brand in den 50er Jahren des 20. Jhs. rekonstruiert. Hier kann man u.a. im Hanseatischen Museum „Finnegard“, das sich in einem der Häuser befindet, erfahren, welcher Lebensstandard während der Zeit der Hanseaten herrschte und dass es nicht einfach war, damals hier zu leben. Es ging spartanisch zu und der eigene Luxus stand hinter dem geschäftlichen Erfolg. Der Handel hatte Vorrang und besonders im Winter mussten alle zusammenhalten, um diese schwierige Zeit zu überstehen.
Der Fischmarkt lohnt sich immer noch
Ein Muss für jeden Reisenden ist ein Gang über den Fischmarkt. Waren hier früher nur die Fischer verteten, die an einfachen Ständen die Fänge des Tages anboten, hat sich der Markt heute zu einem Ziel der Touristen aus aller Welt entwickelt. Es gibt nicht nur Fisch und alle Arten von Meeresfrüchten, sondern auch Souvenirs aller Art. Besonders reizvoll sind die kulinarischen Spezialitäten, die angeboten werden. Dazu gehören Elchsalami und Elchburger ebenso wie gebratenen Lachs oder das klassische Fischbrötchen. Es ist spannend zu sehen, mit welchem Können die Markthändler den Lachs häuten und zubereiten. Rund um den Fischmarkt kann der Besucher das maritime Flair geniessen, das Bergen bis heute zu bieten hat und für jede Norwegenreise einen Höhepunkt darstellt.
Kirchen sind Schatzkammern in Bergen
Bergen besitzt viele Kirchen, darunter die Domkirche, die Korskirche und vor allem auch die Marienkirche mit ihrer auffälligen Doppelturmfassade. Sie wurde in romanischem Stil um 1130 errichtet und war die Kirche der Hanesaten. Noch bis ins späte 19. Jh. wurde hier in deutscher Sprache gepredigt. Das gerade frisch restaurierte Gotteshaus brannte mehrere Mal im Laufe seiner Geschichte ab und wurde immer wieder aufgebaut. Man sammelte Kunstwerke, die aus ganz Norwegen kamen an dieser Stelle, so dass die Kirche den Beinamen „Schatzkammer Norwegens“ erhielt. So sind viele Stauen erhalten geblieben und haben sogar den Bildersturm der Reformation überstanden. Das Triptychon auf dem Altar ist vermutlich eine Arbeit aus Lübeck aus dem 15. Jh.
Da diese Kirche eine Kirche der deutschen Kaufleute war, was auch durch die Grabinschriften (in deutsch) des kleinen Friedhofs vor der Kirche dokumentiert wird, wurde sie in den Wirren der Reformation verschont. Deswegen kann man heute auf dem Altar die Jungfrau Maria im Mittelpunkt der Altartafel sehen, was für eine protestantische Kirche nicht selbstverständlich ist.