Daß das kleine Andorra sich im Laufe seiner langen Geschichte zwischen den übermächtigen Nachbarn Spanien und Frankreich als unabhängiges Gebiet behaupten konnte, ist ebenso verwunderlich wie die Tatsache, dass sich in Andorra auch ein eigenständiges und gut funktionierendes Gemeinwesen entwickeln konnte. Die Grenze zu Frankreich hat eine Länge von 56,6 km, die zu Spanien 63,7 km.
Andorra ist in jeder Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung unter den Ländern. Geschützt und umringt durch die Pyrenäen blieben all die Jahrhunderte die Unterschiede zu den Nachbarländern deutlich sichtbar und unterstützten die wirtschaftliche Entwicklung des kleinen Staates.
Andorra lebt bis in die Gegenwart von diesem Gegensatz. Es ist die letzte „echte“ Steueroase in Europa, in der sich – heute noch – Ausländer aller Nationen relativ einfach niederlassen können. Wer hier ein Domizil besitzt, genießt Vorteile, die kein moderner Industriestaat seinen Bürgern bieten kann.
Der Sicherheitsstandart ist sehr hoch, man fühlt sich auf den Strassen sicher und braucht nicht um seine Besitztümer zu bangen – denn eine nennenswerte Kriminalität gibt es nicht.
Von 3000 m hohen Gebirgszügen umgeben erstreckt sich das kleine Fürstentum über drei Hochtäler im Osten der Pyrenäen. Das Land ist durchweg sehr gebirgig und 65 Berge übersteigen die 2000-Meter-Marke. Fast die Hälfte des Staatsgebietes befindet sich sogar oberhalb der Baumgrenze. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt nur bei 7,9 °C.
Andorra Landschaft ist waldreich und dem Hochgebirgsklima angepasst. Besonders die Flora ist vielfältig, während die Fauna der mitteleuropäischen gleicht. Das Vall del Madriu-Perafita-Claror wurde 2004 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Seither kommen mehr Besucher nach Andorra, die sich einen Eindruck von der Einzigartigkeit der Landschaft verschaffen wollen.
Der höchste Punkt des Staates liegt sogar bei knapp 3000 m. Vom mediterranen Landschaftsbild bis hin zur kahlen Steilwand des Hochgebirges, Andorra bietet all das auf engstem Raum.
El Gran Carleany (Der große Karl der Große) ist die Nationalhymne von Andorra. Von Joan Benlloch i Vivo (1864-1926) geschrieben und von Enric Marfany Bons (1871-1942) komponiert, wurde sie im Jahr 1914 eingeführt.
Nationalhymne Andorra – Katalanicher Text
El gran Carlemany, mon Pare dels alarbs em deslliurà,
I del cel vida em donà de Meritxell, la gran Mare,
Princesa nasquí i Pubilla entre dues nacions neutral
Sols resto lúnica filla de l’imperi Carlemany.
Creient i lluire onze segles, creient i lliure vull ser.
¡Siguin els furs mos tutors i mos Prínceps defensors!
I mos Princeps defensors!
Nationalhymne Andorra – Englische Übersetzung
The great Charlemagne, my Father, liberated me from the Saracens,
And from heaven he gave me life of Meritxell the great Mother.
I was born a Princess, a Maiden neutral between two nations.
I am the only remaining daughter of the Carolingian empire
Believing and free for eleven centuries, believing and free I will be.
The laws of the land be my tutors, and my defender Princes!
And Princes my defender!
Nationalhyme Andorra – Deutsche Übersetzung (sinngemäß, nicht wortgetreu) Der große Karl der Große, mein Vater befreite mich von den Sarazenen und vom Himmel gab er mir das Leben durch Meritxell die Großen Mutter. Ich wurde geboren eine Prinzessin, neutral zwischen zwei Nationen. Ich bin die einzig verbleibende Tochter des karolinischen Reiches glaubend und frei für elf Jahrhunderte, glaubend und frei werde ich sein. Die Gesetze des Landes seien meine Lehrer und meine prinzlichen Verteidiger! Und Prinzen meine Verteidiger!
Erste Belege für Menschen in den Tälern des heutigen Andorras gehen auf den griechischen Geschichtsschreiber Polibi aus dem Jahr 200 v. Chr. zurück. In den folgenden Jahrhunderten beeinflussten nacheinander die Römer, die Goten, die Araber und die Franken das heutige Staatsgebiet.
Jedes dieser Völker hinterließ Spuren, die heute einige der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten des Landes darstellen. 700 Jahre hat es Andorra geschafft sich stets neutral zu verhalten und seine mächtigen Nachbarn nicht zu reizen.
Andorra ist seit dem 8. Jh. unabhängig. 1278 wurde der Status eines Fürstentums ohne Fürsten unter der geteilten Oberhoheit (Kondominium) des Bischofs von Urgell (Spanien) und der Grafen von Foix (heute in Rechtsnachfolge der Präsident von Frankreich) geschaffen.
Zwei Fürsten regierten demnach das Land. Diese entsandten jeweils einen Abgeordneten. Beide Delegierten hatte die Aufgabe über die Gesetze und das Gemeinwesen zu wachen.
Ganz unblutig ist die Geschichte Andorra jedoch nicht geblieben. Im 13. Jahrhundert kam es zu blutigen Kämpfen und Feindseligkeiten zwischen den herrschenden, der Kirche auf der einen Seite und dem Adel auf der anderen. Erst zwei Abkommen im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts sorgten wieder für friedlichere Zeiten.
Bis heute basiert der Frieden in Andorra auf den damals ausgehandelten Dokumenten, nicht zuletzt weil machtvolle andorrianische Familien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert Sie immer wieder als Richtschnur ihrer Herrschaft und ihres Einflusses benutzten.
Während der französischen Revolution führte zur Aberkennung des Sonderstatus in Andorra, der erst 1806 durch keinen geringeren als Napoleon wiederhergestellt wurde. Immer wieder wurden die Dokumente, die den Sonderstatus des kleinen Staates sicherten den aktuellen politischen Situationen in den verschiedenen Jahrhunderten angepasst.
Auf das Vorhandensein von Straßen war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit. Eine erste Straße wurde 1913 gebaut und Verband fort an Andorra mit Spanien. Es folgten weitere Verbindungen 1933 mit Frankreich.
Diese Straßenverbindungen sorgten 1934 für einen sehr frühen Beginn des Tourismus in Andorra, das vor allem für den Wintersport bekannt und bis heute beliebt ist.