Albanien, ein Land in Europa und dennoch ein Entwicklungsland?. Ein Land in Europa und dennoch anders? Eigentlich kann es oder sollte es das nicht geben, so denkt man als Europäer unwillkürlich. Aber Albanien entzieht sich der Beurteilung mit herkömmlichen Maßstäben. Albanien ist in der Tat das ‚andere‘ Europa.

Es ist reich an Bodenschätzen und dennoch hoch verschuldet. Die Analphabetenrate ist nach wie vor relativ hoch und trotz eines uralten Rechtssystems ist die Kriminalität im Land ein Thema. Obwohl es viel zu sehen gibt, sind Touristen, bedingt durch die nach wie vor schwierige Lage in Albanien, selten. Ein Grund mehr sich einmal etwas mit Albanien zu beschäftigen und mehr darüber zu erfahren.

Mehr als zwei Drittel des Staatsgebiets werden von Bergland und zum Teil von Hochgebirgsregionen eingenommen. Vom Shkodra-See im Norden bis nach Vlora im Süden erstreckt sich eine zum Teil nur wenige Kilometer breite Schwemmlandebene entlang der Küsten. Rund ein Drittel der Fläche Albaniens ist bewaldet. Im raueren Hochalbanien kommen noch Wölfe, Bären und Adler (Wappentier) vor.

Vier große Seen und die dazugehörigen Landschaften, bilden ein Refugium für Tiere und Pflanzen. Der Shkodra-See in deutsch Skutarisee ist der größte See des Landes. Er hat eine Fläche von 368 km². Die Grenze verläuft mitten durch den sie, denn der größere Teil gehört zu Montenegro.

Der Ohridsee ist ebenfalls unterteilt. Nur der kleinere Teil der rund 348 km² gehört zu Albanien. Die Landschaft hier ist besonders reizvoll wäre auch ein Ziel für Touristen. Aber dafür ist die Infrastruktur noch nicht genügend ausgebaut.

Der Prespasee ist zwar 274 km² groß aber nur ein kleines Stück im Westen gehört zu Albanien. Den Rest der Fläche teilen sich Mazedonien und Griechenland.

In den Strassen von Berat

Osmanische Brücke bei Berat

Schließlich muss auch der Butrint-See erwähnt werden, denn die nur 16 km² große Wasserfläche ist eigentlich eine Lagune gefüllt mit Salzwasser. Der Salzgehalt des Sees ist sehr unterschiedlich.

Er ist 7,1 km lang und 3,3 km breit. Besonders hier zeigt sich der Wert der Seenlandschaften für Albanien denn alleine um den Butrintsee wurden 14 gefährdete Tierarten gezählt und eine Vielzahl von Vögeln, Reptilien und Amphibien.

Die Albaner verstehen sich selbst als Nachfahren der Illyrer. Vom Römischen Reich unterworfen, aber als tapfere Krieger geschätzt, begann im 1. Jh. n. Chr. die lange Zeit der Fremdherrschaften und Besatzungen. 1389, nach der verlorenen Schlacht auf dem Amselfeld, bei der Albaner und Serben gemeinsam gegen die Türken kämpften, begann die Islamisierung des Landes.

Auch der Befreiungskampf unter dem Nationalhelden Skanderbeg konnte die nun folgende 500-jährige Besatzung nicht verhindern. Dennoch wird der ursprünglich als Georg Kastriota Nationalheld hoch verehrt. Seine Burg ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten während einer Reise durch Albanien.

Als Skanderbeg starb übernahm 1468 das osmanische Reich die Herrschaft in Albanien. Von nun an veränderte sich das Land und die osmanischen prägten immer mehr die Kultur und das Alltagsleben der Menschen. Diese traten nach und nach zum Islam über.

Im 18. Jahrhundert schwand die Macht der Osmanen und ein Unabhängigkeitskampf war die Folge, der sich immer wieder in Aufständen der Bevölkerung nach außen manifestiert. Die Liga von Prizren war der Vorreiter vieler verschiedener Nationalbewegungen in Albanien, die alle ein Ziel hatten: die Unabhängigkeit des Landes. Eine bewegte und vor allem nicht immer gewaltfreie Geschichte begleitete das Land durch das 19. und 20. Jh. gleich zu Beginn des Jahrhunderts herrschten in Albanien chaotischer olympische Verhältnisse. Die Regierung versuchte mit eiserner Hand nationalistische Bestrebungen zu verhindern.

Die Unabhängigkeit brachte das Ende des Ersten Balkankrieges im Jahr 1912. Schon 1913 wurde Albanien als eigenständiger Staat anerkannt. Es folgten die Zeiten der beiden Weltkriege. Immer wieder stand hier die Aufteilung Albaniens unter verschiedenen europäischen Ländern wie Italien und Griechenland zur Debatte. Erst 1920 wurde das Land erneut für unabhängig erklärt. Schließlich darf auch das Regime von Enver Hoxha nicht unerwähnt bleiben. Seine Bestrebungen waren, aus Albanien einen Staat nach dem Vorbild der Sowjetunion zu machen.

Die komplett rote Flagge wird in der Mitte von einem scharzen zweiköpfigen Adler bestimmt. In der aktuellen Version ist sie seit dem 7.April 1992 gültig. Auch auf nahezu allen früheren Flaggen Albaniens ist der schwarze Adler zu sehen.

Dieser hatte aber auch verschiedene Gestalt und es waren Ähren zu sehen, die von einem Roten Band umschlossen wurden. Diese Symbole sowie ein Stern wurden 1992 entfernt. Nur der Adler in der Flaggemitte blieb.

Hymni i Flamurit ist die Nationalhymne von Albanien. Die Worte wurden von dem albanischen Dichter Aleksander Stavre Drenova geschrieben. Die Hyme wurde zuerst als Gedicht in „Liri e Shqipërisë“ (Freiheit Albaniens), einer albanische Zeitung in Sofia, Bulgarien veröffentlicht. Die Musik komponierte der rumänische Komponist Ciprian Porumbescu.

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Die Stadt Skanderbeg-Stadt Kruja in Albanien

Die Skanderbeg-Burg in Kruja

Die junge Generation des 21. Jahrhunderts ist deutlich moderner geworden, hat alte Traditionen in Frage gestellt und ist in Glaubensfragen äußerst tolerant und offen.

Albanien ist auch ein Land der Minderheiten. Die kleinste Gruppe sind die Montenegriner mit rund 1000 Menschen im Nordwesten des Landes bei Shkodra. Darüber hinaus gibt es Vlachen, Mazedonier und Griechen. Die Roma stellen rund 3 % der Bevölkerung des Landes. Interessant ist der Themenbereich der „Religionen“ in Albanien.

Zwischen 1968 und 1990 hatten die regierenden Kommunisten das Land offiziell zum ersten atheistischen Staat der Welt erklärt und die Ausübung der Religion mit einem Verbot belegt.

Dennoch konnten diese Maßnahmen die Albaner nicht von ihrer Zugehörigkeit zu einer der Religionsgruppen hindern. Das, was an Glaubensgut in der eigenen Familie oftmals seit Jahrhunderten bewahrt worden war, bewahrte man in diesen Jahrzehnten und man erinnerte sich stets daran ob man muslimisch, orthodox oder katholisch gewesen war, selbst über die Generationen hinweg.

So bezeichnen sich rund 40 % der Albaner als Sunniten, 20 % als Bektaschi, 20 % als orthodoxe Christen und etwa 10 % als Katholiken. Die restlichen 10 % sind Atheisten oder gehören anderen Religionen – insbesondere christlichen Freikirchen – an.

Amphitheater in Dürres (Durazzo)

Wachturm der Stadtmauer in Dürres (Durrazzo)

Der besondere Reiz Albaniens für Individualtouristen liegt in der Abwesenheit des Massentourismus und der relativen Unberührtheit. Dafür erlebt man als Besucher die Freundlichkeit der Menschen auf dem Land – hier leben 70 % der Gesamtbevölkerung – und historische Sehenswürdigkeiten aus der Römerzeit ebenso wie aus der Zeit des Nationalhelden Skaderbeg und des 18. Jhs.

Aber diese „relative Unberührtheit“ bezieht sich leider nicht auf die Umwelt. Albanien ist nach wie vor das Land Europas mit der höchsten Umweltverschmutzung, die trotz vermehrter Anstrengungen bisher nicht unter Kontrolle ist. Auch die touristische Infrastruktur fehlt noch in weiten Teilen Albaniens.

Ich hatte die Gelegenheit Albanien bereits mehrfach im Rahmen von Kreuzfahrten kennen zu lernen und war von der Freundlichkeit der Albaner, den historischen Sehenswürdigkeiten und der landschaftlichen Vielfalt begeistert. Das Adria-Städtchen Dürres (ital. Durrazzo) ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge bis hin nach Tirana. Unterwegs kann man die Skanderbeg-Burg besichtigen von deren Zinnen aus man einen herrlichen Ausblick auf die Hügel und Täler des Landes genießen kann.

Dürres selbst bietet neben Resten der historischen Stadtmauer vor allem das römische Amphitheater, das mitten in der Stadt liegt. In einer kleinen Kapelle sind frühchristliche Mosaiken zu bewundern und auch die venezianische Stadtbefestigung und ein Gang durch die Altstadt lohnen den Besuch.

Es gibt also ein großes Potential für Besucher in Albanien, und mit Sicherheit werden die Menschen diese künftig zu nutzen wissen und dann steht einem Tourismus, der Geld und somit Wohlstand nach Albanien bringt, sicher nichts mehr im Wege.